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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Leinen-Damaste
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Hofmann, Albert: Mein Wohnungs-Ideal, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0087

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Seite 70.

ZIlustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für „Znn e n - D e ko r a t i o n".

Mai-Heft.

rinen^^dsmaftr.

!on der rühmlichst bekannten Kunstanstalt für Lichtdruck und Ver-
lags-Buchhandlung von Stengel 8c Markert werden seit
einer Reihe von Zähren die Schätze der Textil-Abtheilung aus dem

Königlichen Kunstgewerbe-Museum
zu Dresden veröffentlicht. Ls er-
schienen bisher, herausgegeben von
dem Vorstände dieser Abtheilung
den: Bibliothekar E. Kumsch und
ausgewählt unter Mitwirkung der
Fachlehrer für Musterzeichnen an
der Kunstgewerbeschule zu Dresden,
der Professoren Eckert und Rade:
(889. Stoffmuster des XVI.—X VIII.
Jahrhunderts, Serie I, 50 Tafeln in
unveränderlichem Lichtdruck, (00
Mustern (mit Vorwort von Hofrath
Professor T. Graff). Preis 75 Mk.
(890. Stoffnmster des XVI.—XVIII.
Jahrhunderts, Serie II, 50 Ta-
feln mit (52 Mustern. Preis 75 Mk. (89(. Stoffmuster des XVI.—
XVIII. Jahrhunderts, Serie III, 50 Tafeln mit (5q Mustern. Preis
75 Mk. (889. Spitzen und Weißstickereien des XVI.—XVIII. Jahr-
hunderts, 50 Tafeln mit (9( Mustern. Preis 75 Mk. Neuerdings
erschien nun eine neue Abtheilung: Leinendamastmuster des XVII.—
XVIII. Jahrhunderts, 25 Tafeln mit (q8 Mustern. Preis fiO Mk.
Soviel uns bekannt, wird hiermit zum ersten Male ein Material ver-
öffentlicht, das bekanntlich durch seine Einfarbigkeit der fotografischen
Wiedergabe erhebliche Schwierigkeiten entgegensetzt. Schon bei den
Stoffmustern ist dies theilweise der Fall und kann dieser Nebelsland
nur dadurch gehoben werden, daß die Platten, wo uöthig, von Muster-
zeichnern vom Fach retouchirt werden. Das genannte Werk bietet zum
Theil ganz eigenartige, bisher noch unbekannte Musterungen, nament-
lich aber, was vielen Zeichnern von großem Werthe sein wird, eine
reiche Auswahl von Bordüren und Ecklösungen.

lieber die Herkunft der Originale entnehmen wir den: Vorwort
des Herausgebers folgende interessante Notizen, die auch für die Ge-

Abbildung Nr. „Sommer".
Motiv zum Bemalen eines Tellers.

schichte der Textilkunst im Allgemeinen von Interesse sind. — Die
vorliegenden Tafeln geben Muster von Leinen-Damasten, welche größten-
theils aus alten Dresdner Familien stammen, und sonach nicht in
die Hände von Antiquaren gekommen sind. Im Allgemeinen werden
die Originale als sächsisches Fabrikat gelten können, da in der sächsischen
Lausitz schon seit sehr früher Zeit Leineweberei betrieben wurde.

Zn Folge wiederholter Ueberschwemmungen wunderten bereits-
im Zahre (250 Tuchmacher und Leinenweber aus Flamand in Sachsen,
Brandenburg und Schlesien ein. Zn Aittauer Urkunden werden (390-
Leinenweber erwähnt. Zn Groß-Schönau, das noch heute den Mitteb
Punkt für die Damastweberei der sächsischen Lausitz bildet, wurde nach
der Thronik des Ortes bereits in: (6. Jahrhundert ebenfalls Leinen-
weberei betrieben. „Seit der Regierung Kurfürst Zohann Georg II.
((656—(680) hat sich allda die gezogene (das bedeutet Muster-)
Weberei dergestalt fortgepflanzt, daß selbige verdient, beschrieben zu
werden." (725 schreibt der Rath von Zittau (Groß-Schönau gehörte
der Stadt Zittau) an den Oberamtshauptmann zu Budifsin (Bautzen),,
daß „Anno (666 als eine noch nie im Lande gewesene Fabrik durch
2 Zwillichtweber, die Gebrüder Lange, die Niederländische Damast-
Würckerey glücklich hereingebracht und in Groß-Schönau etablirt wor-
den fei". (Zimmermann, Geschichte des schlesischen Leinengewerbes.)
Diese Kunst wurde wiederholt durch Gesetze vor Weiterverbreitung,
geschützt, außerdem erhielten die Weber noch verschiedene Privilegien.
Durch Vertreibung der Hugenotten ((68fl), unter denen sich eine große
Anzahl geschickter Leinenweber befand, trat im Bezugs der Leinen-
waaren insofern ein vollständiger Umschlag ein, als Italien, England
und Spanien ihren Bedarf nicht mehr in Frankreich decken konnten,
sondern auf die Zittauer Industrie angewiesen waren. Außer Zittau
und Groß-Schönau werden ferner Stolpen und dasige Gegend, Eibau,.
Ebersbach, Friedersdorf, Oybin, Haynewalde als sächsische Fabrikorte
für Damastweberei erwähnt, ebenso die preußischen Orte Landshut,
Schmiedeberg ((7flH und das ^österreichische Warnsdorf rc. Nach
diesen Orten waren trotz des Verbotes ab und zu sächsische Webev
ausgewandert. Zn Dresden wurde (576 die Weber-Innung ge-
zwungen, einen Leinenweber aufzunehmen, weil er die „arth uf da-
maschken zu wirken erstlich gegen Dressden brachte", welches kein meisten

Von Albert Hofmann-Reichenberg.

(Fortsetzung von Seite sz.)

n England ist die Stadt für Alle, die es ermöglichen können, nur
Arbeitsstätte. Man lebt in ihr, abgesehen von der Saison, also
Mai, Juni, Juli, nur so lange, als man muß. Sein Heim, sein
Familienleben verlegt der Mann der besseren Stände auf das Land.
Dort findet er in intimem Umgang mit der Natur Erholung und
Lebensgenuß. Das Klima begünstigt ihn dabei. Denn der Winter
ist im eigentlichen England nicht rauh, Schnee dort in vielen Gegen-
den eine seltene Erscheinung, der Frost nie andauernd und hart. Auf
seinem Landsitz, der eigenen oder doch für längere Zeit ihm eignenden
Scholle, fühlt sich der Engländer erst als sein eigener Herr; hier schreibt
seine Individualität die Gesetze des Lebens ohne Rücksicht auf den
Nachbar und die Allgemeinheit; hier findet er das, was ihm ein be-
sonders werthes Requisit des behaglichen Daseins ist, die „privacy"
des Lebens. Zn der Stadt der Kampf um die Existenz, das Hasten,
Zagen, Arbeiten, das „Time is money"; draußen das behagliche
Ausleben der eigenen Menschlichkeit, der ruhige Genuß des Existenz-
gefühles. Die Vorzüge, die diese Trennung ihm bietet, kommen in
erster Linie seinen Nerven zu gut; er schätzt sie so hoch, daß er ihnen
gegenüber die täglich sich wiederholenden, bisweilen mehrere Stunden
am Tage in Anspruch nehmenden Eisenbahnfahrten zur Stadt nicht
scheut. —

-Je mächtiger die großen Städte, vor allen London, im letzten

halben Jahrhundert sich entwickelt, desto lebhafter ist der Zug auf
das Land zun: Durchbruch gekommen. Allerwärts grüßen den auf

der Eisenbahn England Durchstreifenden aus der sanftbewegten grünen,
gzie Parkanlagen sich ausnehmenden Landschaft die sauberen, elegan-
ten Architekturen, bald einzelne Landhäuser inmitten des eigenen Areals,
bald mehr zufammengedrängte Villenkolonien auf dem Lande oder
als äußerste Vorstädte der großen Lentren. (R. Dohme, „das eng-
lische Haus", Seite q und 5.) Nirgends tritt das Geschäftsleben so
sehr in Gegensatz zu dem Familienleben, wie hier. Je aufreibenden
ersteres, desto gemüthlicher, behaglicher ist letzteres. Der intime Um-
gang mit der Natur wird aber nie aus den: Auge gelassen. Ist sie
doch in ihrer ewigen Ruhe und Großartigkeit eine stete Zufluchtsstätte
für den fiebernden, nervösen Menschen des XIX. Jahrhunderts, an
seiner Neige. Betrachtet man die englischen Einzelhäuser auf dem
Lande, so fällt sofort der malerische Reiz und in der Eintheilung die
mit großer Nüchternheit berechnete Zweckmäßigkeit auf. Das ist ein
hoher Vorzug. Da werden keine Konzessionen an Symmetrie, axonale
Konzeption rc. gemacht, sondern ein Raum reiht sich an den andern,
wie es die Bedürfnisse verlangen, und der Raum tritt nach außen so
hervor, wie seine Dimensionen und seine Lage es gebieten. Daher der
wohlthuende Karakter an Wahrheit und Wohnlichkeit, den alle diese
Bauten ausathmen. Im Innern kommt dann nun freilich noch die
malerisch wohnliche Einrichtung hinzu. Die Bewegung zur Schaffung
solcher Wohnstätten ist in England noch nicht alt. „Aus den Kreisen
der Maler und Kunstfreunde heraus bildete sich im Anfang der sieb-
ziger Zahre, getragen vom Studium und der hingebenden Bewunderung
des italienischen Quattrocento und gestützt auf die Reformbestrebungen
des South-Kensington-Museums, eine Gemeinde, welche jene liebens-
würdige und zierlich graziöse Welt, wie sie uns etwa die Bilder
Sandro Boticellis zeigen, im eigenen Haus und Gebaren wieder zu
beleben trachtete.-Ihre Führer gehörten zu den besten Namen.
 
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