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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Luthmer, Ferdinand: Etwas über Wohnungs-Einrichtungen
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Bronzefigur mit Laterne für Glühlicht
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Technisches
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Preisgekrönte Pianinogehäuse
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0110

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Seite 90.

Juni-Heft.

Zllustr. kun stg ew e rb l. Zeitschrift für „Z n n en- D c ko ra t i 0 n".

schrauben - wenn wir einmal auf diesen Zwang achten gelernt
haben, so werden wir ihm überall, auf allen Gebieten des Aunst-
gewerbes wieder begegnen. Gs ist, kurz gesagt, die Forderung, daß
in gewissen Gruppen der Hauseinrichtung jedes Stück ein Merkmal
trage, welches es als zum andern gehörig kennzeichnet. Ze durchge-
sührter diese Zusammengehörigkeit ist, desto passender ist die Gin-
richtung. Wer der seltenen Laune nachgegeben hat, sich ein Tafelservice
mit dem Meißener „Zwiebelmuster" anzuschaffen, wird nicht eher
„paffend" servirt sein, bis das Tafeltuch ebenfalls mit dem Zwiebel-
muster blau durchwirkt ist. Daß die Industrie, welche diese Gedecke
anfertigt, einen groben Fehler begeht, in dem sie ein ausgesprochen
keramisches Muster auf Weberei überträgt, kümmert ihn nicht. Za,
er wird weiter gehen — der Gaslüster im Speisezimmer wird mit
eingesetzten Meißener Zwiebelporzellantheilen konstruirt. Das Silber
der Tafel wird dasselbe Muster in Gravirung zeigen, und wer auch
konsequent ist, wird auch eine weiß und blaue Aacheitapete mit den
Meißener Zwiebeln austreiben, bis eine durchgeführte Zwiebelath-
mosphäre die Speisezimmer-Ginrichtung als „passend" karakterisirt.

Jede Debertreibung fordert den Spott heraus; und eben die
Uebertreibung ist es auch nur, gegen welche wir uns wenden.
Gine vernünftig durchgeführts Ginheitlichkeit gehört unbedingt zuin
Behagen der Wohnung, und wir wollen nicht leugnen, daß davon
in letzter Zeit vielleicht etwas zuviel über Bord geworfen ist. Mit
den Makartbouquets sollte auch etwas von dem malerischen Reiz
des Makartateliers in das Bürgerhaus eindringen, das sich der modernen
Renaissance öffnet: statt des malerischen Reizes ist es aber nicht selten
nur die Atelierunordnung, die ihren Ginzug hält. Nur große Räume
können mit letzterer Eigenschaft malerisch wirken, und es gehört schon
viel künstlerisch Bedeutendes, das Auge Fesselndes dazu, um uns ein
zufälliges Durcheinander reizend finden zu lassen. Und nun gar erst
ein absichtliches Durcheinander in unseren beschränkten Wohnungs-
räumen!

Da wollen wir lieber die Gebote unsres Tapeziers, uns passend
einzurichten, nicht ganz mißachten und uns nur Umsehen, in welcher
Beziehung unsere Ginrichtungsstücke zu einander stimmen sollen.
Unterscheiden wir dabei drei Gesichtspunkte: Ginheitlichkeit der Form,
der Farbe und des Maß stabe s.

Zn ersterer Beziehung braucht inan nicht so ängstlich zu sein.
Pedanterie führt hier am leichtesten zur Geschmacklosigkeit. Gs mag
noch hingehen, wenn die Gretonne, aus der wir Gardinen und Möbel-
bezüge unsres Schlafzimmers Herstellen, dasselbe Blumenmuster trägt,
wie die Tapete — ist es doch ein 5tolz unserer Tapetengeschäfts,
solcherart passende Glücke zu führen. — Wenn aber auch das Wasch-
und sonstige Aorzellangeräth des Gchlafzimmers mit denselben Blumen
dekorirt ist, so wird die Gache langweilig.

Noch schlimmer ist es, wenn ein Dekorationsmotiv bei Stücken
von ganz verschiedener Größe durchgeführt werden soll. Gesetzt, es
seien am Fuße eines silbernen Tafelaufsatzes die Gestalten eines Faunes
und einer Nymphe angebracht. Bei einem „passenden" Silbcrservice
müssen diese Figürchen, auf ein Drittel verkleinert, nicht nur an jeder
Aonfektschale wiederkehren, sondern womöglich noch in winziger Uopie
den Stil jedes Löffels und jeder Gabel schmücken. Umgekehrt machen
wir fast an jedem Porzellanservice die Beobachtung, daß die Deko-
ration, die für den Teller komponirt und richtig berechnet ist, an der
Suppenterrine und Bratenschüssel unschön auseinandergezerrt vorkommt.

Ginheitlichkeit der Formen ist schön und selbst nothwendig in der
Wahl des Stils; in einer Renaissanceeinrichtung wird ein ausgesprochen
gothisches Möbel immer Anstoß geben. Aber auch hier passen manche
historisch weit auseinanderliegende Stile merkwürdig zusammen.

Die Ausgabe, das passende in den Farben zu finden, wird immer
dem individuellen Geschmack große Freiheit geben. Wo dieser nicht
ausgebildet ist, wird man sich mit Borliebe hinter den Schutzwall der
Farblosigkeit zurückziehen, und das bekannte „feine Silbergrau" für
die vornehmste Farbe erklären. Zm Allgenreinen fängt neuerdings
die Farbenlust an, wieder kräftig auszuleben. Man liebt dabei nicht
die Vielfarbigkeit, sondern mehr die Durchführung eines Farben-
grundtons in verschiedenen Nuancen mit einer kontrastirenden Farbe,
die aber nur in kleinen Flächen, als Linie, Saum oder Passepoil vor-
kommt. Daß sich auch hierbei, unterstützt durch die überaus feinen

Töne der modernen Färbekunst, ein gewählter Geschmack offenbaren
kann, versteht sich von selbst. — Am fühlbarsten machen sich, so scbreibt
der Verfasser in „Vom Fels zum Meer", die gegen die Ginheitlichkeit
des Maßstabes begangenen Fehler und wir möchten dies Gebiet als
das wichtigste bezeichnen; vielleicht gibt es noch Anlaß zu einer Be-
sprechung. Zn dieser Plauderei ist schon mehr als genug der Antik
geübt worden, und ein schneller Schluß ist jetzt das passendste.

mit Laterne für EMHtrcht.

ie in Bronze ausgeführte Figur auf Seite 8y für elektrische Beleuchtung
eignet sich ganz besonders als Schmuck für Vorplätze, Treppenhäuser, Ein-
gänge zu Parkanlagen usw. und ist aus der bekannten Bronzewaaren-Fabrik von
L. k). Riedinger, Augsburg (Verkaufsfiliale in Frankfurt a. M.), erst vor
Kurzem hervorgegangen. Das Original wird einen Platz in der Abtheilung obiger
Firma in der „Frankfurter Elektrischen Ausstellung" erhalten und neben den übrigen
prächtigen Beleuchtungskörpern durch die äußerst exakte Ausführung berechtigtes
Interesse erregen. Die Firma hat vor Kurzem einen reich illustrirten Katalog
ihrer neuesten Erzeugnisse erscheinen lassen, der weiteste Aufmerksamkeit von Fach-
leuten und Laien verdient. In einem der nächsten kjefte gedenken wir noch einen
ebenfalls von obiger Firma angefertigten prachtvollen Rokoko-Lüster zur Abbildung
zu bringen.


Stlbstfchließrttde Palen!--MlappfrnNrv--Vrschl8k>e. Beim Bau
eines neuen ljauses muß der Baumeister auch daran denken, die wohnräume so
cinzurichten, daß sich dieselben stets gut lüften lassen, viele Zimmer haben wegen

des beschränkten Raumes und auch

aus Mangel an aller freien Aus-
sicht fast nie reine Luft. Auch
die Aborte werden vielfach am un-
günstigsten Platze angelegt; im
Winter muß sich überhaupt jedes
Zimmer, mag es noch so hoch und
frei liegen, gut lüften lassen.

Schon seit ;o Jahren verfertigt
G. Stierlin in Schaffhausen seine
ihm patentirten Klappfenster-Be-
schläge. Dieselben haben sich während dieser Zeit so glänzend bewährt,
daß jetzt viele Behörden den Stierlin'schen Verschluß bei Vergebung
von Fensterarbeiten vorschreiben. Beim Bau von Schulen, Rath- und
Krankenhäusern, Fabriken und besonders von Wohnhäusern hat sich
dieser Verschluß in Europa fest eingebürgert.

Figur ; veranschaulicht den Beschlag eines selbstschließenden (oder zuwerfeuden)
Klappfensters. Das Anziehen der Stahlschnur an der Seite dient zum Oesfnen,
Loslassen derselben zum Schließen des Fensters. (Dieser Beschlag wird in fünf

Nummern angefertigt.)

Figur 2 eignet sich hauptsächlich für Fabrik-
senster, die Manipulation ist äußerst einfach.
Anziehen der Schnur öffnet die Falle und
Fenster, Loslassen schließt beides, viele
schweizerische und deutsche Fabriken haben
diesen Beschlag mit bestem Erfolg schon an-
gewendet. Die österreichische Staatsbahn und
die Arlbergbahn haben sämmtliche Personen-
wagen mit diesem System versehen lassen und
stellen dem Erfinder das beste Zeugniß aus.
Für hochliegende Fenster wie an Turnhallen, Musikschulen und Lisenbahn-
Wartesälen existirt kein anderer ebenso praktischer Beschlag, als der von Stierlin.

dversgekvönte ^janmogehäuse.

n dem von der Firma Rud. Ibach Sohn in Barmen-Köln ausge-
schriebenen Wettbewerb, betr.: Stilgerechte P ia n i n 0 ge h ä use, be-
theiligten sich Bewerber mit zusammen 250 Entwürfen, von welch' letzteren
nach eingehender Prüfung 30 einer genaueren Sichtung unterworfen und hieraus
wiederum zwölf Entwürfe zur engeren Wahl gestellt wurden.

Nach eingehender längerer Abwägung der einzelnen Entwürfe gegen ein-
ander einigten sich die bereits früher in unsrer Zeitschrift genannten Preisrichter
auf folgende preisvertheilung:

;) Motto: „Barock", erster Preis 600 Mark (Zeichner Emil Rock st roh,
Berlin, Wilhelmstraße ;5).

2) Motto: „Artemis", zweiter Preis 2SO Mark (Architekt Earl Fr.
Weißer, München, Blutenburgstraße ;2il).

s) Motto: „Glückliche Reise", dritter Preis 2S0 Mark (Zeichner Earl
Spaeth, München, Landwehrstraße sz", Seitg.).

-z) Motto: „Frühling", vierter Preis 200 Mark (Architekt Georg Loesti,
Stuttgart, Iohannesstraße g Mi).

Außer diesen preisgekrönten Entwürfen wurden ferner noch fünf weitere mit je
;qc> Mark (zusammen 700 Mark) angekauft.
 
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