Leite s20.
Zuli-Heft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Nun muß ich gestehen, meine Herren,
Arabesken, die, sich ineinander verschlingend, darüber hinziehen, aber nicht so dicht,
daß der schimmernde Grund nicht voll zur Geltung käme, bei einer dritten wieder
ist der Fond silberfarbig und das Muster in einer dunkleren Nuance desselben Metalls.
tte der MittiquitAen-
liebhaberei zum modernen KunstgeZoerde.
j^as erklärt sich aber ganz einfach, wenn dieser Mann nicht gleich auf
gut Glück kauft, sondern erst zu einem Fachmanne geht und auf dessen
Zusicherung hin, daß der betreffende Gegenstand echt ist, den Kauf ab-
fchließt, was hat er dann selbst an der ganzen Sache? Er ist dann sa
gar nichs als der bloße Geldhergeber, er selber hat kein Urtheil, keine Ehre dabei,
und so hat er allerdings — den Schaden,
die Sache, von der wir hier sprechen
und deren Details Ihnen ebenso gut be-
kannt sind als mir, hat — wie jede Sache
auf der Welt— auch ihre Kehrseite, und
ohne diesem lächerlichen Antiquitätenkram
und Schacher das Wort reden zu wollen,
finde ich die Sache von einem gewissen
Gesichtspunkte doch wohl begreiflich. Ls
wäre ganz gewiß wünschenswerth, wenn
in Bezug auf das Sammeln von Alter-
thümern ein ganz anderer Geist walten
würde. Meine Herren, Jeder von uns
hat gewisse Stunden, in denen er sich
gewissen Träumereien darüber hingibt,
wie die Welt nach seinem Kopfe sein
sollte, und so sehr man die Utopie ein-
sieht, so beschäftigt es doch den Geist an-
genehm, sich die Welt und die Ordnung
der Dinge nach seiner eigenen weise zu
formiren. Auch ich leide manchmal unter
dieser Schwäche und habe mich öfter mit
dem Gedanken beschäftigt, wie würde es
in dem idealen Land aussehen, in welchem
Du unbedingt zu gebieten hättest, inBezug
auf das Sammeln von Alterthümern.
Wenn ich ein unbedingter Alleinherrscher
wäre, der bindende Gesetze geben könnte,
würde ich das Alterthümersammeln in
privatem Wege geradezu gesetzlich ver-
bieten und würde es nur auf folgende
Fälle limitiren: Das Sammeln von Alter-
thümern ist Sache des Staates und jener
großen Familien, welche ein historisches
Recht darauf haben; diesen den Besitz
zu nehmen, wäre ein Unrecht, auch aus
Gründen der Pietät für die Geschichte.
Allen anderen Privaten aber würde ich
alle nicht zum Familienerbe gehörigen
Alterthümer konfisziren und müßten diese
als Staats- oder Nationaleigenthum er-
klärt werden. Ich würde den Handel
mit Alterthümern behandeln wie die
Uebertretung der Monoxolgesetze, wie
den Schmuggel, und streng bestrafen.
Dieser Theil des Traumes wäre,
wenn er Wirklichkeit werden könnte, nicht
so schlimm. Ich denke mir nämlich, einen
wahren Sinn für die Wissenschaft und
das Kunstgewerbe hat das Alterthum
nur in einer vernünftigen Verwaltung;
diese kann ihm nur in seltenen Fällen
im Privatbesitze zu Theil werden; denn
der privatbesitz ist ein fluktuirender. Ls
ist heute vom Standpunkte des Historikers gar nicht mehr möglich, ein Kunstwerk
und seine Schicksale zu verfolgen, bei dem steten Ruine von Familien, die leider an
der Tagesordnung ist. Bei dem Fluktuiren des Besitzes ist ein Gegenstand, den
ich noch in dem Besitze des Herrn X glaubte, in drei, vier Hände übergegangen
oder vielleicht gar nicht mehr zu eruiren, während ich noch die Studien über denselben
anstelle. Ich darf dreist behaupten, daß solche Fälle nicht zu den Seltenheiten gehören.
Ich würde in meinem idealen Staate das Gesetz aufstellen: die Sammlungen
der Alterthümer haben den Zweck zu verfolgen, Illustrationen der Geschichte zu
sein, der wissenschaftlichen Forschung zu nützen und der Hebung der Geschmacks-
bildung; alles Andere ist Thorheit und entwürdigend für solche Schätze, an denen große
Lrinnerungen hängen und von welchen das Volk im Allgemeinen Genuß haben soll.
Nun habe ich früher gesagt, von einem gewissen Gesichtspunkte finde ich es
begreiflich, daß es so ist. Ls wäre gewiß wünschenswerther, wenn Jeder, vom
kleinen Manne der mittleren Gesellschaft, der sich neu einrichtet, bis zum vornehmen,
hohen Herrn, der Haunderttausende darauf verwenden kann, wenn jeder dieser
^ Abbildg. Nr. 38;. Unterbrechung einer langen Walch durch Stoffdekoration.
Faktoren bei der Absicht der Neueinrichtung zum Künstler und Gewerbsmanne
ginge. Daß so viele sich aber lieber dem Alterthumskrämer zu demselben Zwecke
zuwenden, hat einen Lrklärungsgrund. Im Allgemeinen ist in einem niederen
Niveau das Sicheinrichten durch Alterthümer auch heute noch billiger, als das Ein-
richten durch die moderne Thätigkeit der Gewerbsleute; ich habe das hundertmal
erfahren. Irgend ein Mann von einer mittleren Stellung will sich behaglich ein-
richteu — zum Glücke ist heute die Geschmacksbildung so allgemein verbreitet, daß
kaum ein Mann, der auf Bildung und gesellschaftliche Werthschätzung Anspruch
erhebt, zwischen kahlen Wänden in einer Spittelbergmöbelwirthschaft existiren mag,
— wie soll nun dieser Mann dies anfangen? Nehmen wir an, der Mann hat an
einer wand des Speisezimmers einen leeren Fleck, der ihn genirt. Dorthin möchte
er etwas haben. Lin Bild malen lassen, kostet viel, ebenso eine Lambris; nun
findet er bei irgend einem Trödler einen alten Stoff, zerrissen, schmutzig, abgebleicht;
diesen Fetzen kauft er vielleicht um 5 fl.; er läßt sich eine nette Draperie machen,
die häßliche Stelle ist verdeckt, und er ist viel billiger davongekommen. Ich habe
zwei schöne Betten, eingelegt im Ge'
schmacke der Maria Theresianischen Zeit,
gefunden; durch den Unverstand des
Händlers waren diese schönen Jntarsia-
betten um den Preis von 70 fl. zu haben;
wo finden wir, wenn auch nur beschei-
dene Ansprüche gemacht werden, zwei
anständige Betten, die nur halbwegs auf
schöne Dekoration und Stil Anspruch
machen können, um diesen Preis?
Solcher Fälle könnte ich Ihnen viele
nennen. Ich will das keineswegs zur
Entschuldigung sagen, aber zur Motivi-
rung, warum unser modernes Gewerbe
eben nicht in der Lage ist, auch dem
Minderbemittelten seine Geschmacksan-
sprüche, wenn sie auf einer höheren Stufe
stehen, zu einem billigen Preise zu be-
friedigen. Das ist übrigens eine Sache, die
nicht hierher gehört undnichtdem Gewerbe
zur Schuld angerechnet werden kann.
Mit dieser Thätigkeit, mit diesem
eigenthümlichen Streben hängt ein wei-
terer Uebelstand zusammen; dieser Uebel-
stand ist in neuerer Zeit aufgetreten in
Gestalt eines Gewerbewesens, welches
in dieser Art die Vergangenheit nicht ge-
kannt hat. Dieses Individuum nennt sich
Fournisseur. Das ist ein Mann, der Alles
kann, was man von ihm will. Je mehr
die dilettantische Sehnsucht, sich künst-
lerisch einzurichten, alle Kreise ergriffen
hat, desto bequemer mußte es sein, einen
Mann zu haben, dem man nichts Anderes
zu sagen braucht, als: Ich will mich
alt einrichten, veranlassen Sie weiterest
Wer ist der Mann, was ist sein
Gewerbe? Lr ist eigentlich ein Agent.
Lr besorgt Alles, vom Baldachin eines
großen Empfangszimmers bis zum Sxuck-
napf; er beschafft nicht nur Möbel und
Derartiges, auch Kunstwerke werden von
ihm beigestellt, er ist das Mädchen für Alles.
Diese Richtung ist auch keine ge-
sunde; sie verdrängt Berufene, sie ver-
drängt Diejenigen, welche in künstlerischem
und kunstgewerblichem Sinne geeignet
wären, das Steuerruder zu führen. Die
gute alte Zeit, wenn sie Interieurs und
prächtige Einrichtungen anschaffte, berief
den Architekten und den großen Künstler,
von Lebrun angefangen, und ihnen stand
zur Seite die ebenbürtige Gilde der
Palette und des Kunstgewerbes. — Line derartige Bevormundung des ordinären
Geschäftsmannes, der nicht das Wappen des Handwerksmannes und des Gewerbe-
treibenden führt, ist auch eine Kraukheitserscheinung unserer Zeit, die nicht möglich
wäre, wenn nicht die Bequemlichkeit, die den direkten Verkehr mit Handwerkern
verschmäht, und der Dilettantismus, eine derartige Abhülse brauchen würde.
Heute, als ich daran war, diesen Saal zu betreten, sprach ein hochverehrter
Mann, der sich um die Blüthe unserer Kunst und unseres Kunstgewerbes in glän-
zender Weise verdient gemacht hat, das sehr richtige Wort: „Bei allen diesen
Dingen sind wir immer nur in der Lage, die Schäden zu konstatiren und hin und
her zu sprechen, warum das leider so ist, aber ein Heilmittel an die Hand zu geben,
ist uns nicht möglich, dasselbe muß aus dem Publikum selbst herauswachsen."
Ist es nun schon für den Praktiker so schwierig, so ist es dem Theoretiker
am allerschwersten möglich. Nur einen Gedanken, wie es besser werden könnte,
möchte ich äußern, vielleicht, daß sich derselbe im Laufe der Zeit realisirt.
Ich glaube, ein Aufschwung des Gewerbes an sich, in dem Sinne der Durch»
Zuli-Heft.
Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Nun muß ich gestehen, meine Herren,
Arabesken, die, sich ineinander verschlingend, darüber hinziehen, aber nicht so dicht,
daß der schimmernde Grund nicht voll zur Geltung käme, bei einer dritten wieder
ist der Fond silberfarbig und das Muster in einer dunkleren Nuance desselben Metalls.
tte der MittiquitAen-
liebhaberei zum modernen KunstgeZoerde.
j^as erklärt sich aber ganz einfach, wenn dieser Mann nicht gleich auf
gut Glück kauft, sondern erst zu einem Fachmanne geht und auf dessen
Zusicherung hin, daß der betreffende Gegenstand echt ist, den Kauf ab-
fchließt, was hat er dann selbst an der ganzen Sache? Er ist dann sa
gar nichs als der bloße Geldhergeber, er selber hat kein Urtheil, keine Ehre dabei,
und so hat er allerdings — den Schaden,
die Sache, von der wir hier sprechen
und deren Details Ihnen ebenso gut be-
kannt sind als mir, hat — wie jede Sache
auf der Welt— auch ihre Kehrseite, und
ohne diesem lächerlichen Antiquitätenkram
und Schacher das Wort reden zu wollen,
finde ich die Sache von einem gewissen
Gesichtspunkte doch wohl begreiflich. Ls
wäre ganz gewiß wünschenswerth, wenn
in Bezug auf das Sammeln von Alter-
thümern ein ganz anderer Geist walten
würde. Meine Herren, Jeder von uns
hat gewisse Stunden, in denen er sich
gewissen Träumereien darüber hingibt,
wie die Welt nach seinem Kopfe sein
sollte, und so sehr man die Utopie ein-
sieht, so beschäftigt es doch den Geist an-
genehm, sich die Welt und die Ordnung
der Dinge nach seiner eigenen weise zu
formiren. Auch ich leide manchmal unter
dieser Schwäche und habe mich öfter mit
dem Gedanken beschäftigt, wie würde es
in dem idealen Land aussehen, in welchem
Du unbedingt zu gebieten hättest, inBezug
auf das Sammeln von Alterthümern.
Wenn ich ein unbedingter Alleinherrscher
wäre, der bindende Gesetze geben könnte,
würde ich das Alterthümersammeln in
privatem Wege geradezu gesetzlich ver-
bieten und würde es nur auf folgende
Fälle limitiren: Das Sammeln von Alter-
thümern ist Sache des Staates und jener
großen Familien, welche ein historisches
Recht darauf haben; diesen den Besitz
zu nehmen, wäre ein Unrecht, auch aus
Gründen der Pietät für die Geschichte.
Allen anderen Privaten aber würde ich
alle nicht zum Familienerbe gehörigen
Alterthümer konfisziren und müßten diese
als Staats- oder Nationaleigenthum er-
klärt werden. Ich würde den Handel
mit Alterthümern behandeln wie die
Uebertretung der Monoxolgesetze, wie
den Schmuggel, und streng bestrafen.
Dieser Theil des Traumes wäre,
wenn er Wirklichkeit werden könnte, nicht
so schlimm. Ich denke mir nämlich, einen
wahren Sinn für die Wissenschaft und
das Kunstgewerbe hat das Alterthum
nur in einer vernünftigen Verwaltung;
diese kann ihm nur in seltenen Fällen
im Privatbesitze zu Theil werden; denn
der privatbesitz ist ein fluktuirender. Ls
ist heute vom Standpunkte des Historikers gar nicht mehr möglich, ein Kunstwerk
und seine Schicksale zu verfolgen, bei dem steten Ruine von Familien, die leider an
der Tagesordnung ist. Bei dem Fluktuiren des Besitzes ist ein Gegenstand, den
ich noch in dem Besitze des Herrn X glaubte, in drei, vier Hände übergegangen
oder vielleicht gar nicht mehr zu eruiren, während ich noch die Studien über denselben
anstelle. Ich darf dreist behaupten, daß solche Fälle nicht zu den Seltenheiten gehören.
Ich würde in meinem idealen Staate das Gesetz aufstellen: die Sammlungen
der Alterthümer haben den Zweck zu verfolgen, Illustrationen der Geschichte zu
sein, der wissenschaftlichen Forschung zu nützen und der Hebung der Geschmacks-
bildung; alles Andere ist Thorheit und entwürdigend für solche Schätze, an denen große
Lrinnerungen hängen und von welchen das Volk im Allgemeinen Genuß haben soll.
Nun habe ich früher gesagt, von einem gewissen Gesichtspunkte finde ich es
begreiflich, daß es so ist. Ls wäre gewiß wünschenswerther, wenn Jeder, vom
kleinen Manne der mittleren Gesellschaft, der sich neu einrichtet, bis zum vornehmen,
hohen Herrn, der Haunderttausende darauf verwenden kann, wenn jeder dieser
^ Abbildg. Nr. 38;. Unterbrechung einer langen Walch durch Stoffdekoration.
Faktoren bei der Absicht der Neueinrichtung zum Künstler und Gewerbsmanne
ginge. Daß so viele sich aber lieber dem Alterthumskrämer zu demselben Zwecke
zuwenden, hat einen Lrklärungsgrund. Im Allgemeinen ist in einem niederen
Niveau das Sicheinrichten durch Alterthümer auch heute noch billiger, als das Ein-
richten durch die moderne Thätigkeit der Gewerbsleute; ich habe das hundertmal
erfahren. Irgend ein Mann von einer mittleren Stellung will sich behaglich ein-
richteu — zum Glücke ist heute die Geschmacksbildung so allgemein verbreitet, daß
kaum ein Mann, der auf Bildung und gesellschaftliche Werthschätzung Anspruch
erhebt, zwischen kahlen Wänden in einer Spittelbergmöbelwirthschaft existiren mag,
— wie soll nun dieser Mann dies anfangen? Nehmen wir an, der Mann hat an
einer wand des Speisezimmers einen leeren Fleck, der ihn genirt. Dorthin möchte
er etwas haben. Lin Bild malen lassen, kostet viel, ebenso eine Lambris; nun
findet er bei irgend einem Trödler einen alten Stoff, zerrissen, schmutzig, abgebleicht;
diesen Fetzen kauft er vielleicht um 5 fl.; er läßt sich eine nette Draperie machen,
die häßliche Stelle ist verdeckt, und er ist viel billiger davongekommen. Ich habe
zwei schöne Betten, eingelegt im Ge'
schmacke der Maria Theresianischen Zeit,
gefunden; durch den Unverstand des
Händlers waren diese schönen Jntarsia-
betten um den Preis von 70 fl. zu haben;
wo finden wir, wenn auch nur beschei-
dene Ansprüche gemacht werden, zwei
anständige Betten, die nur halbwegs auf
schöne Dekoration und Stil Anspruch
machen können, um diesen Preis?
Solcher Fälle könnte ich Ihnen viele
nennen. Ich will das keineswegs zur
Entschuldigung sagen, aber zur Motivi-
rung, warum unser modernes Gewerbe
eben nicht in der Lage ist, auch dem
Minderbemittelten seine Geschmacksan-
sprüche, wenn sie auf einer höheren Stufe
stehen, zu einem billigen Preise zu be-
friedigen. Das ist übrigens eine Sache, die
nicht hierher gehört undnichtdem Gewerbe
zur Schuld angerechnet werden kann.
Mit dieser Thätigkeit, mit diesem
eigenthümlichen Streben hängt ein wei-
terer Uebelstand zusammen; dieser Uebel-
stand ist in neuerer Zeit aufgetreten in
Gestalt eines Gewerbewesens, welches
in dieser Art die Vergangenheit nicht ge-
kannt hat. Dieses Individuum nennt sich
Fournisseur. Das ist ein Mann, der Alles
kann, was man von ihm will. Je mehr
die dilettantische Sehnsucht, sich künst-
lerisch einzurichten, alle Kreise ergriffen
hat, desto bequemer mußte es sein, einen
Mann zu haben, dem man nichts Anderes
zu sagen braucht, als: Ich will mich
alt einrichten, veranlassen Sie weiterest
Wer ist der Mann, was ist sein
Gewerbe? Lr ist eigentlich ein Agent.
Lr besorgt Alles, vom Baldachin eines
großen Empfangszimmers bis zum Sxuck-
napf; er beschafft nicht nur Möbel und
Derartiges, auch Kunstwerke werden von
ihm beigestellt, er ist das Mädchen für Alles.
Diese Richtung ist auch keine ge-
sunde; sie verdrängt Berufene, sie ver-
drängt Diejenigen, welche in künstlerischem
und kunstgewerblichem Sinne geeignet
wären, das Steuerruder zu führen. Die
gute alte Zeit, wenn sie Interieurs und
prächtige Einrichtungen anschaffte, berief
den Architekten und den großen Künstler,
von Lebrun angefangen, und ihnen stand
zur Seite die ebenbürtige Gilde der
Palette und des Kunstgewerbes. — Line derartige Bevormundung des ordinären
Geschäftsmannes, der nicht das Wappen des Handwerksmannes und des Gewerbe-
treibenden führt, ist auch eine Kraukheitserscheinung unserer Zeit, die nicht möglich
wäre, wenn nicht die Bequemlichkeit, die den direkten Verkehr mit Handwerkern
verschmäht, und der Dilettantismus, eine derartige Abhülse brauchen würde.
Heute, als ich daran war, diesen Saal zu betreten, sprach ein hochverehrter
Mann, der sich um die Blüthe unserer Kunst und unseres Kunstgewerbes in glän-
zender Weise verdient gemacht hat, das sehr richtige Wort: „Bei allen diesen
Dingen sind wir immer nur in der Lage, die Schäden zu konstatiren und hin und
her zu sprechen, warum das leider so ist, aber ein Heilmittel an die Hand zu geben,
ist uns nicht möglich, dasselbe muß aus dem Publikum selbst herauswachsen."
Ist es nun schon für den Praktiker so schwierig, so ist es dem Theoretiker
am allerschwersten möglich. Nur einen Gedanken, wie es besser werden könnte,
möchte ich äußern, vielleicht, daß sich derselbe im Laufe der Zeit realisirt.
Ich glaube, ein Aufschwung des Gewerbes an sich, in dem Sinne der Durch»