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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 3.1892

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Hornig, Fr.: Der Weihnachtstisch und das Kunstgewerbe
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Fotografie und Rahmen-ausstellung in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.6760#0277

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Leite 2s8.

Zllustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Znnen-Dekoration.

Dezember-Heft.

tionsstücke, oft von unzulässiger Größe, als beispielsweise die plastischen,
in deutscher Terracotta gearbeiteten Wandteller, welche höchstens in der
Entfernung einige Wirkung auszuüben vermögen, in der Nähe aber
dem Aunstgewerbe keine Ehre machen. Da sind die gemalten Wand-
teller, welche unter anderen die Meißener königl. Porzellanfabrik liefert,
wahre Aunstwerke dagegen, und auch die in Majolika ausgesührte
imitirte Melmalerei auf Leinwand ist unleugbar sehr nett, da das Ge-
webe recht täuschend nachgeahmt wird. Prunk- beziehentlich Wand-
teller von Metall eignen sich am Besten für dunkelgehaltene, für
Renaissance-Zimmer, während oben erwähnte Art in Betreff der Stil-
Harmonie weiteren Spielraum gewährt; besonders sind die kleineren
Teller mit Arabesken oder stilisirten Blumen zum großen Theil für
Rokoko-Einrichtung, überhaupt für hell gehaltene Räume berechnet.
Prunkteller für Tellerbretter in Renais-
sance-Speisezimmern müssen selbstver-
ständlich bei aller Feinheit und Gedie-
genheit den Schein der Gebrauchsfähig-
keit wahren. Gepunzte, geätzte oder
gravirte Metallteller nehmen sich sehr
gut aus, doch ist es rathsam, auch dem-
entsprechende Thon- (Porzellan, Majo-
lika, Steingut usw.) Produkte dazwischen
anzubringen, damit derGesammteindruck
lebensvoller, abwechslungsreicher wird.

Unsere heute so beliebten „alt-
deutschen" Büffets bieten überhaupt viel
Platz zu Weihnachtsgeschenken, von den
bestickten Leinendecken an bis zu den
„altdeutschen" Pumpen und Artigen,
und den grünlichen Römern, der stil-
gerechten Leuchter und Lichter ebenfalls
nicht zu vergessen. <V, es gibt der an-
genehm-nützlichen Dinge gar viel, die
unterm Weihnachtsbaum Staat machen
dürfen! Man schaue sich nur erst or-
dentlich daheim und dann in den Schau-
läden um, da wird man gar Vieles
finden — vielleicht gar mehr, als Einem
lieb ist!

Selbst das Makart-Bouquet, das
so viel mißbrauchte und darum so viel
mißachtete, darf in geschmackvoller Zu-
sammenstellung ein artig Thristgeschenk
heißen, zumal wenn es gleich in einer
Vase steckt, die, neutral gehalten, sich
jeder Zimmereinrichtung anpaßt.

Hat man mit den angezogenen Ge-
genständen noch nicht genug, so möge
man den Schreibtisch mustern, und da
gibt's sicher etwas Veraltetes auszu-
merzen oder etwas Nothwendiges neu
anzuschaffen, und sei es Briefpapier,
das man -— zumal für Damen — in
so reizender feiner Weise dekorirt und
mit Miniatur-Bildern schmückt, sodaß
solch ein Briefpapier-Aarton oft eine wahre kleine Bilder-Gallerie vor-
stellt. Aber ich sehe, ich bin bei der Auszählung von Geschenkgegen-
ständen in ein Thaos hineingerathen, aus dem ich nur mit Noth und
Mühe herauskommen werde —- vor mir thürmen sich Absatz-, Rauch-
und Schachtischchen, Schmuckkästchen, Portierenstoffe, Teppiche, Tafel-,
Bier- und Aaffe-Service, Makart-Wedel usw., usw. haushoch auf, so-
daß man leicht ersehen kann, daß es unendlich viel der Dinge gibt, die
man schenken kann, und mit denen man immer noch sein oder Anderer
Heim zu verschönern vermag.

Das kaufende Publikum ist zum großen Theile sehr unentschlossen
und im Verständniß für Horm und Harbe, überhaupt für Harmonie
sehr unsicher, es sollte darum der Verkäufer es sich angelegen sein
lassen, möglichst neben dem Geschäftsmann auch der kunstverständige
Rathgeber zu sein, wenn auch sein guter Wille oft nicht anerkannt,

sondern mit Undank gelohnt wird. Diese Handlungsweise kommt nicht
nur dem kaufenden Publikum, sondern auch dem Aunstgewerbe zu Gute,
denn bekanntermaßen wirkt ein Gegenstand erst durch seine Umgebung,
beziehentlich er kommt erst voll zur Geltung, wenn er am richtigen
Platze steht, während es umgekehrt nur störend wirkt und sich selbst
obendrein noch schändet. Aber der Aäufer hat nun eben seinen „Ge-
schmack" für sich, und ein deutsch-bürgerliches Sprüchwort lautet: „Ze-
dern für seinen Dreier, was ihm schmeckt!" Also wird es auch zur
diesmaligen Weihnachtszeit Leute genug geben, die gutgemeinten Rath
verschmähen; aber unversucht sollte es trotz alledem wenigstens von
Seiten der kunstgewerblichen Verkäufer nicht bleiben, bildend auf den
Aunstsinn des Publikums einzuwirken. Letzteres aber möge in diesem
Bestreben keine Zudringlichkeit und Bevormundung sehen, und sich vor

Allem selbst durch Schauen und Ver-
gleichen zu bilden bestreben, damit es
Stil, Horm- und Harbenharmonie, Vol-
lendetes undMinderwerthiges beurtheilen
lernen. Auch soll man lieber ein paar
Groschen oder Mark nicht ansehen und
etwas Schönes, Gediegenes kaufen, statt
sich durch einen scheinbaren niedrigen
Preis zum Erwerbe leichtgearbeiteter,
Pfuscher-Waaren verleiten zu lassen.

Vom Besten ist der billigste Aauf!
Dies alte wahre Wort gilt auch im
Aunstgewerbe, und vor Allem zu Weih-
nachten soll man außer der Nützlich-
keit auch die Schönheit eines Gegen-
standes mehr wie je mit in Betracht
ziehen, damit sein Besitz nicht nur mo-
mentan, sondern dauernd das Auge er-
freue! — Zn der Hoffnung, daß vor-
stehende Zeilen vielleicht auch ein dünnes
Leitfädlein durch das Wirrsal von Rath-
losigkeit und Unentschiedenheit für Man-
chen aus dem freundlichen Leserkreise
sein werden, wünsche ich zum Schluß
noch allen wackeren Meistern und Hreun-
den des biederen deutschen Aunsthand-
werks ein recht gesegnetes, fröhliches
Weihnachtsfest! I

Fotografie- und Rahmen-Ausstellung

in Henris. (verspätet.)

Ein Hrühjahr in Paris ohne Aus-
stellungen scheint jetzt ein Ding der Un-
möglichkeit zu sein; nicht nur bringt
uns dasselbe statt eines „Salons" nun
stets deren zwei, ja sogar noch mehrere
Gemälde-Ausstellungen unter den ver-
schiedensten Namen, sondern auch sonst
bieten alle möglichen Gegenstände Ver-
anlassung, um uns in ihrer Gesammtheit
vorgeführt und so entschieden besser zuv
Anschauung gebracht zu werden. Wev
der französischen Hauptstadt manchmal einen Besuch schenkt, wird viel-
leicht der Ansicht sein, daß eine solche Zusammenstellung überflüssig
ist, da man beim Durchwandern der großen Boulevards, der Aue cke
1a. V^ix oder Avenue äe 1'Oxern die prächtigsten Sachen in Genüge
bewundern kann, aber gerade für den Hremden ist eine solche Ausstel-
lung von besonderein Znteresse, denn er kommt fast nie in die fernen
Quartiere, in die Arbeiterviertel, wo oft die schönsten, besonders abev
die praktischsten und zweckmäßigsten Gegenstände zu finden sind, und
diese werden ihm bei solchen Gelegenheiten vorgeführt. Auch in dev
Hotografie-Ausstellung, die augenblicklich im Vnlsäs ckes benux nrtu
aus dem LALUix cke N3.I8 stattfindet, sieht man, indem man die
Säle durchwandert, mit Bequemlichkeit manche Dinge in größter Hülle,
die man sonst nur vereinzelt äntrifft und besonders ist dies mit Bezug
auf Bilderrahmen der Hall, die wieder so recht ins Licht stellen, welche

Abbildung Nr. Einfache Stoff-Dekoration für Balkonthüren.
 
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