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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 6.1895

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Merk, D.: Die Ausstellung von Zeichnungen und Aquarellen für Innen-Dekoration in Karlsruhe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6759#0183

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^Äntcr^llikwirkrmgvon-si-rosissorWerMMM (Aotz herausgegeben v ouI'Ileranst cr^Eö ch

ZU beziehen nur durch den Buchhandel,
ssreis vierteljährlich für Deutschland Mk. 5.—, für
Vesterr.'Ungarn u. das gesammte Ausland Mk. 5.50.

Sämmtliche mit * versehenen Illustrationen stehen unseren Lesern zur verwerthung frei.

TE* Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Nultnrstaaten. -MH
Illustrationen und textliche Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Nur Sonder-Hefte sind einzeln a Mk. 2.— erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Sllzrnidt» Leipzig.
Insertions» Bedingungen am Schluß der Zeitschrift.

VI. Iahrg. 1695.

-W Leipzig ^ Darmstadt Wien. M'

September-Heft.

Die

lisüellung von

tili,innigen lind

quarelleil

in KarlsruHe.

von v. Merk.

as badische Kunstgewerbe er-
freut sich seit Jahrzehnten einer
planmäßigen Förderung und
nachhaltigen pflege von Seiten
des hochedlen Landesfürsten
und seiner weisen Regierung. Noch
bevor die neue Aera heimischen
Schaffens durch die gewaltigen Er-
folge deutscher Waffen auf den fran-
zösischen Schlachtfeldern eingeleitet
worden war, hatte dieselbe in Karls-
ruhe eine Kunstgewerbeschule errichtet,
die aus kleinen Anfängen zu einer
der ersten Anstalten ihrer Art in
Deutschland sich entwickelte. Weitere
Fachanstalten für die besonderen Be-
dürfnisse wichtiger Industriezweige
entstanden bald nachher in Pforzheim
und Furtwangen. Es geschah in
der richtigen Erkenntniß, daß man
von vorne anfangen, daß ein natio-
nales Kunstgewerbe erst wieder ge-
schaffen werden müsse. Patten doch die Stürme des 30 jährigen
Krieges auch die Kleinkünste der gegenwärtigen badischen Landes-

1895

Nr. »Sy.

theile, so die einstmals blühende Töpferindustrie Villingens, die
Silberschmiedekunst der ehemals freien Reichsstädte Mffenburg,
Gengenbach rc., die an vielen Grten schwunghaft betriebene Kunst-
tischlerei, von der u. A. der Rittersaal des Schlosses in peiligen-
berg glänzendes Zeugniß ablegt, entweder vollständig vernichtet
oder doch in ihrem innersten Mark getroffen und gelähmt. Die
darauf folgende trostlose Zeit deutscher Zerrissenheit und Schwäche,
die für die südwestlichen Gaue des deutschen Vaterlandes ganz
besonders eine verhängnißvolle war, ließ den Gedanken an eine
Wiederaufnahme der gewaltsam unterbrochenen Kunstthätigkeit,
an eine geschmackvolle Durchbildung des Mobiliars und Geräthes
und an eine umfassendere Ausschmückung der Wohnung nicht
aufkommen. Die schon früher eingeleitete Trennung zwischen
Kunst und Gewerbe wurde allmählich eine vollständige, die hohe
Kunst zog sich in die Ateliers zurück, es keimten und entwickelten
sich jene akademischen Kunstrichtungen mit ihren kraft- und farb-
losen Gebilden, wie sie nur im Schatten nationalen Unvermögens
zu einer verhältnißmäßig respektablen Höhe emporschießen können.
Nach der Wiederaufrichtung des Reiches sollte es besser werden.
Mit dem Erwachen des nationalen Bewußtseins kam die Erinne-
rung an die einstige deutsche Kunstblüthe, die in Träumereien
versunkene hohe Kunst sah sich genöthigt, ihre Aufmerksamkeit
wieder mehr dem realen Leben zuzuwenden. Bei der großen
Perspektive auf würdige und lohnende Arbeiten fanden sich tüchtige
Künstler bereit, ihre Kraft in den Dienst der Kleinkünste zu stellen,
und sie fanden auch bald wieder die abgerissenen Fäden der Alt-
vordern, um dieselben weiter zu spinnen. Aber das Spinnrad,
um das Bild weiter zu führen, war verrostet und wurmstichig
geworden, für feinere Arbeit untauglich. Nicht nur war das
Gefühl für sorgfältige Ausführung, für irgend welche geschmack-
volle Gestaltung der Erzeugnisse fast vollständig aus unseren Werk-
 
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