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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Schliepmann, Hans: Das Reichsgerichts-Gebäude in Leipzig und seine Innen-Dekoration, [3]
DOI Artikel:
Weinhold, Reinhard: Pegamoid-Verfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0224

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Seite s66.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Oktober-Heft.

(man vergleiche die Wandausbildung des mittleren Strafsenats-
saales) so sind auch alle diese durchweg in Eichenholz hergestellten
Tische und Stühle — letztere meist mit einfacher brauner Leder-
polsterung — geradezu mustergültig. Da sind keine vertrackten
Formen, die der Benutzung des Nlöbels Hohn sprechen, keine scharfen
Kanten, überflüssige Querhölzer, ausgeleimte Aufsätze u. a. m.,
vielmehr ist überall von der praktischen Form ausgegangen und
der Schmuck dieser untergeordnet. Ich führe als Beispiel nur
an, wie sorgfältig die knaufartigen Endigungen der Lehnenhölzer
im Rechtsanwaltssaal (Beilage III im vorigen Hefte) so gestaltet
sind, daß sie sich als na-
türliche Handhaben zum
bequemen Anheben und
Fortschieben der Stühle
geradezu anzubieten schei-
nen. Wie reich und
mannigfaltig dabei der
Schmuck ist, möge man
aus der Abbildung des
nördlichen Eivilsenats-
saales (Nr. ^25 im vo-
rigen Hefte) ersehen. Auch
in technischer Hinsicht ist
jede Forderung erfüllt,
sodaß man den Rsichs-
gerichtsbau geradezu als
ein Nluseum des mo-
dernen Kunstgewerbes be-
zeichnen kann. «Schluß folg» -

SiMuaiilljer Marine - leim
wird folgendermaßen her-
gestellt: Kautschuk soTH.,
rektifizirtes Petroleum
s20TH., Asphalt 20 Th.

NIan hängt am besten
den Kautschuk in einem
aus dünner Leinwand ge-
fertigten Beutel so weit
in das Petroleum, daß
der Sack zur Hälfte ein-
taucht und stellt das Ge-
fäß an einen warmen
Ort. Nach Tagen
ist die Lösung erfolgt.

NIan schmilzt sodann den
Asphalt in einem Eisen-
kessel, läßt die Kautschuk-
lösung in einem dünnen
Strahl zufließen und rührt
unter schwachem Erhitzen
so lange, bis die NIasse
ganz gleichförmig gewor-
den ist und gießt sie dann in Blechformen, die leicht mit Fett
bestrichen worden sind. Beim Gebrauch wird der NIarineleim auf
folgende Weise verflüssigt: NIan setzt den Kessel, in dem der
Leim geschmolzen werden soll, in einen zweiten, der mit kochendem
Wasser gefüllt ist; erst nachdem die NIasse ganz flüssig geworden,
hebt man den Kessel aus dem Wasser und erhitzt den geschmolzenen
Leim unter beständigem Rühren aus freien Feuer, wobei man bis
zu sSO" L. gehen kann. Wenn möglich, erwärmt man die zu
leimenden Flächen ebenfalls auf sOO° L. und kann dann den Leim
langsam auftragen; je dünner die Schicht bei ebenen Gegenständen
ist, desto besser haftet der Leim; bei rauheren nimmt man eine dickere
Schicht und preßt den Neberschuß durch Zusammendrücken heraus.—

Abbildung Nr. HZ7. Thüre im Speisesaal des Präsidenten.

degmnvid

von Rein hold Wein hold, Berlin.

>siese Erfindung eines Lithografen erregt in England gegen-
wärtig viel Aufsehen und dürfte auch sehr bald das In-
teresse unserer Fachkreise in Anspruch nehmen, „pegamoid" ist
die eingetragene Schutzmarke eines patentirten Verfahrens, um
NIaterial aller Art, insbesondere Papier, Leder, Baumwolle,
Leinwand, Wolle und andere Stoffe wasserdicht zu machen und
zu konserviren. Gegenstände, welche vermittelst des „pegamoid"-

Verfahrens präparirt
werden, gewinnen außer-
ordentlich an Haltbarkeit,
Eleganz und Gebrauchs-
werth. Dieselben sind un-
empfindlich gegen Nässe,
sowie vor dem zerstören-
den Einfluß von Insekten
geschützt, weich und bieg-
sam; auch werden solche
durch Witterungs- und
Klima-Wechsel nicht be-
einflußt. „pegamoid"-
Leder dürfte das echte
NIarokko-Leder vollstän-
dig verdrängen, da es
billiger ist und genan
dasselbe Aussehen hat,
als dieses, auch weder
fleckig noch faulig wird.
Bedruckte Tapeten, die so
präparirt wurden, sind
waschbar; dieselben be-
halten ihre ursprünglichen
Farben und bekommen
keine Wasserflecken.

Das „pegamoid"-
Verfahren ist so leicht
anwendbar, daß es weniK
Gegenstände im täglichen
Gebrauch geben dürste,
die damit nicht vortheil-
haft präparirt werden
könnten. Dem Unterneh-
mungsgeist ist damit ein
so weites Feld eröffnet,
daß es absolut unmöglich
ist, auch nur annähernd
die Grenzen der Anwen-
dung zu bezeichnen. Es
bleibt sich ganz gleich,
ob es sich um einen
Kragen oder einepatrone,
ein Buch oder einen Ballon handelt; allenfalls lassen sich folgende
drei Haupt-Gruppen feststellen: s. imitirtes Leder, 2. wasser-
dichte Stoffe, 3. Papiere aller Art.

Wir können uns hier natürlich nur mit denjenigen NIaterialien
beschäftigen, die sich mit Vortheil für unsere Zwecke verwenden^
lassen. Das sind zunächst die imitirten Leder-Arten. Dieselben
gleichen den verschiedenen Qualitäten und Stärken der gewöhnlichen
Häute und Felle. Nicht nur die Oberfläche der besten Qualitäten
ist täuschend imitirt und selbst übertroffen, auch im „Griff" sind
die Imitationen vom Original nicht zu unterscheiden. Imitirtes
Marokko wird namentlich für Polster-Zwecke verwendet und in
jeder Farbe hergestellt. Das gewöhnliche „Korn" des Leders
 
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