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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Metzger, Max: Die japanische Flächen-Dekoration als Vorbild für unsere moderne Kunstrichtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0085

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Zu beziehen nur halbjährlich (Jan.bezw. Juli).
Zahlung- vierteljährlich für Deutschland Mk.5.—,
für Oesterr.-Ung. u. das gesammte Ausl. Mk, 5.50.

Telegramm-Adresse: KochVerlag-, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniss u. genauer Quellen-Angabe gestattet.
Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung frei.

W Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten, -»S
Illustrationen u. textl. Beitrüge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzeln erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluss der Zeitschr.

IX. Jahrg. 1898. -

—s Leipzig Darmstadt Wien.

Mai-Heft.

Pie Japanische Flächen-peroratioN als Vorbilp * * *

* * * für unsere moperne kunstrichtung.

Von Max Metzger.

Beeinflussung unserer modernen Kunstrichtung
durch Japan wird heute niemand mehr bezweifeln
wollen und können. Die Eigenthümlichkeiten
der Anfänge unserer modernen Verzierungsweise
zeigen sich selbst dem Unbefangenen in so
deutlichen Zügen, dass man sehr oft die neue
Kunstrichtung von Laien als »japanische« be-
zeichnen hört. Die Art der Vertheilung und
die Silhouettirung in der Fläche, die Vorliebe
für lange schlank gebogene Linien anstelle
unserer bisherigen Bevorzugung der Spiralen-
ranke, die auffallende Uebereinstimmung in der Wahl der
Naturmotive erzeugen neben der vielfach thatsächlich geübten
Nachahmung den Eindruck einer solchen.

Was befürchtet wurde, als man auf Japan eindringlich
hinwies und japanische Naturanschauung und Naturauffassung
als vorbildlich hinstellte, ist zum grössten Theil richtig ein-
getroffen; die Hinweise wurden vielerorts missverstanden
und einfache Nachahmung der japanischen Kunstweise griff
um sich. Die feine Beobachtung, die wir von dem Japaner
lernen sollten, das Erhaschen von Augenblicksbildern aus
dem tausendfältigen beweglichen Leben und die gleichzeitige
künstlerisch - durchhauchte Wiedergabe, die ganze Art der
Durchgeistigung einfachster Motive sank bei uns vielfach zu
stumpfsinniger, gedankenloser Manierirtheit herab. Und doch

haben wir unstreitig schon einen Gewinn. Die Missgriffe
und Verirrungen der Erstlingszeit können die Vortheile nicht
erdrücken. Ein naiver, gesunder Sinn für das Volkstüm-
liche bricht sich allmählich Bahn.

Mit grösster Vorliebe, ja man kann zur Zeit noch sagen
fast ausschliesslich, widmen sich die Anhänger der modernen
Kunstrichtung der Flächen - Dekoration. In dieser können
ihnen thatsächlich die Japaner eine unendliche Fülle von
Anregungen bieten.

Betrachten wir uns den Urquell aller Kunst, die Natur,
auf die Motive hin, die sie diesen wie jenen liefert, etwas näher.

Die Pflanzenwelt hat in vielen Beziehungen Aehnlichkeit
und Berührungspunkte mit der unsrigen. Eine stattliche Reihe
von Wald-, Sumpf-, Wiesen- und Wasserpflanzen kommt
hier wie dort vor. Dagegen fehlen in Japan einige Pflanzen-
arten, die bei uns im Ornament schon vielfache Verwendung
gefunden haben, vollständig. Was aber den enormen Reich-
thum an Motiven für den Japaner noch vergrössert, das ist
seine Lust an absonderlichen Spielarten und seine erstaunliche
Kunst, stets von neuem solche zu erzeugen. Diese gross-
artige Fertigkeit beschränkt sich nicht blos auf die Umbildung
der Formen, sondern dehnt sich ganz besonders aus auf die
Hervorrufung von Farben und Farbenspielen ganz nach
Wunsch auf Blüthen und Blättern. Zahlreiche Pflanzenarten
haben schon von Natur aus eine auffällige Neigung, weiss-
 
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