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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 9.1898

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Englische Gewerbe-Künstler neuesten Stiles, [1]: C. J. A. Voysey, C. R. Ashbee, M. H. Baillie Scott
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https://doi.org/10.11588/diglit.7396#0211

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Zahlung- vierteljährlich für Deutschland Mk.5.—,
für Oesterr.-Ung. u. das gesammte Ausl. Mk. 5.50.
Telegramm-Adresse: Koch Verlag-, Darmstadt.

Nachdruck nur mit spezieller Erlaubniss u. genauer Quellen-Angabe gestattet.
Sämmtliche Original-Illustrationen stehen unseren Lesern zur Verwerthung- frei.

|V Die Zeitschrift ist verbreitet in allen Kulturstaaten, -^fl
Illustrationen u. textl. Beiträge nur an die Schriftleitung in Darmstadt erbeten.

Anfangs jeden Monats erscheint ein Heft.
Nur Sonder-Hefte sind auch einzeln erhältlich.

Buchh.-Vertreter: Eduard Schmidt, Leipzig.
Insertions-Bedingungen am Schluss derZeitschr.

IX. Jahrg. 1898. —3 Leipzig Darmstadt ^ Wien,

Dezember-Heft.

ENGLISCHE GEWERBE-KÜNSTLER NEUESTEN STILES.

C. J. A. Voysey. — C. R. Ashbee. — M. H. Baillie Scott.

enn von englischem Kunstgewerbe ge-
sprochen wird, so denkt man dabei in
Deutschland fast allgemein noch ent-
weder an die romantische Neubelebung
' der edelsten Vorbilder früherer Epochen
durch die Praerafaeliten, durch ihren
Propagandisten Ruskin, ihr dekoratives
Genie W. Morris und ihren glücklichen
Erben und Ausnützer Walter Cranc;

oder aber an jene unsäglich vielfältigen und unsäglich un-
gleichwerthigen Ergebnisse des Japonismus, d. h. an jene auch
bei uns bis zum Uebermass populär gewordenen realistischen
Pflanzen-Dekors, die besonders im Textilgewerbe, in der
Tapisserie und Leder-Applikation auch des Kontinentes wahr-
haft wie eine Seuche hausen. Bei der intensiven Rückwirkung
der Kolonial-Länder auf Gross-Brittanien, bei der Unmasse
wunderbarer Pflanzen und Thierformen, welche der für das
Finden und Sammeln so sehr begabte und dressirte Engländer,
und die in diesen Gaben ihm vielleicht noch überlegene Eng-
länderin von dort herüber brachten und dem praktischen
Nationalkarakter entsprechend auch gleich zeichnerisch zu
verwerthen trachteten, war es begreiflich, dass der Japonismus,
der eben auf der dekorativen Verwendung natürlicher Pflanzen-
und Thierformen unter Wahrung annähernder Porträtähnlich-
keit beruht, in England eine hohe Stufe erreichen musste.
Es wurde von vortrefflichen Künstlern nach diesem Prinzipe

ganz Grossartiges geleistet. Man wusste es mit den roman-
tischen Tendenzen der Praerafaeliten zu vermählen, man brachte
es in Verbindung[mit der eigenen heimathlichen Ueberlieferung
und kam so zu jener imponirenden Mannigfaltigkeit und
Anpassungsfähigkeit, welche die Kauf- und Nachahmungslust
aller Länder des Kontinents, vorzüglich Deutschlands und
Frankreichs begreiflicher Weise herausfordern musste. Anderer-
seits verführte der Japonismus, wie leider auch bei uns, so
auch dort, zu einem Dilettantismus allerschlimmster Art. Es
schien so leicht, aus den Skizzenbüchern, die man auf seinen
Reisen [mit Studien nach allerlei Gras und Kraut, Gethier
und Gewürm gefüllt hatte, nach den reizenden Amateur-
Photographien, welche die Formenpracht exotischer Blüthen
und die grandiosen Launen und Schrullen der in Urwäldern
frei spielenden Natur festhielten, nun dekorative Dessins zu
versuchen. Man beachtete selbstverständlich nicht, dass bei
den klassischen japanischen Vorbildern nicht die naturalistische
Wiedergabe das Wesentliche war, sondern vielmehr der
Rhythmus der Linien und der Klang der Farben, dass das
der Natur entnommene Abbild eben nur ein zufälliges Plus
zum Dekorativ-Wesentlichen ist, das einem bestimmten National-
Karakter entsprang. Man nahm also das naturalistische, nur
oberflächlich ein wenig zurecht-frisirte — »stilisirte« — Konterfei
der Pflanze oder des Thieres und setzte es so geschickt und
ansprechend wie möglich auf eine Fläche. Bei so primitiven
Anschauungen über Flächen-Ornament, bei solcher Nicht-
 
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