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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Hoffmann, E.: Wendel Dietterlin und seine Nachfolger, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0014

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L

Wendel Dietterlin, der «Maler von
Strassburg», ist zwar kein geborener
Elsässer — er hat 1550 oder 1551 zu
Pfullendorf, unweit des Bodensees, das
Licht der Welt erblickt — aber seine
gesamte Thätigkeit ist mit Strassburg so
innig verwachsen, dass es wohl in diesen
Blättern geboten erscheint, seine kunst-
gewerblichen Leistungen näher zu be-
leuchten.

Wendling Grapp, genannt Dietterlin *),
wurde wahrscheinlich 1562 mit seiner
Mutter, der Wittwe eines protestantischen
Predigers, in das Bürgerrecht der Stadt
Strassburg aufgenommen. Nach seiner
1570 vollzogenen Trauung kaufte er ge-
meinsam mit seiner Frau ein Haus, das
sich an dem Stephansplan befand; es hiess
« Zum Himmelreich ». Der Meister trat in
die Zunft zur Steltzen, welche die Gold-
und Silberarbeiter, die Glaser, die Buch-
binder, die Maler, die Bildhauer, die Ver-
golder und Lackierer u. a. umfasste.

Als der Umbau des Bruderhofes 1575
vollendet war, wurden die Aussenwände
geschmückt mit Malereien eines Künstlers
« qui exercait alors dans Strasbourg l'art
de la peinture avec succes, nomme Bar-

•j Vgl. Karl Ohnesorge, Wendel Dietterlin,
Maler von Strassburg. Leipzig, 1893.

thelmi Dieterlin», wie Grandidier berichtet,
der aus Versehen hier einen unrichtigen
Vornamen nennt.

Ungefähr um dieselbe Zeit verkaufte
Dietterlin sein Haus « Zum Himmelreich »
und erwarb ein anderes am Stephansplan,
das « Zur Lucernen »; 1580 aber siedelte
er bereits in die Krutenau über.

Fassen wir die übrigen Mitteilungen
kurz zusammen, die über Dietterlin aus
archivalischen Quellen gezogen worden
sind. Bei der Errichtung des Westflügels
für das Frauenhaus wird er als aus-
schmückender Künstler genannt. Ferner
ist der Nachweis seiner Beteiligung an
dem bedeutendsten Strassburger Neubau
damaliger Zeit, der alten Pfalz, dem Hotel
du Commerce, gesichert.

Im neuen Lusthaus zu Stuttgart — das
leider nicht mehr vorhanden ist — war er
ebenfalls als Deckenmaler beschäftigt,
« selb viert, Er selb, sein Sohn, ein Jung
und ein Gesell». Er hatte die Absicht,
seinen Hausstand in Strassburg aufzulösen
und für einige Jahre in Stuttgart zu wohnen.
Als deshalb die erste von ihm gefertigte
Visierung genehmigt worden war, kam er
beim Rate in Strassburg darum ein, ihm
zu gestatten, dass er ohne Verlust seines
Bürgerrechtes zwei Jahre von Strassburg
abwesend sein dürfe. Obwohl sich in
Stuttgart nach mancher Richtung für
Dietterlin der Aufenthalt günstig gestaltete,
 
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