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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Elsass-Lothringische Privatsammlungen, [2]: (Sammlung Spetz-Isenheim)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0057

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els ass - iqth ring ische

PriVaIsammluNgeN

(SAMMLUNG SPETZ-ISENHEIM)

Die Kunstgeschichte
nennt an hervorragender
Stelle das im Kreis Geb-
weiler liegende Städtchen Isenheim. Nach
Isenheim zog Hans Holbein der Aeltere
und beschloss hier seine Laufbahn — Isen-
heim war durch seine Antoniter-Praecep-
torei vielleicht der merkwürdigste Sitz
elsässischer Kunstthätigkeit im XVI. Jahr-
hundert geworden. Hier wurde der Hoch-
altar des Klosters ausgeführt, der sich
heute im Museum in Colmar befindet, das
grossartigste Werk der Plastik und Malerei,
welches das Elsass heute noch bewahrt.
Der Maler der Altarflügel war ja kein
geringerer als Matthias Grünewald, der
Führer der deutschen Coloristenschule;
schon das XVI. Jahrhundert nennt ihn
als Meister desselben (Bernhard Jobin,
im Vorwort seines 1573 erschienenen
Werkes Accuratce effigics pontificum
maximorutn).

Der Name Isenheim, des Städtchens,
in dem die Kunst des XVI. Jahrhunderts
ihre höchste Entwicklung erreichte, trägt
aber auch heute noch etwas von einer
Zauberformel für den Wissenden in sich:
in Isenheim befindet sich eine der schön-
sten und reichhaltigsten Privatsammlungen
des Landes, die Sammlung von Herrn
Georges Spetz. Der hervorragendste Zug
der Spetz'schen Sammlung äussert sich
darin, dass sie Zwecken der Wohnlichkeit
und des Comforts dienen muss, dass
eine Fülle des Schönsten, was Jahr-
hunderte hervorgebracht haben, die weit-
läufigen Räume ziert wie ein selbst-
verständlicher Schmuck. Hervorragende
französische Renaissancemöbel fesseln das
Interesse ebenso wie die grossen flandri-

schen Teppiche oder die deutschen Holz-
sculpturen, die zum Theil von hohem Kunst-
werthe sind. Die Sammlung Spetz ist auch
dadurch besonders merkwürdig, dass sie
eine stattliche Reihe von Gegenständen
enthält, die mit der Geschichte des Elsasses
eng verwachsen sind; ihr Besitzer hat es sich
niemals verdriessen lassen, solchen Kunst-
schöpfungen nachzuspüren und für das Land
zu retten, was irgendwie kunst- oder kultur-
historischen Werth beanspruchen kann. So
kommt es, dass wir neben hochinteressan-
ten kirchlichen Gegenständen, mittelalter-
lichen Schnitzereien, auf kostbare Erzeug-
nisse der Keramik, auf vorzügliches Porzel-
lan stossen, dass uns gediegene Arbeiten aus
Metall in der Sammlung Spetz begegnen,
die den Gesamtcharakter der Collektion
wesentlich vervollständigen. Mit einem
Wort: Herr Spetz kann ein Museum sein
eigen nennen, das keine Sparte kunstge-
werblichen Schaffens vermissen lässt; fast
alle Gebiete der Kleinkünste und des Kunst-
gewerbes sind gut vertreten. — Wir bringen
in diesem Hefte eine Tafel, die nur den
Gesamteindruck der reichen Sammlung
wiedergeben soll; in einer der folgenden
Nummern werden wir uns in Wort und
Bild noch eingehender mit der Sammlung
beschäftigen und den Versuch einer detail-
lirten Schilderung wagen. Nur so viel sei
schon heute festgestellt: die Sammlung
Spetz in Isenheim ist
— was das kunst-
gewerbliche Gebiet
anlangt — eine der
werthvollsten und
anregendsten der
Elsässischen Privat-
sammlungen.
 
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