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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Kritische Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0063

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KRlTTSGlE RUNPSGlAU

DIE DEUTSCHE WOHNUNGS-EIN-
RICHTUNG - Von Rud. TRUNK.
— Nachdem das deutsche Volk endlich
das ersehnte Ziel erreicht und sich zur
politischen Einheit durchgerungen hatte,
musste es sein Bestreben sein, sich im
Bewusstsein der erstrittenen Macht und
Grösse auf allen Gebieten des wirthschaft-
lichen Lebens selbstständig und unabhängig
zu machen. In der Erinnerung an die eigene
grosse Vergangenheit widerstrebte es dem
Deutschen, auch fernerhin bei den Nachbar-
völkern in die Schule zu gehen; die idealsten
Güter der Nation sollten aus der Mitte
des eigenen Volkes heraus entwickelt und
weiter gebildet werden — Deutsch, wie
das Fühlen und Denken, sollte fortan Alles
sein, was Kunst und Kunsthandwerk zur Ein-
richtung und zum Schmuck der Wohnung
aufwenden — Deutsch der Gedanke, die
Materie und die Form. Als Resultat dieser
Kunstbestrebung entstanden bald die «alt-
deutschen» Bier- und Weinstuben — erst
schlicht und einfach, bald reicher und
prunkvoller, endlich aber in überladener
Weise den ganzen Formen- und Farben-
reichthum der deutschen Renaissance dem
modernen Menschen vor Augen führend.
Butzenscheiben in schwerfälliger Bleifas-

sung, massige, faltenreiche und farbensatte
Vorhänge Hessen nur ein spärliches Däm-
merlicht in den stilvollen Raum eindringen,
das eben hinreichte, die überreich profi-
lirte Kassettendecke, ein Gewirr verkröpfter
Gesimse, Säulen, Consolen, Kartouchen,
massige, ornamentenüberladene Möbel,
figurenreiche Wandfriese, einen riesigen,
grünglasirten Kachelofen etc. in den
Hauptumrissen erkennen zu lassen. Grosse,
üppige Teppiche unter mächtigen Eichen-
tischen, prächtige Ausstattungsstücke in
Schmiedeeisen und cuivre poli vervoll-
ständigten den decorativen Effect jener
 
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