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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Hoffmann, E.: Wendel Dietterlin und seine Nachfolger, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0079

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Strassburgcr Schriftprobe aus der Zeit Dietterlins.

Venpel PieTterüN unp seine NachFqlger

Von Dr. E. HOFFMANN.

II.

Die «Architektura» Dietterlin's, von
der wir in dem vorliegenden Hefte eine An-
zahl charakteristischer Proben bieten, ist
das berühmteste Werk des Meisters, oft
genannt und gerühmt, von wenigen aber
wirklich gewürdigt. Das Werk ist heute
im Kunsthandel eine Seltenheit geworden.
Diejenigen aber, die sich aus der 1862 bei
Carl Claesen in Lüttich durch Steindruck
hergestellten Ausgabe ein Urteil über die
Manier des Meisters bilden wollten, haben
nur eine oberflächliche Vorstellung davon
empfangen können; denn diese Ausgabe
wird, was Zeichnung und Schattierung
anlangt, nicht im entferntesten ihrer Vor-
lagegerecht. Das lehrt am besten ein Blick
auf den Band mit den herrlichen Original-
zeichnungen des Meisters, der sich in der
Bibliothek der k. Akademie der Künste in
Dresden befindet. Eine ungemeine Fein-
heit und Sicherheit der Federzüge lässt
die geübte Hand des Meisters erkennen.
Uebrigens fehlt den mit dem Lineal gezo-
genen Linien, wie in allen architektonischen
Werken jener Zeit, die genaue Recht-

winkligkeit; die im Ganzen stets richtigen
Verhältnisse erscheinen völlig mit freier
Hand angegeben. Man hat diese Blätter
mit Recht wahre Musterleistungen dekora-
tiver Zeichenkunst genannt. Es kommt uns
aber gerade bei einem Studium dieser
Blätter klar zum Bewusstsein, dass Dietterlin
einen umfassenden « Formenschatz» bieten
wollte, in welchem nicht jedes Blatt not-
wendig seine eigene Idee und Erfindung
wiederzugeben brauchte; seine Hauptauf-
gabe war, alles umzuzeichnen für den
lehrhaften Zweck der Sammlung, den
einzelnen Blättern eine künstlerische Be-
deutung durch die Art der Gestaltung zu
geben. Wir können auch unterscheiden,
wie Dietterlin bald mehr architektonisch,
bald mehr malerisch empfindet. Und an-
mutend ist bei diesen Meisterwerken das
Urteil, das der Künstler selbst an seiner
Arbeit übte. Nicht selten hat der Künstler
einzelnen Teilen seiner Risse einen Vermerk
für die Ausführung in Radierung beige-
setzt: «dies ist zu klotz», «dies schmäler»
u. s. w., Hinweise, die er immer gewissen-
haft berücksichtigte.

Der erste Eindruck, den man von der
 
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