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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Dürer im Elsass, [1]
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Diehl, R.: Kunst im Handwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0121

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Diehl: Kunst im Handwerk.

108

Die energische und meisterhafte Zeichnung
dieser Köpfe lässt auf den ersten Anblick
in diesem Holzschnitte die Hand Dürer's
erkennen. Diesem Holzschnitt gegenüber
ist eine Sphäre in Umrissen, mit Buch-
staben bezeichnet, abgedruckt.

Ueber den Druck des Werkes von
Ptolemäus haben sich in dem Nachlasse
des intimsten Freundes Dürer's, des Wili-
bald Pirkheimer, eine Reihe von Briefen
aus den Jahren 1524—1526 erhalten, deren
Inhalt für die Beurteilung der damaligen
Verhältnisse zwischen Autor, Zeichner
und Verleger nicht uninteressant ist.

1525 beklagt sich Pirkheimer über
Grieninger's Facklerei und Gauklerei, mit
der er den Ptolemäus versehen, also über
das unnützige Leisten- und Vignettenwerk.
Dann fährt Pirkheimer fort: «Ich wollte,
Ihr solltet gehört haben, wie mir Albrecht
Dürer Eures Gemäls halber, an dem doch
kein guter Strich ist, eingeredet hat und
wie er gespottet hat, wir würden grosseEhre
mit einlegen, so wir damit ins welsche Land
vor die verständigen Maler kommen.»

Grieninger entschuldigte sich so gut
es ging und sagt in seinem Schreiben an
Pirkheimer: «Mich kennt Albrecht Dürer
wohl, er weiss auch wohl, dass ich die
Kunst lieb hab, wie wohl ichs nit (ändern)
kann, dass er mein Ding so verachte; ich
hab's nicht für Kunst ausgeben.»

Aus mehreren Stellen anderer Briefe
Grieningers, ebenfalls über den Druck des
Ptolemäus, geht hervor, dass derselbe
höchst wahrscheinlich auch Xylograph
und Bildmaler gewesen ist; indess scheinen
sich diese Leistungen blos auf unterge-
ordnete Arbeiten und Correkturen der
zum Ptolemäus verwendeten Holzstöcke
bezogen zu haben.

Was nun den angeführten Holzschnitt
von Dürer anlangt, so haben sich zwei
Briefe von dem kaiserlichen Baumeister
und Mathematiker Joh. Tscherte aus
Wien an Willibald Pirkheimer erhalten,
worin derselbe seinen Dank ausspricht
und ausdrücklich betont, dass die Armillar-
sphärenim Ptolemäus von Dürer gezeichnet
seien. (Sc/i/itss folgt.)

Zeichnung von Georg Daubner.

KUNST IM riANPVfLRI\

So lautet das moderne Losungswort.
Junge Künstler wenden sich dem Hand-
werk zu. Der «Ausschuss für Kunst im
Handwerk» in München, die Künstler-
siedelung in Darmstadt arbeiten mit Energie
darauf hin, in weiteren Kreisen Boden zu
gewinnen. Die «Vereinigten Werkstätten»
in München führen in dankenswerter Weise
in eigenen Werkstätten die Entwürfe von
Künstlern aus. Dresden und Wien besitzen
ihre Werkstätten für Kunsthandwerk, die
in demselben Geiste thätig sind. Man hat
es dabei längst ausgesprochen: «Unschein-
bare, oft hülflose, ja irrtümliche Versuche,
die sich auf wirklich neuen Bahnen mit
künstlerischem Ernst bewegen, sind wert-
volle Marksteine zu einer Kunst der
Zukunft.»

Und was lehren diese Erscheinungen
uns im Elsass? Die Zeit, in der die Nach-
ahmung vergangener Stile, wie dies bei
uns bis jetzt üblich war, den Kunstgewerbe-
treibenden schlecht und recht ernährte,
ist thatsächlich vorüber. Trotz aller Aus-
wüchse und Geschmacklosigkeiten, die
heute noch mit unterlaufen, lässt es sich
 
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