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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Diehl, R.: Kunst im Handwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0125

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H2 Dielil: Kunst im Handwerk.

Wandbild: »Der^Herbsi», enlworfcn.und ausgeführt
von J. B. Stahl.

weise nicht die einzige moderne ornamen-
tale Formensprache. Der moderne Stil ist
so reich im Ausdruck ornamentalen Em-
pfindens, dass kraftvolle Künstlernaturen
daran nicht Schiftbruch leiden werden.

Man muss aber in der That zwischen
ursprünglicher und nachgeahmter Kunst
zu unterscheiden wissen. J. P. Ree hat es
gewagt, den Satz auszusprechen: «Wallot's
Reichstagsgebäude und Bruno Schmitz'
Kyffhäuser-Denkmal stehen als Kunstwerke
einem Strassburger Münster viel näher
als alle gotischen Bauwerke, welche in
unserem Jahrhundert das Licht der Welt
erblickt haben. Das Strassburger Münster
und Wallot's Meisterwerk sind so ver-
schieden von einander, wie eine Eiche von
einer Pinie. Aber wie die Eiche und die
Pinie das mit einander gemein haben,
dass ihre Wurzeln tief im Boden der
Natur stecken, so ist auch jenen beiden
Werken der Wurzelboden gemein. Und
auf den Wurzelboden kommt es an».

Das Wort kann uns nachdenklich
machen. Nicht blinde Nachahmungssucht,
und wenn es der «moderne Stil» wäre —
die Mode geht nun einmal ihre lächerlichen
Kurven — soll unser heimisches Kunst-
gewerbe leiten, sondern das ehrliche
Streben, den Beweis zu erbringen, dass
unser Kunstgewerbe keine künstliche Pflanze
ist, sondern dass sie heute noch ihren
Wurzelboden besitzt, wie vor alten Zeiten.

Was aber kann im Elsass geschehen,
um dafür die Beweise zu erbringen? Soll
man hier das Beispiel Darmstadts nach-
ahmen und noch weiter für die Loslösung
von den eigentlichen Kunstmittelpunkten
Stimmung machen? Ich glaube, dies Unter-
fangen käme einer verfehlten Spekulation
gleich. Aber der regen staatlichen und ge-
sellschaftlichen Unterstützung bedarf das
moderne Kunstgewerbe im Elsass, um
einen stetigen Fortschritt zu erzielen. Die
kunstgewerbliche Blüte früherer Zeiten
fand ja stets an bestimmten nachweisbaren
Stützen ihren Anhalt: im Mittelalter an
der Kirche, dann am reichen Bürgertum,
dann an der unumschränkten Monarchie
eines Ludwig XIV. Oeftentliche Körper-
 
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