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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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Dürer im Elsass, [2]
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i36

Leitschuh ■ Dürer im Elsass.

Motiv aus Kaysersberg von Georg Daubner.

pÜRER IM LLSASS

Von Prof. Dr. LEITSCHUH

(SCHLUSS)

Die Strassburger Buchillustration ver-
dankt Dürer manche charakteristische
Zeichnung. Mit Grieninger, dem ausge-
zeichneten Strassburger Drucker und Ver-
leger, blieb der Nürnberger Meister lange
Jahre in Verbindung. Hans Wechtlin, der
Strassburger Holzschneider, erging sich
gerne in Reminiscenzen an Dürer; auch
Hans Baidung entlehnte zu seinen Holz-
schnitten gern Motive von Dürer, wie
dies z. B. bei dem Druckerzeichen des
Thomas Anshelm in Hagenau der Fall ist.

Schon durch diese Beziehungen scheint
sich Dürer im Elsass eine gewisse Volks-
tümlichkeit errungen zu haben, die noch
dadurch eine Verstärkung erfuhr, dass sich
vor allem in Dürer's Charakter als Kupfer-
stecher und Holzschneider ausprägt, wie
mannigfache künstlerische Anregung er
dem Elsass, besonders dem Meister Schon-
gauer, zu danken hat.

Und als die Schule Schongauer's
ihrem Zerfall entgegenging, fiel durch die

Werke Dürer's ein neues befruchtendes
Element auf diesen Boden.

Als ein Kunstgewerbe von hoher Be-
deutung erscheint noch im 16. Jahrhundert
das der Bildschnitzer und Maler, welche
die Altäre für die Kirchen verfertigten.
Etwa um das Jahr i52o zeigt sich nun
deutlich, dass die müden Nachahmer Schon-
gauer's dem mächtigen Einfluss Dürer's
nicht mehr zu widerstehen vermochten.
Die Kupferstiche und Holzschnitte des
Nürnberger Meisters waren längst auch
ins Elsass gedrungen. Und auch die elsäs-
sischen Meister erkannten, dass sich nach
den graphischen Arbeiten Dürer's leicht
gestalten lasse. Nicht allein die Maler, wie
Hans Baidung und Grünewald, bürgerten
die Dürer'schen Formen im Elsass ein, ganz
besonders schlössen sich die Bildhauer im
Elsass an den fränkischen Meister an.

Es sind nicht immer künstlerische Ar-
beiten, die uns die Volksthümlichkeit
Dürer's im Elsass vor Augen führen. Die
Art und Weise aber, wie die elsässischen
Bildschnitzer und zwar auch jene, deren
Werkstätten abseits von der grossen Heer-
strasse lagen, die Kupferstiche und Holz-
schnitte Dürer's, namentlich das Marien-
leben und die kleine Holzschnitt-Passion,
als Grundlage ihrer Compositionen be-
nützen, spricht so beredt für die allge-
meine Wertschätzung Dürer's im Lande,
dass man den Nürnberger Meister als den
bezeichnen darf, dessen Name nicht nur
am bekanntesten im Elsass klang, dessen
Werke auch hier einer gangbaren Münze
gleichgeachtet wurden.

Es ist nicht uninteressant, zu be-
obachten, wie Dürer's Gedanken in
anderes Material, z. B. in Holz, übertragen
wurden. Eine ansprechende Polychro-
mierung fehlte diesen Bildwerken selten.
Aber auch die Strassburger Zinngiesser
und Goldschmiede haben einzelne Figuren
und Gruppen aus Dürer's Werken geschickt
zu verwerten verstanden. Der Nürnberger
Goldschmiedssohn, der selbst das Gold-
schmiedhandwerk bei seinem Vater erlernt
hatte, — er soll als Lehrjunge die Passion
Christi in Silber getrieben haben — hat
also mit seinen klaren, scharfen Zeichnungen
noch mehr als ein Jahrhundert nach seinem
Tode dem Kunstgewerbe nützliche Vor-
bilder geboten. Sein Kupferstich «Adam
und Eva », seine Blätter aus der Passion
und dem Marienleben wurden mehr und
als einmal als Vorlage benutzt.

Was der junge Dürer also an künst-
lerischer Anregung vom Elsass empfangen,
hat er gewiss diesem doppelt und dreifach
 
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