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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0204

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UNSERE ILLUSTRATIONEN

Auf der Lichtdrucktafel, welche wir dieser
Nummer beilegen, ist die im Auftrage Seiner
Majestät des Kaisers von Prof. Seder ent-
worfene Kette für den Bürgermeister der
Stadt Wiesbaden wiedergegeben.

Die Wiesbadener Bürgermeisterkette
nimmt Bezug auf die Wichtigkeit der Stadt
Wiesbaden unter der Herrschaft der Römer.
Aquae Mattiacae wird der Ort von Amianus
Marcellinus genannt und war derselbe als
einer der festesten Punkte der Limeslinie
eben so geschätzt als seiner heilbringenden
Quellen wegen hoch angesehen. Die Kette
zeigt den von römischen Befestigungen um-
gebenen Brunnen (Fontes Mattiaci) an dem
von Adlern gehaltenen Kleinod das Bild
des deutschen Kaisers Wilhelm II. angebracht
ist. Das Schlussstück bildet ein römisches
Stadtthor mit dem Wappen der Stadt Wies-
baden. Ausgeführt ist die Kette in Gold mit
reichem Juwelenschmuck.

Seite 177 enthält zwei Entwürfe zu Buch-
einbänden von dem Lehrer der Kunstge-
werbeschule Hugo Höpfner. Auf dem Gebiete
des Bucheinbandes hat sich in unseren Tagen
eine Revolution vollzogen. Es kann nun nicht
bestritten werden, dass gerade die Missgriffe
auf diesem Gebiete sich so mehrten, dass
man auch für den modernen Einband
eine gesundere Entwicklung herbeiwünschte.
Handvergoldung und Ledermosaik müssen
ohne Zweifel als die für künstlerische Ein-
bände einzig richtigen und wirksamen Ver-
fahren immer bei Entwürfen in Betracht
gezogen werden. Dann soll bei dem Buch-
einband der Grundsatz festgehalten werden,
dass ein Ornament nicht zwei oder drei
verschiedenen Zwecken dienen kann. Wenn
ein moderner Bucheinband auch ebenso gut
als Tapete oder als Ornament auf der Fläche
eines Fayencetopfes Verwendung finden kann,
so erscheint damit der Charakter des Buch-
einbandes zerstört: Farbenphantasieen sind
keine Bucheinbände. Wie nun Hugo Höpfner
die Anschauung vertritt, dass der Buchein-
band eine Variation des Buchgedankens,
seine Ouvertüre, sein muss, zeigen uns die
beiden Entwürfe.

Das Schränkchen auf Seite 179 mahnt
uns daran, dass gerade im Elsass die älteren
historischen Stile in der Möbelbranche noch
immer beliebt sind. Der Stil Louis XV. fand
übrigens bei seinem Auftreten bereits fast
noch günstigeren Boden in Deutschland als in
Frankreich. Es sei auch hier aber darauf
hingewiesen, dass sich das deutsche Rokoko

sehr erheblich von dem Stil Louis XV
unterscheidet. Die Prunkmöbel Louis XIV
hatten mit der Sitte begonnen, die Ecken
und Kanten mit vergoldeter Bronze zu
zieren und den Lauf der Umrahmungen
damit zu begleiten. Die Sitte blieb durch
alle Geschmacks- und Stilveränderungen des 18.
Jahrhunderts bestehen. Das von uns repro-
ducirte Schränkchen aus der Werkstätte von
J. J. Graf in Gebweiler ist ein gutes Beispiel
für ■ die Art, wie die Formen des Stiles
Louis XV., in ihrem wechselnden Spiele der
Umrisslinien noch heute Pflege finden.

Von derselben Gebweiler Werkstätte
stammt ferner der Nähtisch, den wir auf
Seite 181 unseren Lesern vorführen. In
dem Stil Louis XVI., in dem dieser Tisch
ausgeführt ist, tritt an Stelle der geschweif-
ten Formen mehr die architektonische Disposi-
tion. Die Zierformen dieses Stiles, die
Laubgewinde, die Perlenreihen, die vasen-
artigen Ornamente, finden namentlich im El-
sass noch gerne Verwendung.

Im modernen Geiste sind die Entwürfe
zu Wandschränkchen von Hugo Höpfner,
die wir auf Seite 182 bringen. Auf der
Grundlage der Zweckmässigkeit und Ein-
fachheit aufgebaut, werden sie in der Schlicht-
heit ihrer Formen auch den Gegnern der
modernen Richtung nicht unsympathisch
erscheinen.

Seite i83 enthält ein in Schmiedeeisen
ausgeführtes Schulmodell, einen Blattstengel,
der in der Kunstschlosserabteilung der Strass-
burger Kunstgewerbeschule angefertigt wor-
den ist.

Die auf Seite 184 wiedergegebenen
Entwürfe zu einem Armleuchter und zu
einem Bücherbrett von Hugo Höpfner sind
dazu bestimmt, Anregungen zu bieten. Auf
dem Gebiete der Herstellung der Beleuch-
tungskörper fand die Phantasie der Zeichner
ja einen fast unbegrenzten Spielraum;
umsomehr sind einfache Vorlagen notwendig
geworden.

Seite i85, 186 und 189 bringt Arbeiten
von dem Lothringer J. Gruber\ ein Kamin,
ein Büffet für ein Esszimmer und einen
Wandschirm. Der Aufsatz über J. Gruber
bietet zu diesen interessanten modernen
Möbeln die nötigen Erklärungen.

Die Vignette auf Seite 177, Motiv
aus Kaysersberg, verdanken wir dem Maler
Georg Daubner, die Randleiste auf Seite 178
Hugo Höpfner.

Für die Redaktion verantwortlich : Prof. Dr. Leitschuh in Strassburg.
 
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