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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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Pazaurek, Gustav E.: Metallreflexe in der Keramik und Glasindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6477#0027

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METÄ]LREFLEXE IN PER

KERAMIK UNP GLASlNPUSTRIE

Von GUSTAV E. PAZAUREK.

Die in den Ländern der ehemaligen
römischen Weltherrschaft in Kleinasien und
am Rhein, in Nordafrika wie an Donau zu
Tage geförderten Reste antiker Glas-
industrie tragen meist herrliche Reflexe
zur Schau, welche bald dem milden Farben-
Wechsel einer Seifenblase, bald dem inten-
siv goldigen Farbengefieder eines auslän-
dischen Vogels gleichen. Die Ursache
dieses Farbenglanzes, der übrigens nur in
ganz losen Schuppen dem Glase anhaftet,
ist bekanntlich die Verwitterung: durch
lange Zeit im Erdboden befindlich, haben
die in ihm enthaltenen Mineralsalze die
änsserste Oberfläche des Glases ange-
griffen und zersetzt.

In der Keramik des Islams taucht der
«reflet metallique» im Mittelalter wieder
auf- Schwefelverbindungen von Kupfer,
Silber und Eisen, die mit Ocker gemengt
wurden, erzeugen auf der Glasur der
Wandfliesen in den Moscheen von Persien
metallischen Glanz, bald blassgold, bald
mehr ins Braune oder Kupferfarbene
schillernd, je nach dem Silbergehalt, der
namentlich bei späteren und weniger kost-
haren Gegenständen geringer war. Schon
im 12. Jahrhunderte ist diese Technik im
ganzen Moslemin-Bereich verbreitet; im
Schutt der im 12. Jahrhunderte zerstörten
ägyptischen Stadt Fostat, an deren Stelle

sich heute Kairo erhebt, wurden so be-
handelte Scherben gefunden, und von den
spanischen Mauren berichtet uns der Geo-
graph Edrisi deren Fertigkeit im Metall-
lüster. Die ältesten uns noch erhaltenen
und datierten Objekte zeigen die Jahres-
zahl 1217.

Die spanisch-maurischen Majoliken
weisen denselben Gold- oder Kupferlüster
auf, und gerade in Spanien hat sich diese
Decorationsweise länger erhalten, als
anderwärts; noch in der christlichen Zeit
werden besonders in Manises bei Valencia
(der Wappen-Adler dieser Stadt ist häufig
auf der Rückseite der Schüsseln ange-
bracht! ganz gute lüstrierende Gefässe
gemacht. Erst im i5. und 16. Jahrhundert
wird Zeichnung und Technik nachlässiger;
unbestimmte gefiederte Ranken, plumpe
Linienwindungen, ja nicht selten ganz
primitive Stricheinteilung, — all' dies in
immer dunklerem Kupferlüster auf schlecht
glasiertem Scherben, das sind die Kenn-
zeichen der späteren Zeit, in welcher die
früheren Kunstmajoliken immer mehr in
gewöhnliche Bauerntöpferei übergehen, als
welche sie gewissermassen noch heute
vegetieren.

Inzwischen war zu Anfang des 16.
Jahrhunderts eine der prächtigsten Lüster-
farben entdeckt worden, nämlich der herr-

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