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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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Köper, Adolf: Die Silberschmiede Kirstein
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Die lothringische Glasindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6477#0048

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28

Die lothringische Glasindustrie.

daillonartige biblische Darstellungen
I Sündenfall, Geburt und Kreuzigung Christi I
und das Wappen des Stifters Johann Karl
Gol in getriebener Arbeit sich rinden. Im
Uebrigen sind die Medaillen Kirstein's von
hoher Wichtigkeit für die Beurteilung der
plastischen Kleinkunst im XIX. Jahrhundert;
am bekanntesten sind seine Medaillen auf
Gutenberg, Erwin, Oberlin und Sturm ge-
worden.

Es gibt wenige Künstlernamen in
Strassburg, die sich solcher Popularität
erfreuen, als der Name Kirstein. Diese
Volkstümlichkeit der Familie Kirstein lässt
sich vor allem aus der Thatsache erklären,

dass die Kirstein ihr ganzes Können ihrem
Heimatlande weihten. Heimatliebe und
Heimatstolz waren die Triebfedern zur
Schöpfung so manches ihrer Werke, das
infolgedessen nur auf dem Boden seiner
Entstehung eine gerechte Würdigung
finden kann und wird. Das kennzeichnet
allerdings auch die Grenzen ihres Stre-
bens. Aber sie folgten, indem sie ihr
Genüge fanden an den Aufgaben, die ihnen
das Luxusbedürfnis der Heimat stellte, der
weisen Lehre Lionardos: Chi non puö quel
che vuol' quel che puö voglia. Wer nicht
kann, was er will, der wolle, was er kann!

Von J F. Kirstein, d. S.

PIE LOTHRINGISCHE GLASlNPUSTRIE

i.

überkommt den Kenner der
einschlägigen Litteratur fast wie ein stiller
Neid, wenn er beobachtet, wie in neuerer
Zeit auf dem Gebiete der Geschichte der
Glasindustrie so manche brachgelegene
Strecke eifrig bebaut wurde und eigentlich
nur das lothringische Gebiet keine einge-
hendere fachmännische Untersuchung fand.
Für die schlesische Glasproduktion hat E. v.
Czihak (Breslau 1891), eine ausgezeichnete,
wissenschaftlich und archivalisch gründ-
liche und fleissige Arbeit geliefert; für die
böhmische waren namentlich die Aufsätze
von A Hofmann sehr bedeutungsvoll.
Die Franzosen aber besitzen viele und
zwar treffliche Fachzeitschriften, doch
wenig von einer kunstgewerblichen Litte-
ratur, welche ihre Untersuchungen auf
theoretisch-historischer Grundlage aufbaut.
Was uns für EIsass-Lothringen nun fehlt,

ist vor allem eine Zusammenstellung der
Stätten der Glaserzeugung, ein Verzeichnis
sämtlicher, in EIsass-Lothringen vorkom-
mender Glashütten vom i5. Jahrhundert
bis zur Neuzeit. Ueber die Hütten und
den Hüttenbetrieb in EIsass-Lothringen
in alter und neuer Zeit sind wir nur ganz
wenig unterrichtet. Welche Bedeutung die
Glasindustrie für das Reichsland hat, ist
allerdings von Sachkundigen da und dort
schon gewürdigt worden. Den Städter
aber, der die' Namen der Betriebe und
ihre kunstgewerblichen Leistungen kennt,
fesselt weit mehr als die technische oder
die handelsgeschichtliche Seite das Leben
und Treiben derjenigen, welche das
schimmernde Glas verfertigen. Er sucht
den Glasofen auf, an dessen kaum erträg-
lichen Hitze diese halbnackten Gestalten
arbeiten, mit ihren langen Röhren die
 
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