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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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Paulsen, Emil: Kunstgewerbliche Meisterkurse
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https://doi.org/10.11588/diglit.6477#0055

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Wandmalerei von C;irl Jordan in Sirassburg i. Ii.

KUNSTGEWERBLICHE MEISTERKURSE

Von EMIL PAULSEN

Das Bayrische Gewerbemuseum in
Nürnberg hat nun « kunstgewerbliche
Meisterkurse» eingeführt; die Direktion
war - wie eine Zuschrift an die Redaktion
dieser Zeitschrift besagt — « nicht von
der Ueberzeugung abzubringen, dass eine
Verwirklichung der dahin gerichteten Vor-
schläge unserm Kunsthandwerk, besonders
dem Nürnberger — und um dieses handelt
es sich ja hauptsächlich — förderlich sein
müsste». Man will, so heisst es in der von
Nürnberg ausgehenden Begründung, «den
Kunsthandwerker dem unmittelbaren Ein-
fluss hervorragender Kunstkräfte näher-
bringen. »

Die einleitenden Sätze des Nürnberger
Pro^rammes beschäftigen sich mit der
Därmstädter Colonie, den «Vereinigten
Werkstätten für Kunst und Handwerk»
in München, und ähnlichen Einrichtungen
in Dresden und Stuttgart.

Mit dürren Worten soll das heissen:
was man in Darmstadt, München, Dresden
und Stuttgart zu wege bringt oder doch
zu wege bringen will, das können wir bei

uns mindestens ebenso gut, wenn man es
nur einmal zeigt, wie es gemacht wird.

Dabei vergisst man aber, dass sich
die" Produktion jener Kunstgewerbetrei-
benden, die sich mit fieberhaftem Eifer
auf das «Moderne» stürzten, doch nur
auf mehr oder minder billige Euxus- und
Geschmacksartikel beschränken musste —
man vergisst mit einem Wort die schweren
Existenzkämpfe wie sie in München z. B.
nachweisbar sind.

Die von allen Seiten behauptete That-
sache, dass man in München die Vereinigten
Werkstätten ruhig und vielleicht gerne
ziehen lassen würde, sollte doch vorsichtig
stimmen, wenn es sich um die Einführung
von « Meisterkursen » handelt, welche die
« modernen » Ideen in die Kreise auch der
in der Provinz arbeitenden Kunstgewerbe-
treibenden tragen sollen.

Die Idee der Einführung kunstgewerb-
licher Meisterkurse mag aber gerade die
Thatsache stark mitangeregt haben, dass
die sachte bei Seite geschobenen Vertreter
der «hohen Kunst», die angeblich dem
 
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