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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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8o

Zeitschriften ■ Schau.

Beinbekleidung unbequem ist. Der jetzt in
Südafrika getragene Kriegsanzug ist ein Muster
an Zweckmässigkeit und Schönheit. Die reine
Zweckmässigkeit erobert sich das Urteil der
Schönheit. England ist das Geburtsland dieser
neuen ästhetischen Anschauungen. England
ist das einzige Land, das grundsätzlich am
Wohnen im Einzel-, wenn nicht im eigenen
Hause, festgehalten hat. Drei Männer be-
gründeten die neue I Iausbaukunst: Philipp
Webb, Eden Nesfield und Norman Shaw.
Des letzteren Lebenswerk ist ausschlaggebend
für die moderne englische Hausbaukunst
geworden. Die Ausstattung der Zimmers
hängt von seiner Bestimmung ab. Das Speise-
zimmer, die Bibliothek und die Haushalle haben
wohl noch einen dunkleren Charakter, dagegen
werden die Wohnzimmer und ganz besonders
die Schlafzimmer immer hell und heller ge-
staltet. Der Gedanke, ein Schlafzimmer schwarz
auszustatten (Darmstadt!), würde jedem Eng-
länder himmelschreiend erscheinen. Wer heute
mit den Vorstellungen der kontinentalen « Mo-
derne » nach England kommt, findet zu seiner
Ueberraschung einen ganz auffallenden Mangel
an « Modernem ». Aber wenn wir aus unserem
Rausch der lyrischen Verbiegungen und Ver-
krümmungen erwachen werden, werdenwir hof-
fentlich einer ähnlichen schlichten Sachlichkeit
uns zuwenden, wie sie im englischen Hause vor-
waltet. » — Bruno Heroux. «Mit merkwürdiger
Schnelle und spielender Leichtigkeit hatte sich
der Leipziger Künstler bald die Radierung, die
Kaltnadelarbeit, Lithographie mit Kreide und
Feder unterworfen — vom Holzschnitt, der ja
sein ursprüngliches Fach war, ganz zu
schweigen. » — Deutsche Glasmalerei-Ausstel-
lung in Karlsruhe. « Einer der hervorragendsten
Vertreter der histor. Richtung ist der Maler
und Prof. Fritz Geiges zu Freiburg i. B. Auch
die ausgestellten Werke von Linnemann in
Frankfurt sind im Geiste der alten Meister ge-
schaffen. Eine rege Thätigkeit auf kirchlichem
Gebiet hat die Glasmalereiwerkstätte von Hans
Drinneberg in Karlsruhe entfaltet. Mit der Her-
stellung von gemalten Kirchenfenstern befasst
sich vorzugsweise die Anstalt von Eugen
Börner in Offenburg. Von seinen Glasmale-
reien sind hervorzuheben: ein farbenreiches go-
tisches Fenster mit der Kreuztragung und ein
anderes für die gleiche Kirche mit der hl. Familie
in der Hütte von Nazareth, ein romanisches
Rundfenster für die Kirche in Wagshurst bei
Renchen, weiter ein Fenster in Barockformen

mit der Geburt Christi für die katholische
Kirche in Sasbach bei Achern. Von Glasmaler
Stritt in Offenburg stammt ein wirkungsvolles,
in Zeichnung und Farbstimmung gut durchge-
führtes dreiteiliges Hallenfenster mit den
Wappen deutscher Staaten im frischen Grün
des Vordergrundes, darüber eine alte deutsche
Burg. Von Adolf Schell ( Inhaber August Führen-
bach) in Offenburg sind an Glasgemälden zu
sehen ein kleines gothisches Kirchenfenster für
die Kirche in Bischweier bei Offenburg und
ein grosses Dielenfenster im Charakter des
16. Jahrhunderts. Bemerkenswert wegen der
Verbindung von Malerei und Kunstglaserei ist
ein anziehendes Bild von C. Geck in Offenburg:
« Die Freude blüh im Sang. » Es zeigt die Muse
des Gesanges inmitten prächtiger Blumen-
gruppen, Lorbeer- und Rosenbäumchen. Die
Figur wie die ornamentale Umrahmung sind
gemalt, die Landschaft des Mittel- und Hinter-
grundes in Opaleszentglas erstellt.» — J. Klein-
paul: Das Kunstgewerbe auf der internationalen
Kunstausstellung Dresden 1901. Die modernen
Dekorationen drängen entschieden die Maler
aus den Wohnungen hinaus. Nur noch als far-
bige Flecken werden Bilder begehrt, zu Kon-
trastwirkungen. Auch die Plastik spielt im
Gesamtkunstwerk eine ihrer Bedeutung ange-
messene Rolle. Die Plastik an den Wänden
soll Flächenschmuck sein. Das sehen wir an
den grossen Supraporten den Haupthalle.

Innendekoration. — Illustr. Kunstgewerbl.
Zeitschrift für den gesamten inneren Ausbau.
Herausgegeben und redigiert von Alexander
Kochin Darmstadt. NU. Jahrgang. Oktoberheft.

Inhalt: H. Schmidkunz, Optische Gesetze
und die Raumgestaltungs-Kunst. — Die deutsche
Glasmalerei-Ausstellung in Karlsruhe. « Recht
ansprechende Leistungen sind auch die land-
schaftliche und märchenhafte Motive behandeln-
den Glasgemälde der Offenburger Glasmaler
Schell und Vittali. Unsere heimischen Künstler,
badische und elsässer, haben Landschafts-
stimmungen ihrer Heimat zum Vorwurf ge-
nommen und damit eine Anzahl gemütlicher
heimisch berührender Landschaftswerke ge-
schaffen, die nur in den perspektivischen Ver-
hältnissen nicht immer ganz glücklich ausge-
fallen sind. Recht gut sind die Drinneberg'schen
Verglasungen und Entwürfe von Dussault und
das Fenster «Schwarzwald» von Geck; auch
das Fenster « Die vier Jahreszeiten » von Cam-
missar, Strassburg, ist zu loben. » — Moderne
Heizkörper-Verkleidungen.

Für die Redaktion verantwortlich: Prof. Dr. Leitschuh in Strassburg.
 
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