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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 2.1901-1902

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Seder, Anton: Der Reinhardbrunnen in Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.6477#0264

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Armband, entworfen und ausgeführt von Marie Illing.

Per

RElNrlARPBRUNNEN

IN STRASSBURG

Von Prof. ANTON SEDER.

Bei der in Deutschland allerorts
grassierenden Manie, unsere Städte mit
Monumentahverken der Plastik zu schmü-
cken, kommt es nur zu oft vor, dass
dieselben trotz der heute so beliebten Denk-
malkonkurrenzen und trotz der weise-
sten Auswahl der berufensten Jurymänner
im grossen und ganzen fast immer das
gleiche Resultat erzielen, das heisst: jeder
eingesandte Entwurf, der originell ist oder
die Selbständigkeit des Künstlers verrät,
wird von den unfehlbaren Fachleuten der
Jury einerseits und von den beigegebenen
Vertretern der Denkmalkomitees, die ja
meist über sehr feinen Geschmack und
tiefes Verständnis verfügen, einfach gar
nicht beachtet oder mindestens vornehm
ignoriert. Die gewählten Objekte sind
daher meistens akademische Alltagsware
oder Schülerarbeiten, die sehr häufig aus den Meisterateliers eines oder des anderen
Mitgliedes der fachmännischen Jury hervorgegangen sind.

Dieser leider alles nivellierende ungesunde Wettbewerb bringt es mit sich,
dass die in den letzten 30 Jahren so massenhaft entstandenen Denkmäler einan-
der gleichen, wie ein Ei dem andern, fast überall herrscht die gleiche akade-
mische Schablone, ganz selten zeigt sich ein Anlauf zur Originalität und noch
seltener ein richtiges Verständnis für die Monumentalkunst der Antike und der
Renaissance. Das Publikum verhält sich diesen Werken gegenüber sehr kühl und
geht in kurzer Zeit achtlos an solchen Gebilden der «hohen Kunst» vorüber,
weil ja nichts daran ist, was auf die Dauer fesseln könnte. Der fachlich ge-
bildete Mann, wenn er wirklich Verständnis und eigenen Geschmack besitzt,
versöhnt sich beim Betrachten dieser oft höchst zweifelhaften Kunstschöpfungen
mit den Fanatikern der Bilderstürmerei. Entsteht nun wirklich einmal ein
Monumentalwerk, unbeeinflusst von jeder Jury, von jedem Denkmalkomitee und
Mäcenatentum, unter den Händen eines unabhängigen gottbegnadeten Künstlers,
der durch sein aussergewöhnliches Talent und durch sein gründliches Studium auf

Gllrtclschlicsse. entworfen und ausgeführt von Marie Illing.
 
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