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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Strassburger Galvanoplastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0012

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Strassburger Galvanoplastik.

barer Einheit verschmelzen. «Seine Lust
aber in täglicher Arbeit war, in weissen
Stein zu schneiden, das waren aber nichts
anders denn Historien, den Goldschmieden
zum Treiben und Giessen, damit sie ihre
Arbeit bekleideten ». Nach seinen Original-
schnitzereien, die den Goldschmieden, Zinn-
giessern,Töpfern, Elfenbeinarbeitern u.s. w.
als Vorbild dienten, fertigte er Bleiabgüsse,
sog. Plaketten, welche den gleichen Zweck
verfolgten wie die Ornamentstiche, nur
dass sie durchweg figürliche Darstellungen,
meist allegorischen Inhaltes, zeigten. Das
Werk Flötners zeichnetsich durch besondere
Schönheit aus. Andere Meister, die wir als
SchülerFlötners bezeichnen könnten, lassen
sich nur schwer feststellen. Jedenfalls war
aber Nürnberg ein Hauptsitz für die Her-
stellung der Plaketten. «Flötnerisch» ist der
Stil gar zahlreicher Meister, aber die Ueber-
treibungen in der Technik weisen häufig
auf einen mehr handwerksmässigen Pla-
kettenverfertiger hin. So bietet sich also
gerade auf diesem Boden für die Forsch-
ung ein reiches, ergiebiges Arbeitsfeld.
Wie freudig berührte es aber allgemein,
als das Historische Museum in Basel, das
aus dem Nachlasse der berühmten Baseler
Gelehrten Amerbach eine ausgewählte
Sammlung von vorzüglich erhaltenen, sel-
tenen Plaketten besitzt, sich entschloss,
durch v. Klucaric Reproduktionen her-
stellen und auch verbreiten zu lassen. Die
Sammlung Amerbach hat eine interessante
Geschichte. Bonifacius Amerbach, der Erbe
des Nachlasses des Erasmus von Rotter-
dam, war auch einer der ersten deutschen
leidenschaftlichen Kunstsammler. Der Sohn
des Bonifacius folgte in dieser Neigung
seinem Vater. Die Amerbach'sche Kunst-
kammer wurde 1661 von der Stadt Basel
um 9000 Thaler erworben; sie ist jetzt
der kostbarste Teil der öffentlichen Kunst-
sammlung in Basel. Was die Amerbach
sammelten, gehört zum Besten und Wert-
vollsten; es gilt dies auch von den Pla-
ketten, die endlich Gemeingut der For-
scher und Liebhaber geworden sind.

Es dürfte nun unsere Leser interes-
sieren, über das bei der Herstellung dieser

Reproduktionen angewendete spezielle
Verfahren Näheres zu erfahren.

Die gewöhnliche Art, galvanoplas-
tische Reproductionen herzustellen, besteht
bekanntlich im Abformen der Gegenstände
in Wachs, Guttapercha, Gelatin etc.,
welche Formen dann durch verschiedene
mechanische Verfahren metallisiert, d. h.
leitungsfähig gemacht werden. In diesen
Formen (Negativen) wird der betreffende
Niederschlag in Gold, Silber, Kupfer etc.
hergestellt. Im Grossen und Ganzen pflegt
dieses Verfahren seinen Zweck zu erfüllen.
Es soll auch hier in diesem Aufsatze
nicht die Aufgabe gestellt sein, die unbe-
strittenen Mängel, die all diesen Verfahren
anhängen, zu kritisieren, da es sich für uns
nur um die Art der Herstellung von Re-
productionen auf galvanoplastischem Wege
zu Studienzwecken handelt, also um
Arbeiten, die das Original im vollsten
Sinne des Wortes ersetzen sollen. Es
muss die genaue Art der Behandlung der
Künstler, also des Künstlers Hand, wieder
gegeben werden können. Dieses Ziel zu
erreichen, ist nur durch direkte Kopie
möglich, und zwar durch Herstellung
eines unveränderlichen Negativs, also
durch Metall.

Bei Plaketten, Medaillen, Münzen etc.,
die aus Hartmetallen, wie Gold, Silber,
Kupfer, (Bronce), Eisen hergestellt sind,
ist dieses Verfahren nicht besonders
schwierig, da derlei Gegenstände — mit
Ausnahme von Eisen — weniger empfäng-
lich für Säure sind und schon bei massi-
ger Stromquelle einen sofortigen Metall-
Überzug erhalten und dadurch nun einer
weiteren störenden Einwirkung der freien
Säure des Bades nicht mehr ausgesetzt
sind. Ganz anders gestaltet sich die
Sache aber bei Weichmetallen : Blei, Zinn,
Zink, Wismut und dergl. und deren
manigfachen Legierungen; ist das Metall
rein und genau festgestellt, so ist noch
immer leichter zu operieren, da auf derlei
Objekten durch Neutralisation oder Be-
handlung mit Schwefelwasserstoffgasen,
Füllung von Silber oder Jod etc., eine
Schichte hergestellt werden kann, die
 
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