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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Studien zur Metzer Schule im Mittelalter, [1]
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174

Studien zur Metzer Schule im Mittelalter.

Zierschild mit Abistab aus der Abtei
Walbarg 18. Jahrb.. Ende, n n o n n n

Aber das sog. Evangelienbuch Ludwigs
des Frommen (Lat. 9388) und ein anders
Evangelienbuch (Lat. 9383) zeigen die
grösste Ähnlichkeit mit dem Drogo-Sakra-
mentar und sind nachgewiesenermassen
aus Metz.

Wenn wir auch nichts weiter an aus
Metz stammenden Bilderhandschriften be-
sitzen würden, als diese drei Werke, so
würde doch aus der nahen Verwandt-
schaft der Miniaturen eine provinzielle
Gemeinsamkeit der Entstehung notwendig
hervorgehen. Aber dazu kommt noch ein
anderer Grund : gerade aus dem Besitze
von Metz stammen auch noch zahlreiche
spätere Werke, die überzeugend den
Beweis erbringen, dass eine Tradition hier
vorhanden gewesen sein muss, die zu
Äusserungen künstlerischer Kraft noch in

einer Zeit Veranlassung bot, die im grossen
und ganzen von den Grundzügen der
karolingischen Kunst sich weit entfernt
hatte.

Der Mangel einer bestimmten Angabe
der Entstehung in Metz kann doch un-
möglich dawider sprechen, dass eine kleine
Gruppe unter sich verwandter Werke,
die man weder Rheims noch St. Gallen
anreihen darf, unter den Begriff « Metzer
Schule» fällt, weil diese Werke Jahr-
hunderte lang eben in Metz aufbewahrt
worden waren.

Diese «Metzer Schule» ist nun auch
vom kunstgewerblichen Standpunkte aus
beachtenswert. Die Initialornamentik der-
selben zeigt die Buchstaben mit dünnen
Zügen von Gold und Silber gemalt. Bios
an den Endungen der Buchstaben ent-
wickelt sich ein leichtes Geriemsel, ent-
weder aus einfachen Linien oder von sehr
dünnen Bändern gebildet. Einige dieser
Linienzüge endigen in Vogel- und Löwen-
köpfen, andere in stilisierte Blätter. In den
Initialen einzelner Evangeliarien sind auch
die Züge selbst mit Blättchen und lilien-
förmigen Knospen verwachsen. Die Stämme
und Biegungen der Buchstaben sind inner-
halb der goldenen Umrisse durch Purpur-
streifen in einzelne Felder geteilt, in denen
Bandverschlingungen, dünne Ranken oder
gitterförmige Kombinationen und recht-
winklig gebrochene Liniamente die Fläche
beleben.

Der Reichtum der Farben harmoniert
mit den gefälligen, phantasievollen Bild-
ungen der Form, wie wir ihr in der
«Schule von Metz» begegnen. Das
Weiterleben dieser Formen lässt die
gesamte Entwicklung der Schule verfolgen,
die an Kraft und Vornehmheit wie an
Schönheit und klassischem Liniengefühl
kaum einer andern nachstehen dürfte.

Schwieriger als die Beweisführung,
dass eine Schule Metzer Handschriften
existiert, ist die Behandlung der Elfen-
beine aus Metz. Sie werden uns in den
nächsten Heften noch eingehender be-
schäftigen.
 
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