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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 5.1904-1905

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Lehrwerkstätten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6480#0022

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LEHRWERKSTÄTTEN.

ßeim Delegiertentage des Verbandes
deutscher Kunstgewerbevereine zu Braun-
schweig (20. März 1904) kam auch die
Frage der Errichtung von Lehrwerk-
stätten auf die Tagesordnung. Diese Frage
ist gewissermaßen für das Elsaß erledigt:
wir haben in diesen Spalten mehr als
einmal auf den nicht hoch genug einzu-
schätzenden Wert der Lehrwerkstätten
hingewiesen. Die Kunstgewerbeschule zu
Straßburg ist mit der planmäßigen Ein-
richtung dieser Werkstätten allen voraus-
gegangen.

Trotzdem also hier die Wege völlig
geebnet sind, dürfte es doch von Be-
deutung sein, auf die Äußerungen des
H. E. von Berlepsch-Valendas (Plan-
egg-München) einzugehen. Er meinte, es
müßten Mittel und Wege gefunden werden,
um die durchwegs gute Arbeit wieder zu
Ehren zu bringen, um das stoffliche Den-
ken gegenüber dem Überwuchern der Stil-
frage wieder zu erwecken; denn das
stoffliche Denken sei das wesentliche
beim Arbeiten, nicht aber die Frage der
stilistischen Formensprache, die der Krebs-

schaden des künstlerischen Schaffens sei,
der den Schaffenden unfrei mache.

Was ist nun wohl wichtiger beim
künstlerischen Gebrauchsgegenstand, des-
sen Autor andere Zwecke im Auge hatte,
als sie etwa einem Benvenuto Cellini bei
Schaffung eines Salzfasses aufstiegen!?
Die richtige Lösung der funktionierenden
oder die Ausbildung der dekorativen Teile?
Der einzelne Fall ist bezeichnend für die
noch herrschende Tendenz. Was würde
aus einer Uhr, aus einer Maschine werden,
wenn die einzelnen Teile nicht aufs ge-
naueste zusammen passen! Daß solches
hingenommen wird, wo es sich um Archi-
tektur und angewandte Kunst handelt,
beweißt, in welchem Fahrwasser wir uns
befinden. Die Gewissenhaftigkeit, die
man beim Maschinenbauer als wichtigste
Eigenschaft voraussetzt, sie ist im Gebiete
der Architektur, ebenso wie der angewand-
ten Kunst abhanden gekommen. Es gilt,
sie wieder zu gewinnen, kommenden Gene-
rationen die Erfassung der Sache selbst
als Problem hinzustellen, nicht aber ihre
durch Zweck und Stoff bedingte Form
 
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