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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 5.1904-1905

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Forrer, Robert: Die Strassburger historische Schmuck-Ausstellung von 1904, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6480#0080

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Forrer: Die Strassburger historische Schmuck-Ausstellung von 1904.

und ohne Steinzier und Email, daneben
auch Schmuck aus unedlem Metall (Eisen-
schmuck), Perlen, Bernstein, Elfenbein us w.;
und zwar Fingerringe, Armbänder, Ohr-
gehänge, Haarschmuck, Broschen, An-
hänger, Ketten, Knöpfe. Berlocken, ferner
Taschenuhren, Dosen, Fächer, Bonbon-
nieren, Kämme, Nadeln u. dgl. Auch alte
Goldschmiedemodelle, Vorlagewerke und
moderne Entwürfe aller Art sollten zuge-
lassen sein. Schon am 25. September
konntedie Ausstellung im alten Rohan-
schlosse eröffnet werden und wenige
Tage nachher gelangte der mehr als 150
Seiten starke, mit 24 Abbildungstafeln
geschmückte Katalog zur Ausgabe. Der
Erfolg war ein ganz hervorragender, das
allgemeine, wie das Urteil der Kenner
ein vorzügliches.

Die Ausstellung war in der kurzen
Zeit vom 25. September bis t. November
von vielen Tausend Neugierigen und Fach-
leuten besucht. Zahlreiche Gelehrte und
Sammler aller Länder benützten das aus-
gestellte Material zu Studienzwecken.
Zeichner, Goldschmiede und Fabrikanten
holten sich hier neue Anregungen und
füllten ihre Skizzenbücher. Ganze Fach-
schulen besuchten die Ausstellung unter
Begleitung ihrer Lehrer und unterrichteten
sich an den gebotenen Originalen über
die Geschichte des Schmuckes und der
Schmucktechnik. Und ebenso ließ sich
beobachten, wie auch das große Publikum
mit ungewöhnlich großem Interesse das
Ausgestellte musterte und seine Vergleiche
zog, wie die Ausstellung gerade auch auf
das konsumierende Publikum erzieherisch
und vor allem geschmackbildend einwirkte.

Die Tageszeitungen des In- und Aus-
landes und die Fachzeitschriften haben
über diese Ausstellung zahlreiche, zum
Teil sehr eingehende Referate gebracht,
ich selbst in der «Straßburger Post»1
darüber feuilletonistisch gesprochen. Hier
möchte ich in kurzen Zügen ein Gesamt-

1 «Von der historischen Schmuckausstellung»,
13.—22. Oktober, Nummern 1034, 1038, 1042, 1051,
1068.

bild der Ausstellung bieten, ein Erinne-
rungsblatt schaffen, welches durch die
beigegebenen Abbildungen nutzbringend
sein dürfte für Künstler und Kunst-
gewerbler, für Kunsthistoriker und für
alle jene, welche sich für die Geschichte
des Schmuckes, gleichviel welcher Epoche,

interessieren......

Die Ausstellung befand sich in den
ausgedehnten Parterreräumen des alten
Rohanschlosses am Münsterplatz, also in
einem an und für sich schon kostbaren
und interessanten Rahmen. Sie verteilte
sich auf nicht weniger als sechs Säle, in
welchen zahlreiche große und kleine
Glasschränke die Kostbarkeiten um-
schlossen. Die Wände zierten große Glas-
rahmen, in welchen wertvolle alte und
moderne Fächer, Faksimiles von Schmuck-
entwürfen alter und neuer Meister, Kostüm-
bilder mit reichem Schmuckbehang, Ab-
bildungen alter Kronen u. dgl. m. das
Bild der Ausstellung vervollständigen
halfen.

Die Anordnung war eine chronolo-
gische. Im ersten Saale zeigten sich zu-
nächst Vitrinen mit vorhistorischem
Schmucke, daran anschließend andere
mit griechischem, römischem und byzan-
tinischem Goldschmuck bis hinauf in die
Zeiten des romanischen und des früh-
gotischen Stils. Im zweiten Saale boten
sich die Schmucksachen der Hochgotik
und der Renaissance, im dritten die der
Spätrenaissance und der Zeiten Lud-
wigs XIV. Am Eingang zum vierten
Saale sah man Diamant- und Strass-
schmuck aus der Mitte und vom Ende
des XVIII. Jahrhunderts, dann Dosen,
Uhren, Chätelaines, Breloques u. dgl. m.
derselben Epochen und vom Beginne des
XIX saec. Hier waren ferner der länd-
liche Filigranschmuck, die alten Fächer,
alte Portraits und die Schmuckschatullen
des XVIII. und XIX. Jahrhunderts zur
Aufstellung gebracht. Ein fünfter Saal
bot zunächst allerlei Spezialitäten, eine
Sammlung von silbernen Schuhschnallen,
eine zweite von alten Knöpfen, dann
Mosaik- und Kameenschmuck, sowie
 
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