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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 5.1904-1905

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Pazaurek, Gustav E.: Emil Gallé
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https://doi.org/10.11588/diglit.6480#0181

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Venus auf einem Wagen von Schlangen gezogen (Histor. Mus. Basel).

EMIL GALLE

Von Dr. GUSTAV PAZAUEBK.

}3m 24. September 1904 hat Nancys
großer Sohn für immer seine Augen
geschlossen.

Frankreich hat in dem Künstler, der
mitten in seiner reichsten Schaffensfreude
abgerufen wurde, einen der sympa-
thischesten und charakteristischesten Vor-
kämpfer auf dem Gebiete des heutigen
Kunstgewerbes verloren.

Es liegt uns hier ferne, eine umständ-
liche Biographie Emil Galles zu ver-
öffentlichen, zumal dies bereits an mehreren
anderen Stellen geschehen ist. Es genüge
hier die Anführung einiger kurzer Notizen :
Galle, der Sohn eines tüchtigen Kera-
mikers, der ihm im vorigen Jahre (1903)
im Tode vorangegangen ist, wurde am
4. Mai 1846 zu Nancy geboren. Nach
langem ehrlichen Streben gelang es ihm
endlich seit dem Jahre 1884, sich zunächst
bei seinen Landsleuten, hierauf seit der
Pariser Weltausstellung von 1889 auch
bei der übrigen Kulturwelt durchzusetzen.
Die letzte Pariser Weltausstellung (1900)
bedeutet für ihn den Gipfelpunkt der
äußeren Ehren und Auszeichnungen, das
Jahr 1903, in dem er im Verein mit seiner
alten Protektorin «Union centrale des
arts decoratifs» im Pavillon de Marsan zu

Paris an der Spitze der «Ecole de Nancy»
die französisch-lothringische Kunst vor-
führte, seinen höchsten künstlerischen
Erfolg. Aber Galle hatte sich zu viel
zugetraut. Die vielfachen Aufregungen,
die einerseits mit den Ausstellungen,
andererseits mit Schicksalsschlägen in
seiner Familie zusammenhängen, unter-
gruben seine schwächliche Gesundheit
immer mehr, und Luxemburg, wohin er
auf Geheiß seiner Arzte zur Erholung
geschickt wurde, bot dem seit Jahren
Kränkelnden nicht die erhoffte Stärkung,
da er sich gegen alle Verordnungen keine
Ruhe gönnte, sondern immer mit neuen
Plänen und Ideen beschäftigt war. Im
Sommer 1903 beteiligte er sich noch an
der Beleuchtungskörper-Ausstellung des
Nordböhmischen Gewerbemuseums. Die
Zusendung des ersten Staatspreises, der
ihm bei dieser Gelegenheit zugesprochen
wurde, hat er leider nicht mehr erlebt.

Eine Würdigung der Bedeutung
Emil Galles bildet für uns eine eminente
Ehrenpflicht. Nicht der Keramiker, der
die von seinem Vater ererbte Kunst neuen
Zielen zuzuführen bestrebt war, nicht der
Intarsiakünstler, der seine vornehmen
Luxusmöbel mit den zartesten Naturge-
 
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