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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 4.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.8371#0001
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I

X

München, Ianuar 186)7.

4. )ahrgang M.

Runstgewerbliche

Beiblatt zur

ZkilDrist ilks VüM. Kunstgkwerßk-

Kerkündigung^latt des Kerßandes deutWer Kunstgewerde-Zereine.

Bezug der „Aeitschrift" samnrt der „^lunftgewerblichen Rundschau": Durch den Buchhandel, die ssost oder die verlagsbandlung R. Gldenbourg in München, Mk. l6
p. a.; die Mitglieder des Bayer. Runstgewerbe-Vereins Oahresbeitrag ^ Mk.) erhalten die „Zeitschrift" sannnt der „Runstgewerblichen Rundschau" unentgeltlich. — Die „Zeitschrift"

erscheint jährlich in Monatsheften.

Herausgeber: Bayer. Runstgewerbe-Verein (ssfandhausstraße 7). — Redaktion: ssrof. L. Gmelin (Luisenstraße l8).

Druck und Verlag von R. Oldenbourg in München, Glückstraße o


lciflKivM »cutsKr VUMiistratim.

ig unsere Ieit auch noch so
reich an illustrirten Werken
genannt werden, inag die
Reclame diese Bücher nur
allzu häufig mit dem Titel
„prachtwerk" bezeichnen, so
läßt sich doch nicht lengnen,
daß an wirklich gut, oder
bcsscr gesagt, geistvoll illn-
strirten Merken der hcutigc
Bnchermarkt arm zn nennen
ist. Wic wenige Knnstler
baben irgend ein Buch anch
nur in ähnlicher Weise wie
Adolph Menzel Klcist's
„IerbrochcnenArng" ,Aner-
bach's „Blitzschlosser" odcr
Franz Unglcr's „Gcschichte
Friedrichs des Großen" illu-
strirt, d. h., wie wenige
Aünstler drangen so wie dieser Meister in den geistigen Gehalt der Werke
ein, daß der illnstrativc Thcil nahezu unzertrennbar mit diescm verknüpft
crscheint. Erst in dcr jnngsten Ieit entstand uns ein Bücherillustrator,
der in ähnlichen Pfaden wie Adolph Mcnzel wandclt, jedoch diesen
nicht etwa imitirt, sondern in einer völlig andern Tlnsdrncksweise
dcr Pflicht gerecht wird, die ein gntes Vnch von seinem Zeichner
fordert, der Pflicht einzudringen in den Gcist des Bnches, sich liebe-
voll in dieses zu vertiefcn, damit selbst die geringfügigste vignette mit
dem Inhalt des jeweiligen Tapitels verwachsen erscheint. Diese Pslicht
hat in unvergleichlicher tvcise der, namentlich als Lx lidrls-Zeichner
rühmlichst bckannte, Ioseph Sattler erfüllt, als er es nnternahm,
die „Geschichte der rheinischen Städtecnltnr von den An-
fängen bis zur Gegenwart mit besondercr Berücksich-
tigung von Morms,"') zu illustriren. Dcr verfasser, Prof.
Ljeinrich Boos betont mit vollstem Recht, daß man keinem
Berufencren als Sattler diese Arbeit anvertrauen konnte. Ilnd wic
löste sie dieser?

') verlag von I. A. Stargardt. Berlin Z897.

Der vorliegende erstc Band umfaßt 2; Lapitel. Iedes dcrselben
beginnt Sattler mit einem vollblatt, das ein löanptmoment des
Tapitcls zur Darstollung bringt. Dabei verzichtct der Aünstlcr nns
bostimmtc Thatsachen nnd Treignisse bildlich vorzuführen, vielmehr
geht sein Streben dahin, in diescn Titelblättern dcr einzelnen Lapitel
allgcmeine Tultnrzustände, den friedlichen oder
kriegerischen Lharakter dieses oder jenes Iahrhnnderts
dnrch eine figürliche Scene oder nnr dnrch ein Brust-
bild treffcnd zn charakterisircn.

So bcginnt das Lapitel „vorzeit", dem die
uns freundlichst zur Oerfngnng gestellten Abbildungen
entnommen sind, mit dem Brustbild eines prähistori-
schen Mannes, der mit seinem Steinbeil hinter einem
Baum auf einen, aus dem Malde tretcnden, Llch
zu lauern scheint. Mie geschickt verwerthet Sattler 2. Germanische
zur Umrahmnng dieses Rnndbildes ein broncezcitliches Urne.
Vrnament, ja die Blätter der Bäume erinnern in
ihrer Zeichnung an die broncezeitliche Metalltcchnik. Das 2. Lapitel,
„Die Romanisirnng der Rheinlande", zeigt nns als Titelblatt den
Bau einer Römerstraße, das dritte, „Der Aampf nm den Rhein", die
Brustbilder eines Römers und eines Germanen, die sich trotzig heraus-
zufordern scheinon. Sehr geschickt und sehr charakteristisch verwerthet
Sattler hier für Untergrnnd und Umrahmnng Mosaikmotive. Besonders
reizvoll ist das vollblatt znm „Reich Uarl's des Großen" mit dem
Aloster St. Nazarii zn Lorsch, anf dem wir die jetzt noch bestehende
Thorhalle erblicken; fcrner das Titelblatt zn „Bischof Burchard's kirch-
lichcn Grdnnngen", das nns einen Ulünsterban vorführt, während
„Die rechtlichen nnd wirthschaftlichen Grdnnngen Bnrchard's" dnrch
die Scene eines gottesgerichtlichen Zweikampfes eingeleitet werdcn.
Aehnlich charaktcristisch schildert uns ein Blatt mit dem von Schiffen
bclebten Rhein „Dic Stadt als Markt", das Brustbild eines Ritters
mit lharfe und Schwert „Das Zeitalter Friedrich's I.", das Blatt eines
Ivormser Brandes das Iahrhnndcrt der großen Brände, das droi-
zehnte. Lin jedes Blatt lehnt sich intim an den Inhalt des Lapitels
an, das Lapitel trägt sozusagen an der Stirne ein sichtbares, bildliches
Gepräge nnd Zeichen seines Gohaltes, das uns in Stimmnng für die
Lectüre zu setzen scheint. In gleicher weise aber „illnstriren" die
vignetten jedes Lapitel. Me geschickt bcnutztc Sattler broncezeitlichc



Annstgew. Rnndschan. 4- Iabrg. (89?. Rr. (Vg. k.)
 
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