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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1883

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Vermischte Mittheilungen
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7027#0019

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voß in Hamburg. Der billige Preis von 2 Mark per Lieferung von
^5 Blatt macht dasselbe auch dem einfachsten Handwerker zugänglich.
Einzelne Blätter desselben werden um den Preis von 20 Pf. abgegeben.

Als weitere Fortsetzung der von der Redaktion der „Modenwelt"
herausgegebenen, von sensationellem Erfolge gekrönten Musterbücher für
weibliche Landarbeit erschien soeben im Verlage von Frz.kipperheide
in Berlin, die zweite Sammlung von Mustern altitalienischer Leinen-
stickerei. Die Bearbeitung und Zusammenstellung derselben verdanken
wir wieder wie bei der ersten Sammlung der um die Hebung der
weiblichen Handarbeiten s o hochverdienten Frau FriedaLipperheide.
Wir glauben dieser vorzüglichen Publikation keine bessere Empfehlung
mit auf den weg geben zu können, als indem wir bestätigen, daß sich
dieselbe in würdigster Weise den vorhergehenden Sammlungen anschließt.
In der That sollten diese Mustermappen in keinem Hause fehlen, wo
die Pflege des Geschmackes und der Sinn für die künstlerische Hebung
der Frauenarbeiten eine Stätte gefunden haben und verfehle» wir nicht,
dieselben sowohl unseren Leserinen, wie insbesondere unseren einschläg-
igen Schulen und allen, welchen die Hebung des kunstgewerblichen
Schaffens am Herzen liegt, auf das Angelegentlichste zu empfehlen.

Zu den schwierigsten Aufgaben gehört die Darstellung der Ge-
schichte einzelner Gewerbe, deren Wichtigkeit erst in neuester Zeit be-
griffen wurde und es wird noch lange dauern, bis dieses dankbare und
fruchtbringende Feld der Forschung genügend bearbeitet sein wird.
Allenthalben macht sich aber in Fachkreisen erfreulicher weise das
Streben geltend, der Lösung der Aufgabe durch die Bearbeitung von
Monographien über diesen und jenen Zweig thätig vorzuarbeiten.
Eine höchst interessante und gewissenhafte Arbeit nach dieser Richtung
hin ist die im Verlage von G. P. I. B i e l i n g in Nürnberg erschienene
und vom Bayerischen Gewerbemuseum daselbst herausgegebene Mono-
graphie, betitelt: „Die Lammfabrikation, ihre Geschichte und gegen-
wärtige Bedeutung in Bayern. Eine Ausstellungsstudie von Karl
Friedrich." Der auf dem Gebiete kunstgewerblicher und kunsthistor-
ischer Forschung rühmlichst bekannte Autor bietet in dieser Monographie
zum ersten Male in historischem Zusammenhänge ein reiches, archäo-
logisches, künstlerisches, biographisches und technologisches Material über
einen an sich unscheinenden Gewerbsartikel, der in seiner Gesammt-
fabrikation jedoch einen wichtigen Faktor der Industrie bildet und in
seiner Entwicklung hohes kulturgeschichtliches Interesse darbietet. Schu-
len. Museen, ganz besonders aber Meister, Gesellen und Lehrlinge des
Faches seien nachdrücklichst auf diese auch durch Illustrationen geschmückte,
verdienstvolle Arbeit aufmerksam gemacht.

Bei B. D. Bädeker in Essen erschien ein von Or. wilh.
Büchner bearbeiteter Leitfaden der Kunstgeschichte für höhere Lehr-

anstalten, sowie für den Selbstunterricht bestimmt. Das Buch hatte schon
in erster Auflage seiner gediegenen, sachkundigen, durchweg auf eigener
Anschauung beruhenden Bearbeituug und seiner feinen, gedrungenen
Darstellung wegen viel Anklang und Eingang gefunden. In der vor-
liegenden zweiten Auflage hat dasselbe innerlich und äußerlich noch
gewonnen, so daß sich das werkchen sicherlich zahlreiche neue Freunde
gewinnen wird.

Mit Recht macht sich in der renaissancirenden Bewegung unserer
Tage und ganz besonders auch in München das energische Bestreben
geltend, die Musterschätze der Vergangenheit nicht nur für den Luxus,
sondern auch für den einfachen bürgerlichen Gebrauch mehr und mehr
zu verwerthen. Erst durch diese Bestrebungen ist die Förderung des
Stylgefühles in allen nationalen Produktionszweigen möglich und da-
durch volksthümlich geworden, wobei freilich nicht zu läugnen ist, daß
noch viele Arbeit geschehen muß, bis die Konsequenzen dieser Bewegung
zur vollen Geltung gelangt sein werden.

Jede Förderung dieses allein gesunden stylistischen Entwicklungs-
ganges ist daher mit Freuden zu begrüßen. Line solche Förderung aber
erblicken wir in dem von Karl Duncker in Berlin verlegten werkchen
„Die Renaissance in Holland, in ihrer geschichtlichen Hauptentwicklung
dargestellt von Georg G all and", der sein Hauptaugenmerk unter
Beigabe erläuternder Zeichnungen darauf gerichtet hat, dem Leser vor
Allem ein anschauliches Bild des holländischen Profanbaues von <550
bis <650 zu entwerfen und eiudiinglichst auf die geniale Schlichtheit
jener Kunst, auf die hohe Eigenart, mit der das germanisch-nordische
Formengefühl hier zu Tage tritt, hinzuweisen, wir können nicht um-
hin auszusprechen, daß der Verfasser dieser seiner Aufgabe in vollstem
Maße gerecht worden ist, und wünschen seinem werkchen jene praktische
Anerkennung allseitiger Beachtung, durch die es dann sicher von besteni
Einflüsse auf die stylistische Entwicklung unserer modernen Architektur
und unseres modernen Kunsthandwerkes fein wird.

Den Praktikern des Kunsthandwerker empfehlen wir das bei A.
Hartleben in wie» in dritter Auflage erschienene Spezialwerkchen:
„Die Fabrikation der Lacke, Firnisse, Buchdrucker-Firnisse und des
Siegellackes", verfaßt von ErwinAndres, Lack-und Firnißfabrikant.
Durch die ausführliche Neubearbeitung der Dampf-Firnißfabrikation, der
Dicköle und der Buchdrnckfarben, sowie durch Aufnahme einer großen
Zahl neuer und bewährter Vorschriften zur Anfertigung verschiedener
Lacke und Firnisse hat das außerordentlich gewissenhaft geschriebene und
brauchbare Werk bedeutend an Umfang gewonnen, was wir jedoch nicht
der lpuantität, sondern lediglich der (Dualität des Gebotenen halber
hervorheben.



Unsere kunstgewerblichen Musterblätter. ^

Tafel <, 2 und 2: Prunkgesäß als Behälter für wohlriechendes
Wasser dienend, nebst Details. Ausgeführt ist dasselbe nach dem
preisgekrönten Entwürfe Rudolph Seitz's (München) von Maler
Heinrich Lossow (München). Das Postament besteht aus rothem
Marmor, die ornamentalen Verzierungen aus vergoldetem Silber, das
in seinem Innenraume dreitheilige Gefäß aus einer Kokosnuß-Schale
und der obere Theil des Aufsatzsäulchens aus Bergkrystall. Das die
Säule krönende Figürchen ist ganz emaillirt. wir verweisen bezüglich
dieses hervorragenden Meisterwerkes, welches den 2. Hauptgewinn der
jüngsten verloosung des Kunstgewerbe-Vereines bildete und eigens
für dieselbe in Auftrag gegeben worden war, auf die Mittheilungen in
unserer Vereinschronik.

Tafel Wandschrank aus dem sogenannten Fürsten-Zimmer
des Schlosses Tratzberg in Tyrol (<s. Iahrh.) aufgenommen von
w. Kirchm ayr.

Tafel 5: Schmuckbehälter, entworfen und ausgeführt von Prof.
Fritz von Miller (München). Der Grundriß des Schmuckbehälters
bildet ein abgestumpftes Dreieck. Der demgemäß dreitheilige Fuß ist

aus Bronze und trägt eine mit Sammt überzogene Pyramide, an welcher
die Schmuckgegenstände befestigt werden können. Ueber diese Pyramide
ist ein vollständig abhebbares Kästchen aus Ebenholz gestellt, dessen
schmale, durch die Abstumpfung des Dreieckes gebildeten Flächen mit
emaillirten Metallplatten geziert sind, während die drei durchbrochenen
Hauxtflächen,mit ornamental geschliffenen Krystallplatten in Netallfaffung
versehen sind, durch welche die aufbewahrten Schmucksachen sichtbar werden.
Drnamentales in Bronze getriebenes und vergoldetes Rankenwerk in
Blatt- und Blumenform bildet die Bekrönung des Ganzen. Der eben-
so originelle wie reizende Gegenstand bildete gleichfalls einen Gewinnst
der Vereinsverloosung.

Tafel 6: Tauftuch in Leinenstickerei, ausgeführt von Fräulein
K. Dietrich (München). Diese für die Verloosung des Vereines ange-
kaufte, mit eminenter Geschicklichkeit durchgeführte Arbeit, erregte so-
wohl bezüglich ihrer bewundernswerthen Technik, wie durch ihre styl-
volle künstlerische Komposition allseitiges Aufsehen. Sie ist ein erfreu-
licher Beweis von dem hohen Aufschwünge, den unsere modernen Frauen-
arbeiten in den jüngsten Jahren genommen haben.

Verantwortlicher Redakteur: lll. von schmädel. — Verlag von ©. Birth in München und Leipzig.

Druck von Lnorr ä Birth in München.
 
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