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meist durch das ganze Stück. Es sind biedere Gestalten,
Kraftnaturen, die für ihre Herrschaft einstehen, wie Fried-
rich,’ dessen „massive Grobheit immer Lärm schlägt“, oder
Andreas, der gern den Rock seines Herrn wieder anzieht,
den er im Ärger fortgeworfen hat.1 2
Bei dem damaligen patriarchalischen Verhältnis von
Herrschaft und Dienerschaft ist diese natürlich sehr oft in
ihre Privatverhältnisse eingeweiht, aber auch in ihre grossen
und kleinen Schwächen, und so finden wir die treuen Diener
über ihre Herren sehr häufig tüchtig spotten, z. B. ge-
legentlich der grossen Haupt- und Staatsaktion in Figaro,
als eben beraten wird, „mit welcher Hand Bardenrode zu
empfangen sei“. Die Situation ist folgende: Die drei Grafen
(sitzen ruhig und sehen ernst und gerade vor sieh hinaus) Friedrich
(will mit ihnen reden), Jakob (der den Dienst hat, weist ihn ab),
Ludwig (hat gleichfalls etwas auszurichten), Jakob (bedeutet ihm
mit der Pantomime vom Nachdenken und Schreiben, sie hätten Ge-
schäfte), Ludwig (halblaut): „Was denn?“ Jakob (ebenso): Siehst
Du nicht?“ Ludwig: „Sie thun ja nichts.“ Jakob (droht
ihm): „Sie regieren.“3 In fröhlicher Geselligkeit bei Wein
und Kuchen führt er uns ein Bedientenkleeblatt in freiem
Meinungsaustausch vor, wobei sich der eine auch insofern
als „treuer Diener“ kund giebt, dass er genau dieselbe Welt-
anschauung hat, wie sein Herr.4 — Ganz anders passt Beil
die Figur des Bedienten dem Lustspielzwecke an. Adam
wird von seiner Herrschaft nicht nur ausgehungert, sondern
auch noch geprügelt.5 Iffland zeigt sich auch hier wieder
als der vornehme Mann. Er wollte nicht durch Gemein-
heiten, deren das wirkliche Leben so viele brachte, die
Bühne in ihrem erzieherischen Zwecke herabdrücken und
durch Dinge ergötzen, vor denen jeder Abscheu haben sollte.
1 Frauenstand.
2 Herbsttag.
3 Figaro II, 11; dazu I, 1—3, 5, 13; Familie Lonau IV, 1.
4 Der Fremde II, 1.
5 Armuth und Hoffarth III, 4.
meist durch das ganze Stück. Es sind biedere Gestalten,
Kraftnaturen, die für ihre Herrschaft einstehen, wie Fried-
rich,’ dessen „massive Grobheit immer Lärm schlägt“, oder
Andreas, der gern den Rock seines Herrn wieder anzieht,
den er im Ärger fortgeworfen hat.1 2
Bei dem damaligen patriarchalischen Verhältnis von
Herrschaft und Dienerschaft ist diese natürlich sehr oft in
ihre Privatverhältnisse eingeweiht, aber auch in ihre grossen
und kleinen Schwächen, und so finden wir die treuen Diener
über ihre Herren sehr häufig tüchtig spotten, z. B. ge-
legentlich der grossen Haupt- und Staatsaktion in Figaro,
als eben beraten wird, „mit welcher Hand Bardenrode zu
empfangen sei“. Die Situation ist folgende: Die drei Grafen
(sitzen ruhig und sehen ernst und gerade vor sieh hinaus) Friedrich
(will mit ihnen reden), Jakob (der den Dienst hat, weist ihn ab),
Ludwig (hat gleichfalls etwas auszurichten), Jakob (bedeutet ihm
mit der Pantomime vom Nachdenken und Schreiben, sie hätten Ge-
schäfte), Ludwig (halblaut): „Was denn?“ Jakob (ebenso): Siehst
Du nicht?“ Ludwig: „Sie thun ja nichts.“ Jakob (droht
ihm): „Sie regieren.“3 In fröhlicher Geselligkeit bei Wein
und Kuchen führt er uns ein Bedientenkleeblatt in freiem
Meinungsaustausch vor, wobei sich der eine auch insofern
als „treuer Diener“ kund giebt, dass er genau dieselbe Welt-
anschauung hat, wie sein Herr.4 — Ganz anders passt Beil
die Figur des Bedienten dem Lustspielzwecke an. Adam
wird von seiner Herrschaft nicht nur ausgehungert, sondern
auch noch geprügelt.5 Iffland zeigt sich auch hier wieder
als der vornehme Mann. Er wollte nicht durch Gemein-
heiten, deren das wirkliche Leben so viele brachte, die
Bühne in ihrem erzieherischen Zwecke herabdrücken und
durch Dinge ergötzen, vor denen jeder Abscheu haben sollte.
1 Frauenstand.
2 Herbsttag.
3 Figaro II, 11; dazu I, 1—3, 5, 13; Familie Lonau IV, 1.
4 Der Fremde II, 1.
5 Armuth und Hoffarth III, 4.