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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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5. Heft
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Bock, Fr.: Technische Erklärung der Beilagen, [5]
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Literatur / Miszellen / Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0093

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76

zm Muvlale vnb zcigt, welchm Platz Stab
und Kappe darauf einnel'men.

l^io ffl. Linnenverzierung, wie Heft III,
Nro. 3 n. 4.

»iro. 3. Eckvcrzlerung, auf Linnenwerk
anzubringen.

6. Majuskelalphabet.

Literatur.

Albnm für kirchliche Handarbeiten. Eine
Sammlung vvn Zeichnungen, Modellen und
Mustern zu Stick--, Häkel-, Filet-, Perlen-uud
Tapiffenearbeiteu u. s. w. Freiburg im Breis-
gau, bei Wagner.

Wir haben schon oft darauf hingewiesen, wie
nothwendig es ist, die Ausstattung der Kirchen von
dcn Eingriffen der Spekulation und der Geschmacks-
willkür zu emauzipiren. Diesc Mahnungen müssen
zu einem wahren Nothschrei ssch steigern, wenn die
erquisstesten Ausartutigen eines prvfaiieu, von aller
kirchlichen Tradition lvsgeschälten Geschmacks uns
als kirchli'che „Muster" vorgelegt werden. Wenn
unsere Versscherungen noch eines schlagenden Be-
weises bedurften, so ist er durch die oben genannte
Publikativn gelicfert. Daß die Vervffentlichung
kirchlicher Mnster nachgerade ein Bedürfniß ge-
wvrdcn ist, das kann nicht geläugnet werden. Wahr
ist cs, was die Verfasserin des „Album" sagt, daß
zahlreiche Fragen und Wünsche nach Paramenten-
Mnstern an ihre Muster-Zeitung ergangen sind.
Aber ob cine Mode-Zeitung, bei aller Tüchtigkeit
in ihrem Fache, Bernf und Fähigkeit habe, diesen
Bedürfnissen zu entsprechen, das ist — keine Frage
mehr, seit das „Album" erschienen ist.

Wir bedanern aufrichtig, an diesem Werke nur
den guten Willen und die gewiß reine und wvhl-
mcinende Absicht anerkenncn zu dürfen: Es wvllte
gewiß nnr Gutes liefern und hat sicherlich das
Bcste gcleislet, was es konnte. Daß es so ausge-
sallcn ist, dafür ist der Wille der Herausgeber nicht
verantwortlich zu machen. Aber es verräth doch
eine sehr niedrige Anschauung von der Bedeutung
nnd Würde der kirchlichen Gewänder, wenn man
meint, es dürfe einem profanen, nur in Sachen
wciblichen Putzes geübten Geschmacke überlassen
seyn, mittelst einiger vagen spmbvlischen Andeu-
tnngen im Felde der kirchlichen Paramentik frei zu
schalten, zu bildnern und zu sinnbildnern. Die kirch-
lichen Gewänder sind nur aus ihrer Verbindung
mit Dogma und Geschichte der Kirche zn verstehen,

folglich auch nur untcr Voraussetzung dieses Ver-
ständniffes zu komponiren.

TieKirche, wclche, wie sie dieSäule der Wahr-
heit ist, so auch in ihren Anordnungcn betreffs
liturgisckierSachen und Handlungen sich als zuver-
lässigste Meisterin des Schöncn bewährt, hat es
nie einem Einzelncn erlaubt, seinem Privatgeschmack
zn Ehren auch nur ein Jvta ihrer Vorschriften zu
ändern. Daß jetzt der profanste Griffel sich bernfen
fühlt, Kirchengewänder (oder „Amtsröcke") zu sty-
lisiren; ja, daß katholische Frauen selbst zu Mode-
Zeitungen ihre Zusincht nehmen nnd viellcicht oft
dazu genothigt waren, weil sie am kvmpetenten
Orte, d. h. bei ihrem Pfarrer, keine bcffere Aus-
kunft fanden, beweist, wie tief wir herabgckomnieii
sind. Laffen wir es so fvrtgehen, so wcrden die
Modc-Zeitungen sich nicht damit begnügcn, den
Priestcr in einen Balltüll (s. ersle Tafel, Rr. 5) zu
stecken, sondern auch Winke beifügen, wie cr seinc
Bewegungen am Altare moderner stylisiren köiinc.
Wir möchten nicht scherzen, noch weniger spotten,
wir fühlen zu tief den Ernst der Sache. Weit ent-
fernt, der wohlwollenden Verfafferin Norwürfe zu
machen, klagen wir vielmehr über nns sclbst, die
wir durch langjährige Vernachlässigung unscrer
Angelegenheiten Answärtige nöthigtcn uns ihren
Rath aufzudrängen.

Die im „Album" dargcbotenenZeichnungen tra-
gen ihren Stammbaiim, die Abknnft von einer
Mode-Zeitung, das Gepräge des willkürlichen
Schaltens und Waltens mit Gegenständen, deren
Gebrauch und Bedeutung trotz der sv lehrhaften
„Einleitung über die symbvlische Bedcutnng der
kirchlichen Gewänder" u. s. w. unbekannt und un-
bcachtet blieb, sv sehr an der Stirne, daß man sei-
ncn Augen nicht traut, im Vorwort einem so
wahren, von uns vollkommen anerkannten Grund-
satze zu begegnen. Es heißt da: „Als ein wahrer
Mißbrauch ist der so häufig vorkommende Umstand
zu bezeichnen, daß der Altarschmuck nnd die Klei-
dung der Priestcr durch die Wahl dcr Zeichnungen,
nach welchen solche gefertigt sind, häufig an weib-
liche Arbeiten erinnern, die als Schmuck der Zim-
mer und als Kleidcrputz allenthalben zu sehen sind.
Jst es z. B. nicht ebenso unziemlich als slörend,
wenn die Albe eines Priesters mit Spitzen versehen
wird, deren Zeichnung des kirchlichen Gepräges
völlig ermangelnd, an weltlichen Vergnügungs-
vrten auf dem Kleidungsstücke dieser oder jener
Dame schon bewundert werden kvnnte? Diese
 
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