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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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10. Heft
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Handelskrisen und Kirchenschmuck
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Das Meßgewand des seligen Albertus Magnus
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0183

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unser Zweck. Halten wir uns, um bei der
Sache zu bleiben, an die zweiteFolge der Pa-
nik, den Herabgang des Seidenpreises.

Um Geld zu machen und ihren Verbindlich-
keiten nachzukommen, sollen manche Häuser
schon die Seide um 2N—25 Prozent billiger
oerkauft haben. Daraus folgt wohl, daß
Seide genug iu der Welt, und keine Ursache
war, vor der ,/Pauik" um 30—50 Prvz. im
Preise zu stcigen. Haben wir in der letzten
Zeit zur Bezahlung übermäßiger Preise uns
herbeilassen müssen, so könncn wir dte durch
die gegenwärtige „Baisse" gebotenen Vor-
thetle doch auch ergreifen? Sollten nicht die
kirchlichen Parameutenvereine auf die heutigen
Bewegungen ein achtsames Auge richten, um
in der günstigen Zeit Materialien anzukaufen?
Ebenso amPlatz wäre ein aufmcrksamerBlick,
in wieweit die neuesten Rechnungen der Seide-
sabrikanten und Paramentenhändler mit obi-
gen Thatsachen im Einklang stehen?

Durch den künstlich erhöhten Lurus ist die
uns so uuentbehrliche Seide oertheuert und
der Gotteskasten gebrandschatzt worden. So
aufrichtig wir den „Geschästen" wieder ein
beruhigendes Gleichgewichtwünschen, so stehen
wir doch nicht an, in der neuen Krise einen
Akr der gerechten Vorsehung zu erkennen. Die
Jdee, eine geschraubie (lururirende) Ausdeh-
nung der industriellcn Hervorbringungen als
Vorsehung und Brodvater der Welt hinzu-
stellen, macht glänzend Fiasko. Man wird
einsehen, daß der Maschincnschlot den Bet-
schemcl nicht überflüssig macht, und daß der
Schöpfer, der alle Dinge aus dem Nichts her-
vorgebracht hat, sie nicht zur Verherrlichung
der Kreatur, sondern zu Seiner Ehre gebraucht
wifsen will.

Das Meßgewand des feligen Albertns
Magnus.

Am 15. November imJahr des Herrn 1280
starb der gottselige Albertus, vom Orden der
Prediger des heil. Dominikus, vormals Bi-
schof von Regensburg, Lehrer nicht blos der

Gottesgelehrheit, sondern in allen damals ge-
übten Wissenschasten, wegen seiner Geistes-
gaben und seines heiligen Lebens bewundert
von setnen Zeitgenoffen, die ihm den Namen
des Großen beigelegt haben.

Jm Domikanerkloster zu Köln hatte er die
letzten Tage eines thatenreichen Lebens in
frommer Einsamkeit zugebracht. Seine trdi-
schen Reste wurden in der Kirche desselben
Klosters beigesetzt. Nach 200Iahren, am 11.
Januar 1482, wurde das Grab des großen
Lehrers wieder eröffnet und seine Leiche er-
hoben, um von nun an in einem herrlichen
Grabmale zu ruhen. Gewaltige Steine be-
deckten das Grabgemach. Jn einer steinernen
Tumba lag ein hölzerner Sarg und in diesem
der Leib des Seligen mtt dem btschöflichen
Ornate bekleidet, mit der Mitra auf dem
Haupte, den Sandalen an den Füßen und
dem Htrtenstab in seiner Rechten. Den Letb
umschloß das prtesterliche Gewand, die Ka-
sula. Leib und Gewande wurden sast unver-
sehrt gefuuden.

Jn dem ueuen Grabe ruhte nun dte Leiche
wieder drei Jahrhunderte lang, bis um den
Anfang unseres Jahrhunderts dte von Paris
hergekvmmene Windsbraut unter andern Hei-
ligthümern auch das Kloster, die Kirche, das
Grab uud die Religuien des großen Albertus
in ihrem Wirbel mit fortgerissen hat.

Wer jetzt durch die Stolkgasse in Köln geht,
eine kleine und öde Verbindungsgasse. der
ahnet nicht, daß an diesem Platze vor »icht
vielen Jahren noch das Dominikanerkloster
gestanden hat, vormals ein weltberühmter Sitz
der himmltschen Wiffenschaft und ver Fröm-
migkeit; mit setner Kirche, deren Chor so schön
und herrlich war, daß man behauptete, er sey
das Muster und Vorbild des hohen Dvm-
chores gewesen, von dem großen Lehrer Alber-
tus selbst nach des Cirkels Maß und Gerech-
tigkeit entworfen.

Kirche und Kloster stnd- von der Erde ver-
schwunden. Auch der heil. Leib ist tn Staub
zerfallen. Einige ehrwürdige Reste seines
j Ornats, die das fünfhundertjährige Grab un-
 
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