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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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11. Heft
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Ibach, Johannes: Einiges über Baldachine
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Hirtenstab und Insul des hochwürdigsten Herrn Bischof Konrad von Paderborn
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0198

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theils fir, theils hiiige» sie an einer Schnur,
wie auf einem Gemalde des Ouintin Messis in
der Munchener Pinakothek (Saal l. Nro. 33)
und auf einem Holzschnitt des Albrecht Dürcr,
die Vermählung Mariä darstellend. Man
nannte sie ba.lllalr.inus, umbsllum oder um-
bslla, umbraoulum, vastellum, llagus, oder,
was in den Rilualien häufig vorkommt, cono-
xaoum. Die Aegypter nannten eine Art
Mücken, deren Slich sehr schmerzlich war,
oonoxs: während des Schlafes schützte man
sich gegen ihre Zudringlichkeit durch eine Um-
hüllung des Veltes, welche daher couoxaoum
genannt wurde, ein Name, der allmählig auf
jedc ähnlichc, wenn auch andern Zwecken die-
nende Vorrichtung sich ausdehnte. Der Name
»Himmel" scheint vorherrschend für die Trag-
baldachine geblieben zu seyn. Einen solchen
crwähnt nnter dtesem Namen Muratori (tom.
16. scrigt. ital. eol. 810) aus den Mailänder
Annalen zum Jahre 1389: ?arameutum
uuum, viOclicct tostalc ot Loolum clrapxi
auri in camxo viricli, laboratum aä s^iicas
«t A-raua auri, eum cortis Lorsttis albis ot
rubois.

Der Baldachin über dem das Sakrament
der Eucharistie einschlikßenden Altare ist heute
noch Regel, wcnn ste auch nicht mehr beachtet
wird. Dcnn das römischc Ritual (<lo sanc-
tissimo Lucbaristiao 8acramouto) schreibt vor,
daß der Tabernackel von einem Valdachin
(eouoxaoum) in einer der Würde des Sakra-
ments enlsprechenden Weise überdacht sey (ta-
boruaeulum eouopaoo Zocoutoi oportum ...
sit.) Jn dem „Kirchengeschmuck", dessen Ent-
stehungszcit und Charakter wir im 4.Hcft des
I. Bandes dieser Blätter S. 53 ff. schon an-
gegeben habcn, verbreitet sich der Verfasser
auch über das couoxaoum, und schreibt vor,
daß das Sakramenthäuscheu, sey es, daß es
auf dem Altare oder an dcr Wand angebracht
sey, »mit schönen Fürhängen, so gleichsam wie
ein Zelt gemacht, allenthalben offen und
weit, von weißer, roter oder grüner Sciden
(eS seyen dann dere» vil nach vicle der Farben,
wie es stch zwar gebürt, vorhandcn) bercitet.

verdeckt werden, doch also, daß man fornen
her das Sakramenthäuslein etwas sehe."
Ebenso gefällt ihm »sehr wol etlicher andäch-
tigen Branch, sv das ganze Sakramenthäus-
lein (d. h. den Behälter des hl. Sakraments)
mit einem seidenen Mürhang, mitGold gestikt,
verhängen." Hiemit wäre dann nicht blos
die Neberdachung, sondcrn auch noch die Ver-
büllung gewahrt. Die Zcit des Zopfes hat
stch nicht so sehr über die Rubriken weggesetzt,
wie eine spätere Zeit, aber ste hat stch auch
leicht überredet, ihnen äußerlich nur mehr zum
Schein Genüge zu leisten. Darum laufcn die
meisten Zopfaltäre in den Versuch aus, mit
ihrem obern Schnörkelwerknoch eine Art Bal-
dachin zu btlden. Jn der Franziskanerkirche
zu Gmünd steht noch ein intercssantes, wcnn
auch nichts wcniger als nachahmungswürdiges
Ciborium, deffen Säulen eine Art von durch-
brochener Krone tragen, welche begreiflicher
Weise den Zweck der Ileberdachung nicht er-
füllt. Jetzt tst Verhüllung und Ueberdachung
ganz außcr llebung gekommen.

Hirtenstali und <Insul des Hochwürdigstcn
Herrn KischosKonrad oon Paderborn.

Bei der Erhebung des gefeterren Ilniver-
sitätsprofessors Herrn vr. Konrad Martin
von Bonn aus den Bischofsstuhl von Pader-
born beschloßen dessen damalige und frühere
Schüler, ihm als Zeichen ihrer Dankbarkeit
und Hochachtung ein angemeffencs Geschenk
zu übcrreichen. Die Wahl fiel auf einen Stab
und eine Mütze. Jst diese Wahl schon um der
symbolischcn Bedeutung dieser zwei Gegen-
stände eine glückliche zu nennen, so wurde sie
es noch mehr, und hat den Bestrebungen sür
einen ernstern Geschmack in Kirchensachen einen
schönen Vorschub geleistet durch den Beschluß,
die beiden Geschenke im mittelalterlichen Styl
auszuführen.

Am 13.November l857 wurden die Ehren-
geschenke überreicht.

DerHirtenstab istin späthromanischcm Styl

tiirchenschmuck. 18S7. XI.

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