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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 1.1857

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12. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18467#0208

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1857. HirckenLclttnucl!. A.M,

Drieft au rine rdle Frau.

VI.

Vcrehrteste! So hättc ich dcnn cndlich die
Freudc, Jhnen Bild und Schriftcrklärung fur
dic Kascl der „Makcllos-Empfangcnen" (8i»k>
Inl)6 eouesxtne) hcute überscnden zil könncn.
Wcnn ich mich rccht cntsinne, habe ich nam-
lich schon früher daö Gcsctz dcs tridentinischcn
Kirchcnrathes *crwähnt,gemäß wclchcindie Bi-
schöfe kcin ungewöhnliches (insolitnm ima-
Ainem) Bild in Kirchcn zulasscn dürfen, vhne
Prüfung uiid Gciiehmigung des Bischofs. Mir
also war mcin Weg vorgezeichnet, und da ich
die Vorsicht hatte, nichts anzuwcndcn, als was
dic heil. Kirche selbst in ihrer Liturgtc auf dic
hcil. Jungfrau anwendet, so konntc es nicht
fehlcn, daß mchrcrc Mitgliedcr dcs Hochwür-
digsten Episkopatcs, an wclche ich mich wandtc,
nichts Schristwidrigcs in meiner Dcutung
fanden, also keinc Veranlassnng hatten, gegcn
meincn Bildvorschlag einzuschrciten. Allein
gcnug hierüber!

Jetzt, Verehrtestc! wage ich aber noch cine
Bitte, und zwar um Geduld, denn ich bin
heute in der Nothwcndigkcit, ctwas lang zu

* ttoucil. Vriäeut. 8e§8. XXV. Ltatuit, 8. 8)'-
uoäus, nemiui lioers, ullo iu Ioeo vel eccls^is.
etiam guomoäolidet eremta, ullam iu8oli-
tum imSAiuem povere vel poueuäam cururs, ni.8i
ek Lpi8copo LpprobLta kuerit, d. h. es setzt die
heil. Kircheiwersammluiig fest, daß cs Nieman-
den crlaubt scy, an irgend einem Ortc oder in
eincr Kirche, wie sie auch sonst (von bischöflichcr
Oberaussicht) frei sepn mag, irgend ein nnge-
wöhnliches Bild auszustellcn vdcr aufstellen zu
lasscn, wcnn es nicht vom Bischofe genchmigt
ist, und zwar darum, damit das nngelehrte Volk
durch die Bildcr nicht zu falschen Lehrsätzen und
Jrrthümern verleitet wcrde. Ilt nullne kslsi ävg-
wntis imnßiuee et ruäibun periculo^i errori8 occn-
niouem prnebeute^ 8tLtunntur. lbiä. Dassclbc
schärfendcrheil.Karl Borromäus (elct. Lccl.Lleä.)
und Andere ein. Vgl. Jakob, dic Knnst im Dicnste
der Kirchc, S. 48.

seyn, hosfentlich nicht langweilig. Daß ich
den Schrifitcrt lateinisch hingesetzt, wird
Sie nicht hefremdcn, denn gleich Jhrer cdeln
ungarischen Frenndin (dicse nnd ihre Lands-
männinnen für den Kirchenschmuck zu gewin-
nen, wäre für die Sache ein Gewinn, für Sie
selbst eine edle Mannesthat), ich sage, glcich
Jhrcr edeln Freundin kcnnen Sie zu gut das
Gewicht der Kirchensprache, die sich zwar für
die Unkundigen übersetzen, aber nie erreichcn
läßt. Für Sie, die meistens scharf nach- und
vordenken, ist cs überflüssig, uoch mehr hin-
zuznfügen, also zur Sache.

Nach der Vcrkündignng des Dogma's ist
die Darstellnng der „Makellos-Empfangenen"
in Siein, Farbe, Stickerei am Rheine wenig-
stens ein Bedürfiüfi gewordcn. Die Stadt
Düren bei Köln hat sogar schon, dic erstc
Stadt in Deutschland, am I I.Oktober ihre
herrlichc Mariensäule unler allgemeinem Jubel
gcweiht, worüber ich später näher berichtcn
werdc. Das Standbild verfertigte dcr wackere
DombildhauerMohr, die dreieckige gothische
Säule der treffliche Schmidt, >,nd die beste
Recension lieferte gleich das Volk, das gleich
nach der Aufstellung am Abende und folgen-
den Morgen vor der hcil. Jungfraii betete.
Möge Jhre Kasel einst ähnlich auf die Ge-
müthcr wirken!

Wic ist aber dic „Makcllos-Empfangene"
würdig, eigenthümlich nnd deunoch nicht un-
gewöhulich (denn Ungewöhnlichcs, das ist
Neues, ist immer der Kirche verhaßt) darzu-
stcllen? Diese Frage beschäftigte mich lange
und ernst, nnd ich begriff cincn Theil jetziger
Künstler nicht, die diese schwierigste Aufgabe
leicht aus sich nchmen, ohne mit der Kenutniß
der Sprachcn, der hcil. Schrift und sonstiger
nöthiger Zubuße ausgerüstet zu seyn. An-
fangs schien cs mir, dieAufgabe sey uulösbar
für die bildendeKunst, denn diemakcllos Em-

Hirctmschmuck. I8S7. XII.

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