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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 6.1859

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9. Heft
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Verwendung und Behandlung des Eisens, [2]
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Alter Hirtenstab in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.18469#0054

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46

Jnvasion preksgegeben. Es wird doch nicht
etwa einem gußeisernen Machwerke Platz ma-
chen müssen?

Die Rubriken schreiben vor, daß jedes Be-
hältniß des allerheiligsten Sakraments fest
unter Schloß undRiegel seyn solle. Mancher
Altarfabrikant würde jetzt erschrecken, wenn
man dte „unkünstlerische" Forderung einer
eisernen Thüre an ihn stellte. Aber ist dte
Aufgabe nicht schon künstlerisch gelöst? Wir
brauchen nur die alten Sakramenthäuschen
anzusehen, und wir müssen gestehen, daß diese
eisernen Gitter den prächttgen Steinwerken
keineswegs zur Unzier gereichen. Das gilt
nicht allein von den prachtvoll ausgestatteten
Tabernakeln zu Nürnberg, Ulm, Eßltngen
u.s. w., sondern von den einfachsten Wand-
schränken, die das Mittelalter uns hinter-
lassen hat.

Das Thürchen, das wir in der vorigen und
gegenwärtigen Nummer mitgetheilt, ist von
einem einfachen Wandschrank, der in einer
ärmlichen, abgelegenen Landkirche an der Nord-
wand des Chors angebracht war. Der Schlos-
sermeister, der es gemacht, ruht schon vier-
hundert Jahre im Grab. Er würde sich nicht
wenig verwundern, wenn es thm vergönnt
wäre einige Stündchen aufzustehen, um in
den Kirchen eine Rundschau zu halten, welche
Fortschrttte sein liebes Handwerk bei seinen
Nachfolgern, den Schlossereibesitzern des neun-
zehnten Jahrhunderts gemacht habe. Geben
wir thnen Gelegenheit, sich aus dem niedri-
gen Stand ihrer Kunstfertigkeit wieder zu er-
heben. Die Kirche und, merkwürdig! die Be-
obachtung der kirchlich-liturgischen Vorschrif-
ten wird die Hebung des ehrbaren Handwerks
auch in technischer Beziehung befördern.

Alter Mrtenstatl in Uuedlintmrg.

Kaiser Otto III. — Wallmann „Abhand-
lung von den schätzbaren Alterthümern zu
Quedltnburg" 1776 S. 83 und 87 f. — über-
sandte durch einen Abgesandten, den Grafen

Vezelte, im Jahre 999 aus Jtalien setner
Schwester Adelheid * einen goldenen Hirtenstab
und investirte sie damtt als Aebtissin des Klo-
fters Quedlinburg.

Dieses goldene Pedum, welches sich in dem
„Sytere" (— Zitter, Gewandkammer) zu
Quedlinburg befindet, „ist zwei und ein vier-
tel Ellen lang, und im Durchmesser fast einen
Zoll dicke, auch mit einem güldenen Knopfe,
der ohne Zierrath, wie etn gewöhnlicher Ha-
ken, ohngefähr drei Zoll lang, von der Krüm-
mung an, gebildet, versehen worden. Von
dem Knopfe an gehet der güldene Beschlag,
oder der mit Fächern gemachte güldene Ueber-
zug, worunter rother Sammet geleget, bis an
das Ende des Stabes, der von Ebenholze ge-
macht, und unten an der Spitze mit vergül-
detem Silber beschlagen tst. Der aus Schlin-
gewerk formirte Ueberzug von reinem Golde
ist dergestalt gemacht, daß der Stab von dem
Knopfe an bis unten mit ohngesähr einer Linie
breiten und einer viertheil Linie dicken Rin-
gen, die ohngefähr nach der Länge des Stabes
zwei Zolle breit aus einander sitzen, beschla-
gen ist; an dtesen Ringen aber, von einem zu
den andern, einer Linie breite güldene Stäb-
lein angelöthet sind, die rund um den Stab
gehen, und soweit ausetnander sitzen, daß der
Zwischenraum kaum eine halbe Linie breit ist,
und der um den Stab gewundene Sammet
durchscheinen kann. Dieser Btschofsstab ist in
dem Stifte Quedlinburg in den folgenden
Zeiten bei den Einführungen der Frau Abbe-
tissinnen allemal gebraucht worden."

So weit Wallmann. Nach Kugler, wel-
cher von dtesem Stab ebenfalls in seinen
„Kletn.Schrtft. undStudien zur Kunftgesch."
Bd.I, S. 633 handelt, war er ursprünglich
mit schwarzem Sammt bekleidet, von dem
aber nur noch geringe Reste erhalten sind,
auch von dem Goldschmuck tst Manches ent-
wendet; überdieß ist der Stab schon früh in
der Mitte gebrochen, was später durch einen

* Wallmann hat: Mechthildis, was ganz un-
richtig ift.
 
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