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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. [1.].1873/​75

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Fünftes und sechstes Heft (1875)
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Technische Erklärung der Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26636#0103
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Tafel XXVII., XXVIII., XXIX. ,md XXX.

Altarantipendium im romanischen Style, componirt und ge-
zeichnet von Maler Kolb in Ellwangen.

Dieses prachtvolle Antipendium, von kunstgeübten Klosterfrauen
für die große Stiftskirche in Ellwangen meisterhaft ausgeführt, befand
sich auf der Wiener Weltausstellung und wurde von Kennern als eines
der besten Erzeugnisse des bei der genannten Ausstellung nur zu schwach
vertretenen Kunstzweiges der kirchlichen Stickerei anerkannt. Leider
ist es nicht mehr möglich geworden, für dieses Heft die Zeichnung des
Antipendiums in reichem Gold- und Farbendrucke zu geben. Dieselbe
wird im VII. Hefte erscheinen. Begnügen wir uns einstweilen mit der
Contourzeichnung.

Das erste Erforderniß bei Ansertigung eines solchen Antipendiums
ist die Herstellung der Zeichnung in natürlicher Größe auf einem großen
Blatte von dünnem, aber festem Papiere; das sogen. Florpostpapier,
in großen Bogen zu haben, welche zusammen geklebt werden, wird
das geeignetste hierzn sein. Auf diesem großen Blatte zeichnet man
(mit Zirkel und Lineal) die Umrißlinien der Friese oder Bordüren
des Antip^ndiums, damit dieselben überall gleichmäßig breit und richtig
im Winkel gestellt werden. Jn die so hergerichteten Friese können
dann die einzelnen Ornamente aus den Tafeln XXVIII., XXIX. und
XXX. durch Abpausen eingezeichnet werden. Jn Heft VII. wird außer
dem Farbendrucke unseres Antipendiums auch noch ein weiterer Muster-
bogen mit den Details der verschlnngenen Bänder in den Ecken und
den Jnschriften in natürlicher Größe kommen. Wenn dann auch die
Figuren aus den oben bezeichneteN 3 Tafeln eingezeichnet sind, wird
die fertige Zeichnung entweder mit der Stupfmaschine, oder aus freier
Hand mit Nadeln durchgestupft, um auf die in den „Vorbemerkungen
zur Stickerei" (Heft I.) angegebene Weise die Zeichnung auf den Stoff
übertragen zu können.

Da dieses Antipendium am vortheilhaftesten im Applications-
stich e auszuführen ist, so wird als Grund starke, nicht zu grobe Lein-
wand in dem Stickrahmen aufgespannt. Auf dieselbe wird in der
Weise, wie bei den allgemeinen Vorbemerküngen zur Stickerei (Heft I.
pa-A. 7) bei der Applications-Manier erklärt worden, blauer Seidenstoff
über die ganze Fläche ausgespannt, da dieser blaue Grund sich durch
das ganze Antipendium hinzieht. Auf diesen blauen Fond wird die

Zeichnung mittelst der gestupften Zeichnung und weißem Schablonen-
pulver aufgetragen und mit dem heißen Bügeleisen fixirt.

Die Figuren in den Medaillons sind nur im Applications-,
die Ornamente und Buchstaben, sowie der rothe Hintergrund hinter
dem mittleren Christusmedaillon im Platt- (Gobelin-) Stiche, die ein-
fassenden geradlinigen und kreisförmigen Stäbe aber in Goldstickerei
auszuführen.

Die Farben werden nun wohl am besten aus dem nachfolgenden
Farbendrucke zu ersehen sein; indessen ist es nothwendig, vorläufig die
Farben der einzelnen Gewänder der Figuren und der Ornamente mit
Worten anzugeben. Beginnen wir bei Tafel XXVIII. Die Figur
Abrahams hat einen violetten Mantel und gelbes Kleid, lederbraune
Schuhe; Jsaak weißes Kleid mit goldenen Verzierungen am Halse.
Der Engel hat ein hellrofarothes Kleid und in verschiedenen Farben
schillernde Flügel, die nach den Farben des Regenbogcns geordnet
sind; dieß gilt auch von den Flügeln der vier Spmbole der Evangelisten
in dem mittleren Medaillon auf Tafel XXX.; es ist jedoch nicht noth-
wendig, daß alle Nuancen des Regenbogens auf jedem Flügel vor-
kommen, es genügt, wenn etwa 3 bis 4 Farbcn aufeinander folgen,
indem jede Reihe von Federn gleichartig behandelt ist, der Umschlag
am Flügel (nach außen) ist meistens gelblich. Das sämmtliche Laub-
werk, sowie die Steine und Hölzer am Opferaltare sind in den natür-
lichen Farben zu halten.

Das unter dem Bilde Jsaaks befindliche Muster gibt die eine
Hälfte der in Gold auf purpurrothem Grunde zu stickenden Arabesken;
die darauf folgende Rosette gehört in die äußeren Ecken des Anti-
pendiums und ist die Rose selbst hellrosenfarben, gegen die Mitte zn
dunkler gefärbt; die vier Laubspitzen in den Ecken sind grün, der
Grund blau, das kreisförmige Band golden und die übrig bleibenden
Zwickel des Vierecks' dunkelroth. Die zu unterst befindlichen Kreise,
deren Lage auf der Zeichnung, Tafel XXVII., leicht zu finden ist, haben
abwechselnd hellrothe und hellgrüne Blätter mit weißgelben Ueber-
würfen, die umschließenden Kreise sind golden, der eingeschlossene Kreis
des letzten Musters roth mit goldenen Krcuzfäden; die unten sich um-
legenden Blätter sind abwechselnd grün oder blau.

Tafel XXIX. zeigt das Medaillon mit Abraham und Melchi-
sedcch; ersterer hat carminrothen Mantel, silbernen Helm und Bein-
schienen, graues Unterkleid. Melchisedechs Mantel ist goldgelb mit

goldenen Lichtern, das lange Unterkleid weiß, das kürzere hellroth
mit grüner, goldgestickter Bordüre; die Krone ist roth mit goldenen
Zacken.

Das untere Ornament links stellt die Hälfte des Laubwerkes dar,
welches ober und unter den beiden Seitenmedaillons sich ausbreitet,
und ist in bunten Farben auf dem blauen Seidengritnde, der über
das ganze Antipendium gespannt ist, gestickt; die Farben der ein-
zelnen Blätter sind aus dem in Heft VII. nachfolgenden Farbendrucke
ersichtlich.

Die beiden nächften Ornamentstreifen sind in gleichen Farben wie
die auf Tafel XXVIII.

Tafel XXX. gibt das mittlere Medaillon mit der thronenden
Gestalt Christi und den Symbolen der vicr Evangelisten in natürlicher
Größe; die einfassenden Streifen sind in der Heftmauier (siehe Heft I.,
Seite 9) in Gold zu sticken; auf dem blauseidenen Hintergrunde werden
Goldsternchen in regelmäßiger Wiederkehr angebracht, das Unterkleid
des Heilandes ist weiß, der Mantel roth, die Stola gold mit Perlen
besetzt, die Wolken unter den Füßen Hellrosaviolett, der Regenbogen,
anf welchem Christus sitzt, ist in den bckannten Regenbogenfarben,
zwischen jeder Farbe ein Goldfaden, zu sticken. Der goldene Nimbus
ist so zu arbeiten, daß die Fäden (außen mattes, innen Glanzgold)
von dem äußeren Rande nach innen kreisförmig aneinander gelegt
werden. Die Heftstiche in rother Seide sollen so geordnet werden,
daß sie strahlenförmig vom Mittelpnnkte des Kreises ausgehen; die
Ornamente in den Kreuzbalkcn des Nimbus dürften in Brillantgold
auf mattem-Grunde, oder in braunen, kräftigen Linien aufzusetzen
sein. Die Symbole der Evangelisten haben Flügel, wie sie vorhin
bei Tafel XXVIII. beschrieben worden; der Engel erhält rosenfarbenes
Kleid, die übrigen Thiere ihre natürliche Farbe, also der Adler dunkel-
gran mit schwarz, der Löwe gelb mit braun, der Ochse röthlich braun.

Tafel XXXI

Bordüre mit Leidenswerkzeugen, zu einem Stabe für Pluvialien
fich eignend. Die Blätter sind in Gold, die Schilder mit den Leidens-
werkzeugen mit rothem Grunde und mit goldener Einfassung, außen
mit einer dunkelrothen Contnr abgegrenzt; die Gegenstände in den
Schildern erhalten entweder ihre natürliche Farbe, oder sind noch besser
ebenfalls in Goldstickerei auszuführen.
 
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