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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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2. Heft
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Erklärung der Tafeln
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Der Weinstock in der christlichen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0018
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Tafel 123.

Kleincr gothiscker Flügelaltar, nach dcm Vorbilde eines von Bild-
hauer Mengelberg iu Utrecht für die vatikanische Ausstcllung iu Rom
im Jahre 1888 gelieferten Flügelaltares. Derselbe war in Eicheuholz
geschnitzt, mit Vergoldung der Stäbchen, Fasen nnd Platten an den
Maßwerlverzierungen; die Eiufassungen der Flügel waren nnt gestanzten
Metallverzierungen belegt, die Flügelbilder auf Goldgrund gemalt, in
welchem sich die baldachinartigen Kröunnge», in braunen Konturen ge-
malt, abhoben. Für Seitenaltäre iu kleiueren Kirchen, besonders wo
etwa cine altdeutsche Mittelfigur oder schmale alte Flügelbilder auf Holz
vorhanden sind, kann dieses Altärchen um geringe Kosten hergestellt
werden. Die Bekleidung der Mensa ist von Holz projektirt, mit goldenen
Ornamenten auf rothem oder dunkelgrüncm Grnnde.

Tafel 124.

Entwurf zu cinem einfachen, frühgothischen stwchaltar, von dem
Herausgebcr. Die Altarmensa ist von Stein zu konstruiren, die Säulchen,
wenigstens deren cylindrische Schäftc, sollten von Marmor, oder wenn
aus minderwerthigem Steine, entsprechend polychromirt und vergoldet
sein; sür die Bemalung der Sänlchcn selbst empfichlt sich aufsteigendes
Zickzackornament, odcr netzförmige Quadratchen mit Rosetten und Lilien,
gold anf dunkelblan- oder rothem Grunde. Auch das Laubwerk und die
Leidenswerkzenge auf den Schildern in den beiden Seitenmedaillvns wären
zu vergolden, die Schilder selbst solltcn erhaben gemeißelt sein.

Der Aufsatz enthält in der unteren Partie den Tabernakel, dessen
Thürchen mit getriebenen und feuervergoldeten Platten bclegt sind, darüber

die Cxpositionsnische mit dem nictallenen Kruzifix. Die Engel zu beiden
Seiten mit Musikinstrumenten können statt rnnd auch in Hochrelicf ge-
halten werden. Die beiden Säulen an den Ecken des Altares tragcn
die Lampen zum ewigen Lichte — eine Anordnung, die einem sckönen
Altare mit Baldachin aus der Kirche zu St. Denis bei Paris, dem
14. Jahrhunderte entstamniLnd, entlehnt ist. Der erwähnte Altar ist
ganz aus Stein und polychromirt.

Die Rückseite der Tafel zeigt den Grundriß deS Hochaltares, nnd
zwar der untere den der Mensa, der obere in der linken Hälfte die Bil-
dung der unteren Partie mit dem Tabcrnakel, die rechte dcn Aufsatz mit
der Cx§ositionsnische. Wie aus dem Grundrisse dieser Partie crsicht-
lich, ist anf reichlichen Schmuck des Altares mit Blumen und Leuchtern
Bedacht genominen, und sind die Engel als Hochreliefbildcr projektirt.
Bei Verwendnng runder Figuren müßten die betreffenden Nischen natür-
lich tiefer gehalten werden.

Tafcl 125.

Spätgothischer Leuchter aus Messingguß, nach cinem alten Muster
des 15. Jahrhunderts. Dieser Leuchter ist wegen der vielen glänzenden
Buckel, in welchen sich die Lichtreflexc immer wechselnd zeigen, von sehr
gutcr Wirkung. Jn röthlichem Metall, sogenanntem Kanonenmetall
(Messing mit starkeni Kupferzusatz) ausgeführt und gut polirt, haben
diese Leuchter einen unzerstörbaren Goldglanz, wenn sie öfter mit ge-
stoßenem Müuchnerkalk (mit feuchten Lappen aufgetragen und trocken ab-
gerieben) geputzt werden, und haben so wegen ihrer unverwüstlichen
Dauerhafligkeit den Vorzng vor allen anderen geiriebenen oder gedrückten

Arbeiten. Die vicr Zeichnnngen in den Kreiscn »ebenaii geben dic An-
sicht dcr Knöpfe von oben gesehen und den Querschnitt der Röhren. Dieser
Leuchter ist zu beziehen von I. Götz in Regensburg.

Tafel 126.

Romanischer Leuchter, in Messing gegossen, feuervergoldet, mit
emaillirten Röhren, für die vatikanische Ausstellung zur Ausstattung des
bereits bcschriebenen AltareS der Regensburger Diözese, gezcichnet von
dcm Herausgeber, ausgeführt von I. Leser in Straubing.

Tafel 127 m»d 128.

Meßgewand, Kreuz in gothischem Stylc, gezcichnct von ?. I. Mayr
in Wien. Die Bilder beziehen sich auf verschiedcne Anriifungen der
scl. Jungfrau Maria in der lauretanischen Litanei, alS: Sitz der Weis-
heit (links vom Nanicn Mariä), rechts davon: Arche des Bundcö, oben:
Spiegel der Gerechtigkeit, nach unten: geistliches Gefäß, Gefäß der An-
dacht, geistliche Rose; aus dem vorderen Balken, welcher den rLmischen
Schnilt des Meßgewandes voraussetzt, bcsinden sich die Symbole: Thurm
Davids, Pforte des Himmels (auch alS „goldcnes Haus" darzustellen),
sowic die rettende Arche mit der Taube, die den Oelzweig trägt. Die
nebenstehenden kleineren Zeichnungen sind ohnchin durch beigesetzte Er-
läuterungcn kenntlich.

Tascl 129.

Lichtdruck, romanischcs Altarkrcuz, welches zu den Lcuchtern auf
Tafel 126 passend ist, sci es, daß es in Metall, oder in Holz mit
theilwciser Vergoldung auSgcsührt wird.


dri Heimlllch ii, ilei chmtlichei, -i»iwl.

Der Weinstock und die Trauben spielen auf dem Gebiete dcr
christlichen Symbolik in Wort und Bild einc sehr große Rolle. Zahl-
reiche Stellen des alten Testamentes sinden schon typologische Deutung
in der christlichen Kiinst seit srühester Zeit; hat Sich ja Christus selbst
wiederholt den Weinstock und scinc Jünger und Nachfolger dic Rebzweige

genannt. Noe Pflanzte den ersten, Christus den neuen Weinberg.
Melchisedech als Priester des Herrn und Darbringer von Wein und
Brod ist ein so bekanntes und hänfig angewandtes Bildwerk, daß es
kaum der Worte darüber bedarf. Abigail hält auf den Ulmcr Chor-
stühlen ebenfalls eine Traube in dcr Hand. Die kananitische Traube

symbolisirt z. B. im Kreuzgange zu Brixen, im Emailaltare von Kloster-
neuburg u. a. O. die Kreuztragung Christi. Eine Oberdecke in den
Katakomben (St. Domitilla) finden wir mit Rebzweigen ganz überzogen.
(Abb. b. Kraus, Uomo sottEimirLg..) Tauben an einer Weintraube
pickcnd bedeuten dic Seclcn, welchc durch Christi Blut selig geworden
 
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