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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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3. Heft
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Erklärung der Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0035
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ArlMrlmg iler R»s>l>i.

Tafel 129.

seit en - Alt a r für cine Kirche im Re-
naissancc-Style.

Wie viele Nenaissance-Kirchen sind scit dem
Ausgange des Mittelalters in Deutschland ent-
standen und wie viele Tausende von Altären harrcn
in denselben der Wiederherstellnng oder gänzlicher
Erneuerung, und wie wenige Vorlagen hiersür sind
vorhanden! Bisher haben die Zeitschriften unseres
Faches sehr wenig oder gar nichts sür Kirchen-
einrichtungen von Renaissance-Bauten gebracht, wie
viele Altäre dagegen werden von kenntnißlosen
Schreinern oder Malern, die dem Architekten gerne
in das Handwerk pfuschen möchten, in diesen Kirchen
aufgestellt, die von allen Stylen etwas, ein bischen
„Romanisch" oder wie man es nennt „Byzantinisch",
dann wieder barocke Säulen, moderne Ornamente,
schreckliche Gesimse und langweilige Figuren aus-
weisen, nichts weniger aber sind als achte, ernste
Renaissance-Altäre.

Um nun hierfür passende Vorlagen zu geben,
hat sich der Herausgeber dieser Blätter entschlossen,
in diesem und dcn folgenden Heften eine Reihe
von Altarzeichnungen zu publiziren, welchc nach
den besten Vorbildern aus der italienischen Früh-
renaissance entworfcn sind. Diese Periode der
Renaissance — das Wiedererwachen der Antike in
Jtalien — hat in Architektur und Ornamentik das
Schönste und Edelste geleistet, was die Renaissance
aller Zeiten und Länder hervorgebracht, und ist es
daher bei Neuherstcllung von kirchlichen Gcräthen
das Ratbsamste. auf den in voller Jugendfrische

erblühenden, vou dem edlen Geiste des Alterthums
belebten, noch nicht von dem Schwulste und den
Uebertreibungen der späteren Perioden des Barock
und Rokkoko übersättigten Styl des Cinquecento
(15. Jahrhunderts) in Jtalien zurückzugreifen.

Der vorstehende Altar ist in diesem Sinne
cntworsen. Er zeigt einen ganz einfach konstruirten
Holzaufbau, der eigentlich nur dic Rahme um das
Altargemälde bildet, oben von einem halbkreis-
förmigen Abschlusse bedeckt, in welchem ein kleinerer
Kreis für Reliefdarstellung eines Heiligcnbrustbildcs,
ein kleineres Gemälde oder Symbol (z. B. Herz
Jesu oder Mariä in Strahlenkranz, Namenszüge,
Krvne und Palmen für Martyrer, Cherubsköpfe rc.)
eingesetzt ist. Die Fassung verlangt viele und sorg-
fältige Vergoldung, wenigstens müßten alle Laub-
ornamentc, sowie die kleinen Plättchcn der Gesimse,
die Kehlungen, Eierstäbe, sowie die Rahme des
Bildes sein geschliffen und vergoldet sein. Jn
Jtalien und stellenweise auch bei uns in Deutsch-
land finden sich ans der genannten Stylperiode
manche Altäre, welche durchaus vergoldet sind, und
nur ausnahmsweise z. B. als Hintcrgrund dcr mit
Ornamenten belebten Füllungen, blaue oder grüne,
auch rothbraune Flächen zeigen. Die längliche
Füllnng in der Mitte der Prädella kann mit einer
in Holz erhaben geschnittencn Jnschrift, oder mit
einem hübschcn, naturgctreuen Marmormuster aus-
gcfüllt werden. Die Mensa des Altares, auf die
bei neueren Restaurationen jetzt doch wieder mehr
verwendet wird als vor einigen Jahrzehnten, ist
sür Herstcllung in Stein gezeichnet. Die Partie,
auf welcher der Aufsatz ruht, bildet gewissermaßen

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