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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — N.F. 4.1888/​95

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5. Heft
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Erklärung zu den Tafeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26639#0071
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RiMrung i!er Tilselg

Tafcl l42.

^^ckf^^pätgothischer Flügel-Attar mit Kreu-
zigungsgruppe aus polychromirtem
Holze mit steinerner Mensa. Die Anlage und
Construktion desselben ist so einfach und klar,
daß es keiner weiteren Erklärung bedarf. Zu
bemerken wäre nur, daß der in neuerer Zeit
beliebte große Apparat von Fialen, Strebepseilern,
Säulchen und Bögen sehr sparsam verwendet ist,
dafür mehr ans schlichte, wirknngsvolle Bildung
des Mittelschreincs und des Tabernakels Bedncht
gcnonnnen ist. An dem Wust von sich drängenden
Fialen und Streben hat das Volk bald satt, es
verlangt nach sinn- und trostreichen Bildern und
in diesem Sinne sind auch die alten Altärc des 14.
und 15. Jahrhunderts, die für alle Zeiten muster-
giltig sind, gebildet. Das Kreuz, aus welchem der
Heiland ruht, ist als der blühcnde Baum darge-
stellt, wie ihn der herrliche Hymnus der Passions-
woche beschreibt: ,,/Vrdor clocora st knlAicka,
ornnts. rsKw pnrpnrs, Der Baum geziert und
glänzend, mit des Königs Purpur gcschmückt" ; nnd
,,Lrux ticksliZ intsr omrms srkor uns nokilm Stc.
„Kreuz getreues, unter allen
Bäumen einzig edler du!

Nie ini Wald stand deines Gleichen,

So von Laub und Blüth' und Sproß.
Süßes Holz und süßes Eisen,

Süße Bürde tragen sie.

Biege, hehrer Baum, die Aeste,

Lock're deine straffe Kraft;

Es erweiche jene Härte,

Welche die Natnr vcrlieh,

Und des höchsten Königs Glieder
Spanne lind am milden Stamm."

Tafcl 143.

Frontalbekleidung sür einen Altartisch
Vorderseite und zwei Seitentheile — in romani-
schem Style.

Diese schöne Compvsition, zu welcher die
Figuren von Kartons des f Prof. Klein in Wien
theilweise entnomnien sind, wurde in Perl-
stickerei auf Pergament, der Hinter-
grund Goldstoff, ausgeführt von mehreren
Klöstcrn des Bisthnms Regensburg für die
bischöfliche Hauskapelle. Die ebenso seltene als
wirksame Technik der Perlstickerei in so groß-
artigcm Maßstabe, wie sie vielleicht bis jetzt noch
nie angewcndet wvrden, hatte ihr Borbild in
eincni bishcr ziemlich unbeachteten Schatze des
städtischen Museums in Egcr. Es ist dieß ein
hüchst interessantes Altarantipendium, jedenfalls
einer Klosterkirche entstammend und mag um dic
Mitte oder gegen Ende des 13. Jahrhunderts
gestickt worden sein. Betrachten wir zunächst das
in Rede stehende Sriginal, um später die auf
unserer Tafel gegebene Nachahmung näher zu
beschreiben. Das Egerer Antipendium
hat die Größe eines gewöhnlichen Altartisches
von circa 1,70 ra Lä^ge und 1 rn Höhe und
bildet auf einer dvppelten Unterlage von starkem
Linnen ein jetzt ganz verblichener glatter Seiden-
stoff den Grund, auf welchem sich obcn eine
querlaufende Bordüre mit Brustbildern, dann
durch rothseidene schmale Streifen getrennt über-
einander zwei Reihen Arkaden mit Rundbogen
und romanisch gebildeten Säulen befinden, welche
je 10 Figuren verschiedener Heiligen einschließen.
Die sämmtlichenBrustbilder,Arkadenbogen, Säulen
nnd Figuren sind nur in groben Glasperlen ge-
stickt auf einer doppelten Unterlage vvn Perga-
ment aufgenäht. Die Perlen vvn verschiedenen
Farben, außer roth, sind linsenförmig zusammen-
gequetscht, wahrend die rothen größer, als reine
Cylinderabschnitte erscheinen und wahrscheinlich
ächte Corallen sind. Zwischen den Glasperlen
und auch aus dem Seidenhintergrunde zerstreut
sinden sich hunderte von gesranzten Rosetten von
 
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