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Kissling, Hermann
Unsere Kirche, Gegenstand einer Kunstkunde — Stuttgart, 1967

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https://doi.org/10.11588/diglit.15010#0010
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VORWORT

Heute drängt es Menschen verschiedener Bildungsgrade, Kunst zu
sehen, Kunst zu erleben. Noch nie sind so viel Kunstbücher gekauft
und Kunstpostkarten verschickt worden wie gegenwärtig. Der Leh-
rer sollte sich fragen, ob dies die Resonanz seiner Arbeit sei? Ob
hier die Früchte herangereift seien, wozu er in einer Schule des
Schauens die Keime gepflanzt habe? Täuschen wir uns nicht! Sehr
häufig haben dies die privaten Studien der Erwachsenen bewirkt,
die ihre Empfänglichkeit für Dinge der Kunst und ihr Wissen dar-
über erst nach der Schulzeit selbst gefördert und erworben haben.
Und auch die Menschen sollte der Lehrer und Kunsterzieher be-
merken, die mit gelangweilten Mienen den Speyerer Dom verlassen,
denen auf der Suche nach dem Kunsterlebnis nicht mehr als Ahnun-
gen des Gefühls zuteil geworden sind. Die so Enttäuschten meiden
schließlich das Kunstwerk.

Schuld an dieser Enttäuschung ist nicht zuletzt die Schule. Wenn
ein Unterrichtsfach die bildende Kunst auf ihre Fahne geheftet hat,
übernimmt dieser Unterricht wahrlich die Verpflichtung, in die
Welt der Kunst einzuführen. Dies sollte nicht nur über bildne-
risches Tun versucht werden, weil dies nur eine Möglichkeit der
Kunstunterweisung und der Vorbereitung großer Kunsterlebnisse
ist. Die andere ist die vorwiegend betrachtende, theoretisch ana-
lysierende Auseinandersetzung mit dem gestalteten Werk. Mit Ab-
sicht taucht hier der Begriff der Analyse auf, also der Hinweis auf
ein Arbeitsverfahren, das gliedert, untersucht und auch beschreibt.
Ich bediente mich dieses Verfahrens. Damit soll keineswegs der
Inhalt dieses Buches wissenschaftlich verbrämt werden, wenngleich
die Erfahrungen und Ergebnisse der kunstgeschichtlichen Forschung
in reichem Maße dienstbar gemacht worden sind. Dieses Buch ist
auch keine Kunstpropädeutik, wiewohl gerade sie mit der Kunst-
kunde, um die es hier geht, in einer breiten Grenzzone zusammen-
hängt.

Zum exemplarischen Gegenstand dieser Kunstkunde wurde
»Unsere Kirche«, ihre Architektur und Ausstattung gewählt. Vor-

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