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Kissling, Hermann
Unsere Kirche, Gegenstand einer Kunstkunde — Stuttgart, 1967

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https://doi.org/10.11588/diglit.15010#0122
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Epistelseite gesprochen. Die Epistelseite ist die südliche Seite (eine
geostete Kirche vorausgesetzt), weil an dieser Altarflanke in der
katholischen Kirche die Epistel verlesen wurde. An der Nordseite
des Altars, der bevorzugten rechten Seite, las der Priester die
Evangelien. Hier spielte allerdings noch der Gedanke mit, daß
nach Norden (von Rom aus gesehen) das Evangelium zur Missio-
nierung verkündet werden sollte.

In unserer Gegend sieht man zuweilen in einem alten Schluß-
stein das Bild einer Blütenrosette mit Kreuz. Hier wurde bei Reno-
vierungen des vergangenen Jahrhunderts die »Lutherrose« aufge-
malt. Sie wird erklärt: »Luthers Wappen war ein schwarzes Kreuz
im roten Herzen, dieses in einer weißen Rose, das Ganze auf him-
melblauem Felde von einem Goldring umrahmt. Darunter schrieb
er: »Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn's mitten unterm
Kreuze steht.5«

4 LANDSCHAFT, BAUANTLITZ, BAUMATERIAL

Die Vielgestaltigkeit der Erdkruste spiegelt sich im Antlitz der
aus ihr herauswachsenden Bauwerke. Die alten Bauten wurden mit
den Stoffen aufgeführt, die die Umgebung in reichem Maße zur
Verfügung stellte und sich dem Handwerker anboten. Deshalb
baute ein »Steinland« anders als ein »Holzland«. Im Neckargebiet
gebrauchte man die Sandsteine, in der Norddeutschen Tiefebene
und in den Niederlanden den Backstein, in Schleswig-Holstein
nicht selten die von Wasser und Eis geschliffenen Granitbrocken,
die Feldsteine.

Jeder Baustoff hat seine eigene Farbe, Struktur und Dichte. Und
diesen Eigenwert, wobei gleichgültig ist, in wieweit dieser sich als
Bau- und Ziermaterial gefügig erweist, respektierte der Steinmetz,
der Maurer und nicht zuletzt der Baumeister. So sind Gestalt

5 Nach M. Haug, Er ist unser Leben, Stuttgart6 1952, Seite 351

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