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Der romanische Vorgängerbau

1. Zur Gestalt des gotischen Baues als Nachfolgebau

Die Kenntnis des romanischen Vorgängerbaues, seines Standortes, seiner Gestalt
und seiner Datierung vermittelt Einsichten in das Verhältnis der Pfarrkirche zur
Johanniskirche, insbesondere jedoch Einsichten in den Bauvorgang und die Bau-
gestalt der nachfolgenden gotischen Kirche. Deshalb sei ihre Gestalt, wie sie sich
heute darbietet, zum Verständnis der Zusammenhänge vorausgehend skizziert.

Die gotische Pfarrkirche ist ein gequaderter Längsbau, den ein durchgängiges
Satteldach deckt123. Der Bau scheint an großen Flächen ausgerichtet. Die West-
wand gipfelt in einem Schaugiebel; die Langhauswände zeigen eine strenge Se-
quenz von hohen Maßwerkfenstern und Strebepfeilern, indessen die Ostpartie
des gestuften Chores fast den Eindruck eines breitbeinig dastehenden Baues ver-
mittelt (Abb. 1—3). In Aufbau und Gliederung ist diese Kirche im wesentlichen eine
dreischiffige Hallenkirche des 14. Jahrhunderts mit einem 7jochigen Langhaus und
einem 4jochigen Chor mit umlaufenden Seitenschiffen und Kapellenkranz. Die
Jochabstände stimmen erstaunlich genau überein, ausgenommen das erste, öst-
liche Langhausjoch, das tiefer angelegt ist124. Im Bereich dieses Joches ragen aus
der Flucht der Langseiten spätgotische Architekturteile hervor, und zwar im Nor-
den die ehemalige Sebaldus-, jetzt Taufkapelle, im Süden die Sakristei. Weniger
augenfällig sind einige abweichende Maße der seitlichen Wandabschnitte des
westlichen Langhausjoches: Die Fensteröffnungen sind gegenüber den nachfolgen-
den schmäler, die Strebepfeiler geringer entwickelt und anderes mehr. Und gegen-
über dem Ostteil der Kirche, der wie aus einem Guß erscheint, wird man die West-
wand zwar großartig, aber keineswegs einheitlich nennen dürfen. Ihre Balustrade
trennt die kompakte untere Wand von dem reich gegliederten Giebelfeld.

Diese gotische Kirche hat fünf Zugänge: ein Westportal, zwei Seitenportale mit
Vorhallen in Höhe des 4. Langhausjoches und zwei mit tiefen Vorhallen versehene
Chorportale. Von Westen nach Osten nimmt bei diesen Portalen der Aufwand
an architektonischer und skulpturaler Rahmung zu.

Der Innenraum bietet den Anblick einer durchgängigen Hallenkirche, jedoch
nicht von der Entschiedenheit wie Dinkelsbühl und Amberg. Daß die Chorweite

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