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Allgemeines über
Türbeschläge

4 Schlüsselschild

(um 1600, Städt. Museum)

Aus Metallen gefertigt dienen sie der Formstabilität, Beweglichkeit,
Handhabung und dem Verschluß der Türen. Diese Produkte der
Schmiede, Schlosser und Gießer sind funktionale Gebilde und als solche
dem Wandel des Fortschritts unterworfen. In ihrer Gestaltung haben
sich ebenso ununterbrochen Stiltendenzen, also charakteristische
Anschauungen bestimmter Zeiten niedergeschlagen. Auch die Wahl des
Materiales ist davon beeinflußt. Schlüsselschilde, Knaufe, Griffe und
Klopfer waren in Gmünd bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts üblicher-
weise aus Eisen gefertigt, danach im Rokoko aus Messing gegossen, ehe
die arme und nüchterne Zeit um 1800 wieder das Eisen vorzog. Es
bedarf keiner Erklärung, daß in einer Epoche der vergoldeten Rocaillen
Messing mehr gefragt war als Eisen, damals auch der alles andere als
wohltönende Türklopfer durch den Klingelzug ersetzt wurde.
Die Schmiede lieferten zum Türbeschlag die Nägel und das Türgehänge.
Früher waren es die Langbänder, die in den Haken der Türgewände
beweglich lagern. Das Mittelalter und selbst noch die Renaissance
brachte die oft gezierten Bänder an der Außenseite der Türe an, um
solchen Schmuck zur Geltung zu bringen, wiewohl dies die Türsiche-
rung nicht förderte. Bei großen und deshalb auch schweren Füllungstü-
ren, wie beim Südportal der Kapelle St. Leonhard, verzichtete man
selbst im späten 18. Jahrhundert nicht auf die Langbänder. Dort sind sie
der Füllungen wegen gewinkelt und gebogen, um dergestalt auf den
Rahmenhölzern befestigt werden zu können. Die dekorierten Renais-
sancetüren verlangten das Kurzband, das sogenannte Schippenband. In
neuerer Zeit hat es seine Schmuckformen verloren, ist kleiner geworden
und schließlich als Fischband unsichtbar in die Tür eingelassen und
befestigt.

Zum Verschluß der Türen: Riegel gibt es seit eh und je. Schlösser zu
beschreiben ist Angelegenheit eigener Monographien. Hier sei nur soviel
gesagt, daß wir heute in Haustüren die unauffälligen Zylinderschlösser
haben, die der Amerikaner Yale 1848 erfand. Diese zählen zur Gruppe
der Einsteckschlösser, weil sie in das Material der Türe eingelassen sind.
Zuvor gebrauchte man das Kastenschloß, das der Innenseite der Türe
aufgeschraubt war. Die Kastenschlösser der Münstertüren aus dem
16.-18. Jahrhundert sind wirkliche Eisenkästen, deren Form und Rand-
zierden vage Datierungen zulassen. Die spätgotischen Schlösser, soge-
nannte altdeutsche Schnappschlösser, sind einfacher im Mechanismus,
deshalb flach und als Schloßblech bezeichnet. Typisch bei ihnen (aber
auch noch später gebraucht) ist die V-förmige Verzierung des Schlüssel-
loches, eine Tasthilfe für das Einführen des Schlüssels in der Dunkelheit.
 
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