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Zu Gmünds Geschichte und Kunst
von 1300-1650

Vorbemerkung
Die Zeitspanne umfaßt das Spätmittelalter nahezu und
die frühe Neuzeit in Gänze. Willkürlich sind die Eck-
daten nicht gewählt. Erst das 14. Jahrhundert gibt Na-
men für unser Register preis. Der Einschnitt in der
Mitte des 17. Jahrhunderts, diese merkliche Zäsur in
der Geschichte und Kunstgeschichte der Stadt wie des
Landes, bot sich an, hier abzuschließen.
Diese dreieinhalb Jahrhunderte spannen den Bogen von
der Nachstauferzeit bis zum Ende des Dreißigjährigen
Krieges (und entspricht der zeitlichen Distanz von
1650-2000), in kunstgeschichtlichen Stilbegriffen ge-
sagt von der Hochgotik bis an die Schwelle zum
(deutschen) Barock. Die Menschen unserer Schrift wa-
ren Zeitgenossen von Kaiser Karl IV., Luther und Wal-
lenstein, von Giotto, Dürer und Bernini. Große
deutsche Bauten markieren Stationen dieses Weges:
Der Chor des Kölner Domes (geweiht 1332), der Ott-
Heinrichs-Bau des Heidelberger Schlosses (Baubeginn
1556), das Augsburger Rathaus des Elias Holl
(1615/20), von dessen Großartigkeit schon seinerzeit
die Gmünder wußten und sprachen (Vogt, Chronik,
187). So gegenwärtig diese Bauten sind, so sehr sind sie
geschichtliche Dokumente anderen Lebens, anderer Er-
fahrungen. Im 14. Jahrhundert werden die ersten Brillen
getragen, organisieren sich die Zünfte, donnern die er-
sten Feuerwaffen. Weder laut noch spektakulär gebär-
det sich im ausgehenden Mittelalter der aufkommende
Buchdruck, der die Welt und ihr Wissen darüber verän-
dern wird. Daß es damals um 1500 im Trubel der
Ereignisse und Revolutionen eine Lust zu leben sei, ist
nur die Stimme eines Humanisten. 1518 jubiliert Hutten
in einer glücklichen Stunde: O saeculum, o litterae! Ju-
vat vivere! Die Kirche, gespalten seit Luther, kann sich
mit Teilung und Verlusten nicht abfinden. Im Zusam-
menspiel mit weltlichen Fürsten organisieren sich die
konfessionellen Parteien, erproben ihre Stärke im
Schmalkaldischen Krieg. 1618-1648 überflutet der
Ausbruch aufgestauter Intoleranz kämpfend, mordend

und brennend die deutschen Länder, Städte und Dörfer.
Ein Religionskrieg unter Christen, die Kreuzesfahne
und Marienbilder mit sich führen, Bilder und Zeichen
ihrer Lehre der Nächstenliebe und Friedfertigkeit, hier
nur noch Formeln im Morast von Geltungs- und
Machthunger, Intrigen und barbarischen Umtrieben.
Gmünd im Spätmittelalter
Der Untergang der Staufer entläßt Gmünd aus Ver-
pflichtungen, auch aus Sicherheiten. Neue Orientierun-
gen und Bindungen bahnen sich an. Ein Chronist sagt
1707, die Stadt sei in Anno 1269 zu dem Reich kommen,
auß sonderen Ursachen und ob bene merita, ohne je-
doch die besonderen Motive und guten Verdienste nen-
nen zu können. (Jeger, Periphrasia, 74). Den Anfang
der selbständigen Stadt hat man wohl etwas später zu
sehen. Glaubhaft, weil von anderen Quellen bestätigt,
überliefert die Chronik des Dominikanerordens, Anno
1284 ist dz Regiment allhier so Vorhin bey dem Adel
gestanden, an daß gemaine Volkh wegen entstandene
Uneinigkeiten kommen undt ist H. Berthold Klebzagel
zum ersten Bürgermeister erwählt worden (DomChro-
nik 1724, 5). Mit dem königlichen Schultheißen haben
nun Bürgermeister und die im Rat vertretene bürgerli-
che Oberschicht das Sagen in der Stadt, bis um die
Mitte des 14. Jahrhunderts auch Zunftmeister in den
Rat gewählt werden, ein Vorgang, den Kaiser Karl IV.
1373 bestätigt.
Um 1300 macht Gmünd den Eindruck einer prosperie-
renden Stadt. Die Gunst der Staufer wirkt nach, die
Gunst der Lage im Remstal, durch die ein Strang der
Heilbronner-Augsburger Geleitstraße führt, hält an.
Noch nichts ist zu spüren von der späteren Bedrängnis
durch die Grafschaft Wirtemberg, die jetzt erst unter
Eberhard I. (reg. 1285-1325), dem jähzornigen und er-
lauchten, Konturen gewinnt. Orden lassen sich in

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