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Münzen, Maße, Gewichte

Münzen und ihre Werte
In den Gmünder Quellen finden sich zahlreiche Hin-
weise zu Währungen1. Trotzdem macht es Schwierig-
keiten, daraus ein klares Bild der Münzwerte zu gewin-
nen. Die Schwierigkeiten bestehen darin, daß Münzsor-
ten mit den Zeiten und Orten nicht nur gewechselt,
sondern dazuhin verschiedene Wertungen erfahren
haben, daß - um zwei Beispiele zu nennen - 1440 6 lb
in Stadtwährung, 1546 25 fl in grober Münz gemeiner
Landwährung abgerechnet wurden (UASp 377, 1035).
Und nicht nur das 20. Jahrhundert, auch frühere Zeiten
litten unter Geldentwertungen, „Münzverrufungen“ und
inflationären Schüben, so gravierend um 1370, um
1570 und um 1620.
Im Hinblick auf Gmünd und unsere Quellen läßt sich
generalisierend sagen: Im späten Mittelalter wird in
Pfund, Schilling und Heller gerechnet (was auf die ka-
rolingische Zeit zurückgeht). Die Pfundrechnung erin-
nert daran, daß das Gewicht der Edelmetalle auch
Rechnungseinheit war. Als gebräuchlichste Münze im
späten Mittelalter ist der Heller in Umlauf, eine kleine,
nach der Münzstätte (Schwäbisch) Hall benannte Sil-
bermünze. Um 1500 wurde gerechnet:
1 lb h (1 Pfund Heller) = 240 h = 30 ß
1 ß (1 Schilling) = 12 h
1 d (denarius, 1 Pfennig) = 2 h
1 böhmischer Groschen = 16 h, ca. 3 kr
Ab dem 15. Jahrhundert tritt an die Stelle der Heller-
währung immer häufiger der (Gold-)Gulden. Weil er,
zuerst in Florenz geprägt, als florente bekannt wurde,
bürgerte sich die Abkürzung fl ein. Ab 1524 gab es ei-
nen gleichwertigen Silbergulden. Er wird sich bis zur
Einführung der Mark am 1.1.1871 behaupten.
1 fl (1 Gulden) = 60 kr (= 28 ß = 336 h)
1 Ort (Viertelstück) = 15 kr
1 b (1 Batzen) = 4 kr
1 kr (1 Kreuzer) = 5,6 - 5,7 h = 3 d
Im späten 15. Jahrundert wurde 1 fl mit 336 h oder mit

28 ß (= 1 lb 8 ß), 1530 mit 1 lb 8 ß 2 d (MüAnni 65)
verrechnet. Bei der Umstellung der Mesnerbesoldung in
St. Katharina 1581 wird statt 1 lb 10 ß h nun 1 fl 4 kr
ausgegeben (1 kr= 5,625 h). Da Heller- und Gulden-
währung inkompatibel sind, erzwang dies umständliche
Wertangaben. Zwei Beispiele: 1570 zahlt die Stadt dem
Juncker Martin von Degenfeld für 200 Quader zu je 10
kr insgesamt (und hier erwartet der Leser: 2000 kr - 33
fl 20 kr) 33 fl 1 Ort 2 ß 5 h. Die kleinen Werte sind
demnach noch in Schilling und Heller ausbezahlt wor-
den. Im gleichen Jahr erhält der Stadtschmied Michel
Hailer für 50 Pickel und Hauen zu je 17 kr insgesamt (-
14 fl 10 kr) 14 fl 4 ß 8 h. 10 kr wurden demnach mit 4 ß
8 h, mit 56 h gleichgesetzt.
Im 16. Jahrhundert kommt als größere Münze der Taler
auf, der als Reichstaler von 1566 bis um 1750 amtliche
Währungsmünze der Reiches mit einem Silbergehalt
von 25,98 Gramm gewesen ist. In Gmünd wurde 1618
für 1 Taler 1 fl 5 b, 1661 1 1/2 fl gegeben.
Die Wirklichkeit der damaligen Geldgeschäfte war
noch komplizierter als unsere geraffte Darlegung ver-
mittelt. Der Verkauf von Kleinsüßen am 25. April 1575
an die bubenhofischen Vormünder mag dies illustrieren
(USlg 1575). Die Kaufsumme wurde zwei Tage danach
in Höhe von 17500 fl in 18 Säckchen, sortiert nach
Münzarten, in der gredt erlegt. Die Nachprüfung und
Umrechnung in Gulden wird seine Zeit gebraucht
haben. Der Käufer bezahlte in französischen Kronen (je
24 b), kayserischen Kronen (je 23 b), doppelten Kronen
(je 3 fl 4 kr), doppelten und einfachen Dukaten (einfa-
che Dukaten je 1 fl 45 kr), Dukaten zu 25 b, Reichsgul-
den, Kreuzdukaten, 3-, 10- und 20 Kreuzerstücken,
Sonnenkronen (je 1 fl 46 kr), halben Batzen, Talern,
böhmischen Groschen, protugalesischen Kronen, un-
garischen Dukaten. Da behielt der Rechner auf der Grät
nur deshalb die Übersicht, weil er ein Täfelin mit einer
Münz-Ordnung zur Hand hatte (StadtR 1638, 110).
1 Vgl. UAG 608-610, 873, 899, A 22, RA 10, 23, 32. MüAnni 65.
KR 1595, 6; 1623, 199-203. VPfR 1623, 75 f. DomChronik 13.

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