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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der K[aiserlich-]K[öniglichen] Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — 1.1907

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Tietze-Conrat, Erica: Georg Raphael Donners Verhältnis zur italienischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.18129#0087
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Fig. 43 Venedig, S. Francesco della Vigna,
Seitenaltar von Vittoria

Georg Raphael Donners Verhältnis zur italienischen Kunst

Von E. TlETZE-conrat

Eine wesentliche Eigenschaft der Skulptur in der Barocke ist ihr Ausgehen auf nicht
tangible Erscheinung; es bringt die farbige Plastik, wie sie die nordische, insbesondere
süddeutsche Kunst in Fortsetzung spätgotischer übte, und die optische Kunst, die durch
Auflösung der tangiblen Oberfläche der Körper in ein wechselndes Spiel von Licht und
Schatten entstand, wie es von Bernini, dessen Einfluß in alle Welt ausströmte, erfunden
wurde. In Venedig finden sich Kunstdenkmale beider Art: reich vertreten ist die poly-
chrome Holzplastik,1) die in Italien kein Analogon hat, und die römische Kunst, die durch
Giusto le Curt eingeschleppt wurde und in diesem geringen Künstler und seiner Werkstatt
nur einen letzten Aussud Berninesker Kunst bedeutet, über den sich Mothes,2) der Historiker
der venezianischen Plastik, leider mit Recht empören darf.

Doch sind es nur zwei Nebenströmungen, die in die indogene Entwicklung niemals
umwälzend eingreifen konnten. Venedig selbst hat keine barocke Plastik hervorgebracht;
der Grund hiefür mag in der bedeutenden Persönlichkeit des Alessandro Vittoria ge-
legen sein, dessen Einfluß für die Kunst des XVI. und XVII. Jhs. ausschlaggebend war und
auf den noch sichtbar im XVIII. zurückgegriffen wird, indem seine geschlossenen Kom-
positionen mit den zu Einfachheit stilisierten Silhouetten ein wesentliches Element der sich

l) Es wird über diese im weiteren Verlaufe (S. 82)
die Rede sein. Ihre Anfänge sind mir nicht bekannt; ich
möchte nur auf ihre kompositioneile Übereinstimmung mit
einer Reihe österreichischer Arbeiten des XVIII. Ihs. hin-
weisen, die gleichfalls einen mehr kunstgewerblichen
Charakter besitzen, mit jenen vielen Sandsteingrabmalen mit
Kunstgcschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 1907

Darstellungen der Immaculata, Himmelfahrt oder armer
Seelen im Fegefeuer (Abbildung eines Typus, Kunsl-
topographie II. Wien).

2) Oskar Mothes, Geschichte der Baukunst und Bild-
hauerei Venedigs. Leipzig 1860.

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