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E. Tjetze-Conrat Beiträge zur Geschichte der Grabensäule in Wien
160
dem Abbruch der annoch vothandenen alte Mauer-
zeug zu bröchen erlaubt worden, Als hat selbiger
zu Aufbrechung gedachtes altes Mauerzeug, undt
Einkhauffung aller neyen Materialien, sambt allen
erfordernten Fuhren fürderliche Bestellung zu ma-
chen, auch folgents das Fundament heraus zu
Fig. 42 Dreifaltigkeitssäule am Graben
in Wien
mauern vornehmen zu lassen, allermassen er Herr
alles gar weißlich anzuordnen wüssen würdt,
worüber ein undt anndere Außgaab bey Raittung
passirt werden solle. Actum etc. d. 9. Juni 1687.“
(Haüpt Archiv 9/1687.)
A. von Geusau vermeldet in seiner Geschichte
der Haupt- und Residenzstadt Wien (1793, p. 186)
über die weiteren Schicksale der Säule, daß die
Krönungsgruppe der hl. Dreifaitigkeit in der Trini-
tarierkapelle in der . Alserstraße auf dem Hochaltar
aufgestellt wurde. Vielleicht beruht diese Nachricht
auf einem Irrtum; dieses in der Kapelle verehrte
Dreifaltigkeitsbild, das sich heute noch in der
Sakristei der Minoritenkirche in der Alserstraße be-
findet, ist eine gemalte Darstellung und trägt eine
längere lnschrift aus demjahre 1689 zur Erinnerung
an die Einweihung der ursprünglichen Trinitarier-
kirche.
II. Zeichnungen Burnacinis zur Grabensäule
In dem allgemeinen Archiv des k. k. Ministeriums
des Innern ist unter den Stadtverschönerungsakten
eine Baubeschreibung der hl. Dreifaltigkeitssäule am
Graben inWien, die in anschaulicher Weise die Ge-
schehnisse seit 1687 wiedergibt. Alois Hauser hat
dieses Dokument als die wertvollste Quelle seinen
Ausführungen zugrunde gelegt2). Ich greife folgende
zwei Stellen heraus: „ . . . die Säulen bereits auf
denen Dörffern fast zu gemein werden wollen, etwas
andres ungemeines dafür inventiert, worauf die
Bildnuss der allerheiligsten Dreifaltigkeit nicht wie
vorhin in dem hölzernen Modell exprimirt mit dem
Crucifix in der Schoss Gott des Vaters: sondern die
anderte Person gleichfalls mit besonders glorificirtem
Leib an der rechten Hand Gottes desVaters und
der heil. Geist in der Mitte oberhalb beider ersten
hochheiligsten Personen schweben zu ruhen hatten.“
—• „Von danen nun auf das Hauptwerkh und neuen
Invention zu kommen, wodurch die h. Dreifaltigkeit
nebst denen neun großen Engeln auf was anders als
auf einer Säulen zu setzen wär: hat Ihrer Kais. Maj.
dero Ingenieurs Truchsessen und Inspectoris der
theatralischen Werken Herr Ludovici Burnacini In-
vention vor anderer allergnädigst wohlgefallen auf
eben die, weis und Manier, wie sie nunmehr in na-
tura auf dem Platz zu sehen ist, indemo nicht allein
an stat der Säulen eine dreieckige und bis an die
vergoldete glorie 27 Schuh hohe Piramid in die
Mitten hinaufgehet, sondern auch durch die darumb
sich schwingende Wolken zugleich so viel Orth ge-
wonnen werden, daß sowohl die neun großen Engel
zwischen denen kleineren als auch die Bildnuss der
allerhl. Dreifaltigkeit selbsten samt dero vergoldten
samentlichen Glory gar füglich haben postirt werden
können.“
2) Die Dreifaltigkeitssäule am Graben in Wien in
den Berichten und Mitteilungen des Altertums-Vereines,
Wien 1882, p. 103 ff. Danach abgedruckt bei A. Ilg,
Fischer von Erlach, Wien 1895, 120 tf.
E. Tjetze-Conrat Beiträge zur Geschichte der Grabensäule in Wien
160
dem Abbruch der annoch vothandenen alte Mauer-
zeug zu bröchen erlaubt worden, Als hat selbiger
zu Aufbrechung gedachtes altes Mauerzeug, undt
Einkhauffung aller neyen Materialien, sambt allen
erfordernten Fuhren fürderliche Bestellung zu ma-
chen, auch folgents das Fundament heraus zu
Fig. 42 Dreifaltigkeitssäule am Graben
in Wien
mauern vornehmen zu lassen, allermassen er Herr
alles gar weißlich anzuordnen wüssen würdt,
worüber ein undt anndere Außgaab bey Raittung
passirt werden solle. Actum etc. d. 9. Juni 1687.“
(Haüpt Archiv 9/1687.)
A. von Geusau vermeldet in seiner Geschichte
der Haupt- und Residenzstadt Wien (1793, p. 186)
über die weiteren Schicksale der Säule, daß die
Krönungsgruppe der hl. Dreifaitigkeit in der Trini-
tarierkapelle in der . Alserstraße auf dem Hochaltar
aufgestellt wurde. Vielleicht beruht diese Nachricht
auf einem Irrtum; dieses in der Kapelle verehrte
Dreifaltigkeitsbild, das sich heute noch in der
Sakristei der Minoritenkirche in der Alserstraße be-
findet, ist eine gemalte Darstellung und trägt eine
längere lnschrift aus demjahre 1689 zur Erinnerung
an die Einweihung der ursprünglichen Trinitarier-
kirche.
II. Zeichnungen Burnacinis zur Grabensäule
In dem allgemeinen Archiv des k. k. Ministeriums
des Innern ist unter den Stadtverschönerungsakten
eine Baubeschreibung der hl. Dreifaltigkeitssäule am
Graben inWien, die in anschaulicher Weise die Ge-
schehnisse seit 1687 wiedergibt. Alois Hauser hat
dieses Dokument als die wertvollste Quelle seinen
Ausführungen zugrunde gelegt2). Ich greife folgende
zwei Stellen heraus: „ . . . die Säulen bereits auf
denen Dörffern fast zu gemein werden wollen, etwas
andres ungemeines dafür inventiert, worauf die
Bildnuss der allerheiligsten Dreifaltigkeit nicht wie
vorhin in dem hölzernen Modell exprimirt mit dem
Crucifix in der Schoss Gott des Vaters: sondern die
anderte Person gleichfalls mit besonders glorificirtem
Leib an der rechten Hand Gottes desVaters und
der heil. Geist in der Mitte oberhalb beider ersten
hochheiligsten Personen schweben zu ruhen hatten.“
—• „Von danen nun auf das Hauptwerkh und neuen
Invention zu kommen, wodurch die h. Dreifaltigkeit
nebst denen neun großen Engeln auf was anders als
auf einer Säulen zu setzen wär: hat Ihrer Kais. Maj.
dero Ingenieurs Truchsessen und Inspectoris der
theatralischen Werken Herr Ludovici Burnacini In-
vention vor anderer allergnädigst wohlgefallen auf
eben die, weis und Manier, wie sie nunmehr in na-
tura auf dem Platz zu sehen ist, indemo nicht allein
an stat der Säulen eine dreieckige und bis an die
vergoldete glorie 27 Schuh hohe Piramid in die
Mitten hinaufgehet, sondern auch durch die darumb
sich schwingende Wolken zugleich so viel Orth ge-
wonnen werden, daß sowohl die neun großen Engel
zwischen denen kleineren als auch die Bildnuss der
allerhl. Dreifaltigkeit selbsten samt dero vergoldten
samentlichen Glory gar füglich haben postirt werden
können.“
2) Die Dreifaltigkeitssäule am Graben in Wien in
den Berichten und Mitteilungen des Altertums-Vereines,
Wien 1882, p. 103 ff. Danach abgedruckt bei A. Ilg,
Fischer von Erlach, Wien 1895, 120 tf.