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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Wilhelm Trübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0025

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WILHELM TRUBNER

VON

EMIL HEILBUT

RUEBNERist einMalermiteiner
wenig erfolggekrönten Jugend.
Er war eine der hervorragendsten
deutschen Begabungen und nie-
mand kümmerte sich um ihn.
3ei grosser Frühreife malte er ganz ausgezeich-
nete Bilder, später fing er zu theoretisieren an,
mit vorzüglichen Ansichten über die Kunst
und nicht ohne Bitterkeit gegen manche Kol-
legen, die von populären Erfolgen vorwärts
getragen wurden, und es häufig leicht hatten,
zu Geltung und Ansehen zu gelangen. Da-
bei gewähren immer noch die Maler den
künstlerischen Leistungen ihrer Genossen die
entschiedenste Anerkennung. Es war Andreas
Achenbach, der sich um die Auffindung eines
verloren gegangenen Bildnisses des Kölners
Pallenberg vonTrübners intimem Freunde Leibl
verdient machte, Defregger und Munkacsy
gehörten zu den Ersten, die Leibls Grösse er-
kannt haben. So zeigten die Maler gerade in
Trübners Umkreis gutes Verständnis für grosse
Erscheinungen unter ihren lebenden Kollegen
— selbst bei anderen Richtungen.

Wilhelm Trübner wurde am 3. Febr. 1 8 5 1
in Heidelberg geboren. Er war das Kind
wohlhabender Eltern, der übliche Wider-
stand gegen seine Wahl des Künstlerberufs
wurde gehegt, doch auf den Rat Anselm
Feuerbachs wurde der junge Kunstbeflissene
zum Besuche der Akademie in Karlsruhe er-
mächtigt. Er zog es bald vor, nach der
münchener Akademie zu wandern, auch hier
fand er nicht die rechte Befriedigung, er ge-
wann erst in dem Oesterreicher Canon, der
damals in Stuttgart lebte, einen Lehrer, welcher
ihm zusagte; der Maler aber, an welchen er
sich wahrhaft anschloss, mit dem und einem
kleinen Kreise gleichgesinnter Freunde er sich
gewissermassen amalgamierte, war Wilhelm
Leibl in München. Leibl riet ihm in München,
die Akademie zu verlassen. Er malte von
jetzt an in Verbindung mit Leibl; dieser war

nur um nicht ganz sieben Jahre älter als
Trübner.

Sehr interessant ist es, zwei Porträts zu
vergleichen, die von Trübner aus dieser Zeit
existieren. Das eine ist von Leibl. Leibl
malte den Jüngling mit etwas schwimmenden
blauen Augen, mit dem blonden Lockenkopfe,
mit einem wunderbar gezeichneten Munde,
als ein malerisches Meisterwerk. Es war das
Werk eines grossen Malers, der aber Trübner
nur als einen Durchgangspunkt benutzt hatte.
Er malte etwas wie eine Wiedergeburt eines
alten Bildes, der die Gesichtszüge Trübners
untergelegt waren. Leibl war zu einem ent-
zückenden Fleischton gelangt und hatte Trüb-
ners Bildnis mit prachtvoll kühnem Pinsel be-
handelt. Ganz anders wirkt das Bild, das Trüb-
ner von sich selbst im selben Jahre in Rom malte.

Es war nicht so gut gemalt wie das Ge-
mälde von Leibl. Trübner hat überhaupt nie
so gut wie Leibl zu malen gewusst. Aber
wir finden eine merkwürdige Freiheit in diesem
Bilde. Sehr ungezwungen sitzt der Jüngling da,
ganz, als ob er von einem Andern geschaut
wäre. Leibls Bild von ihm könnte sehr wohl
ein Selbstporträt sein; so lieben sich Maler in
Selbstbildnissen zu zeigen. Trübners Selbst-
bildnis könnte hingegen gerade von einem
Andern gemalt sein: so unbefangen ist es ge-
sehen, so lebensvoll. Nichts in diesem Bilde
lässt vermuten, dass es etwa um des Tones
willen oder um der Altmeisterlichkeit willen
entstanden sei. Es ist die Darstellung eines
heitern, naiven Menschen — und vollständig
persönlich ist der Ausdruck dieses Gesichtes.

Aus demselben Jahre — Trübner war erst
einundzwanzig Jahre alt — stammen merk-
würdig schöne Bilder. Der „erste Versuch"
(ein kleiner Cognacräubcr) ist wohl nur male-
risch. Doch schon das Gemälde „im Atelier",
eine Gruppe, die ein Mann und eine Frau
bilden, zeigt eine merkwürdig sprechende
Persönlichkeit in der Frau. Und das Bild aus

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