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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Wilhelm Trübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0031

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Ziel der Malerei. Er hat einige solche Bilder
fertig gebracht. Das subjektive Element ist
doch in der Kunst das Höchste. Dort wo sich
die dargestellte Person und der Raum in Eins
vermählten, wo Trübner sie mit seinem von
Einer und zwar einer starken Empfindung
durchströmten, wenn auch ruhigen Wesen
durchdrang, ist Trübner mehr geworden als der
Maler, den er in seinen Broschüren erkennen
lässt, der nur die Qualität der Farbe sieht.
Diese Art von Figurenbildern gelang ihm
nicht mehr oder gelang ihm lange Zeit nicht
mehr, seitdem er frühreif mit seinen besten
Bildern heraustrat. Hingegen bemerkt man
mit ausserordentlicher Freude, dass er in seinen
Landschaften wieder die Landschaften seiner
Jugend erreicht. Er geht alljährlich im
Sommer aufs Land, und aus den Aufenthalten
im Wald oder am See oder in Ortschaften,
die sich mit ihren kleinen Dächern hügelauf
ziehen, bringt er mannigfaltige Bilder heim.
Auf einigen Bildern von ihm sieht man weite

Terrains, mit Feldern bedeckt, in Gegenden,
die von Hügeln gekrönt sind. Stets sind seine
Landschaften grosszügig, von starker und doch
weicher Behandlung, manchmal etwas blau-
grünlich, — aber das Licht, das sie erfüllt,
ist das von wirklich lebendigen Landschaften.
Er kommt manchmal zu einer wunderbaren
Klarheit; ohne Kleinlichkeit gelangt der Künst-
ler zu vollkommenen Detailwirkungen. Eins
seiner glücklichsten Motive gewährte ihm das
Kloster Seeon; mit der grössten Gegenständ-
lichkeit vereinigt er auf dem Bilde voll Ruhe
und Klarheit, das er von dort heimbrachte,
die höchste Tonschönheit. In Bildern solcher
Art spricht sich bei Trübner eine köstliche
Reife aus. Zärtlichkeit und Wärme der Jugend,
Ruhe und Erkenntnis der Mannesjahre ist in
ihnen. Bei Bildern von dieser Gattung hat er
sich seine Kunst, um ein Wort Dürers anzu-
wenden, das er auf das Titelblatt seiner
ersten anonym erschienenen Broschüre schrieb,
„wieder errunden"-.

WILHELM TRÜBNEK, TAL'NUSL ANDSCHAFT

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