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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Friedländer, Max J.: Die Ausstellung Altniederländischer Gemälde in Brügge
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0070

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L'UNG

EMLING, SELBSTBILDNIS

DEM ALTAR IN DER SAMM-
DES DUKE OF DEV.ONSHIRE
2U CHATSWORTH).

DIE AUSSTELLUNG ALTNIEDER-
LÄNDISCHER GEMÄLDE IN BRÜGGE

von [.:-..;;

MAX J. FRIEDLÄNDER

Eine festliche Veranstaltung zog während des verflossenen Sommers
die Kunstfreunde nach Brügge. Dort waren mehr als 400 altnieder-
ländische Bilder, überallher geliehen, zu einer Ausstellung vereinigt.
Etwas von dem erloschenen Glänze der Stadt schien für kurze Zeit
erneut zu sein. In die Freude über eine so reiche Entfaltung der auf
diesem Boden gewachsenen Kunst mischten sich wehmütige Gedanken.
Gar wenig hat Brügge aus den Tagen seiner Blüte zu bewahren
vermocht. Die unerbittlichen Gewalten des ökonomischen Wandels,
die Brügge entthront und nacheinander Antwerpen, Amsterdam,
endlich London zur Hauptstadt des nordischen Handels gekrönt
haben, waren dem herrlichen Kunstbesitze verderblich und haben ihn
in alle Welt zerstreut. Eine ganze Schar verlorener Kinder war für
kurze Monate in die Heimat zurückgekehrt. Die neue Baulichkeit
der Provinzialregierung, in wohl verstandener Gotik, wie viele
moderne Häuser Brügges, errichtet, bot ausreichende Unterkunft
und recht gute Lichtverhältnisse. Die ganze Stadt aber fügte den
stilgerechten Rahmen um die Malwerke aus dem 15. Jahrhundert.

Das aus belgischen Kunstfreunden zusammengesetzte Komitee,
an dessen Spitze der unermüdlich thätige Baron H. Kervyn de
Lettenhove stand, hatte mit den überallhin gerichteten Bitten um
Beteiligung überraschend grosse Erfolge erzielt. Die Aufstellung der
Gemälde und alle anderen Bethätigungen der Veranstalter waren
höchst rühmlich — von der unglücklichen Katalogangelegenheit ab-
gesehen. Statt ein einfaches, übersichtliches Verzeichnis der ein-
gesandten Bilder rasch fertig zu stellen, machte sich James Weale daran,
einen umständlich beschreibenden Katalog zu verfassen, und erst, als
man an dem Fertigwerden dieser Arbeit verzweifelte, gab man den
ungeduldigen Besuchern der Ausstellung einen höchst mangelhaften
„Catalogue sommaire" in die Hände. Im September war der offi-
zielle Katalog Weales endlich fertig, trat aber in den Hintergrund
gegen einen fast gleichzeitig zum Abschluss gebrachten wissenschaft-
lich kritischen Katalog, -dessen Verfasser sich Georges H. de Loo
nennt. . -

Die Grenzen der Veranstaltung waren ziemlich weit gesteckt. Von
den spärlich vorhandenen Resten der niederländischen Malkunst aus
der Periode vor dem. Genter Altar waren manche Stücke zu sehen,
ziemlich schwache Arbeiten, die das Rätsel der Eyckschen That nur
noch rätselhafter erscheinen lassen. Die Grossen des 15. Jahrhunderts

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