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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Chronik
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3547#0125

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Porträt von ziemlicher Anmut und edlem Farben-
ton, doch fehlt dem Bild jene kühne Originalität, an
die wir bei dem Namen George Henry denken.
Dagegen haben die Kinderporträts von Ellis
Roberts und Miss Waller einen Geschmack von
Zuckerwasser. Beide Künstler malen mit äusserst
glattem Pinselstrich und mit fettem, glänzenden
Farbentone. Ellis Roberts bleibt der Lieblings-
maler eines Teils der englischen Aristokratie, welche
eine Nachahmung des Styls Gainsboroughs als
wahre Kunst betrachtet. Ein schönes und eigen-
artiges Bild ist „Mutter und Kind" von C. H.
Shannon; in seiner Komposition erinnert es etwas
an die Kunst Andrea del Sartos; daneben hängt
eine kleine düstere Farbensymphonie vonWhistler,
die schon öfter ausgestellt war. Der amerikanische

HUGO FREIHERR VON HABERMANN, AKTSTUDIE (PASTELL)

Meister hat seit seiner schweren Krankheit im
Sommer wenig geleistet, und seine Freunde sind
ernstlich besorgt seiner Gesundheit wegen. Aus-
ländische Malerei ist vertreten durch Carolus-
Duran, Mancini, Gabriel Nicolet, Therese
Schwartze und Wilhelm Trübner. Frl. Schwartzes
„Paul Krüger" ist kräftig und breit gemalt und
von sprechender Persönlichkeit; es ist ein durch-
aus gutes Werk in Komposition und Ausführung.
Von Wilhelm Trübner ist die „Dame in Grau"
ausgestellt. Die drei Porträts von der Hand
Nicolets sind unbedeutend und seine Fleischfarben
sind in viel zu hohem Ton gehalten. Mancini ist
wie immer grossartig in der Kühnheit, mit wel-
cher er die Farbenklexe auf die Leinwand wirft
und aus dem Wirrwar ein charaktervolles Porträt
schöpft. Der Zweck des Riesenbildes von Carolus-
Duran „En Familie" scheint, eine glückliche Lösung
des Problems zu finden, wie man sechzehn Per-
sonen auf eine Leinwand harmonisch gruppiert.
Von ästhetischem Gesichtspunkt ist dieses Streben
ihm nicht eelunsen. Von dem neusewählten Präsi-
deuten der Royal Scottish Academy, James Guthrie
ist ein kräftiges und sympathisch behandeltes Por-
trät in hellem Ton ausgeführt, mit schöner Be-
leuchtung. Die drei Bilder , welche aus einer
früheren Epoche des Veteranen Watts stammen,
sind unleugbar die Hauptzierde der Ausstellung.

B. von Keudell.

ZEITSCHRIFTEN SCHAU

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Hermann Muthesius spricht in der Zeitschrift
für bildende Kunst von der Malerei der glasgower
Schule. Sie ist weit bekannter in Deutschland ge-
worden als in England. Ja selbst in der sonst sehr
bedeutenden Kunstabteilung der glasgower Welt-
ausstellung konnte man nicht einen so guten Über-
blick über die schottischen Künstler gewinnen als
etwa voriges Jahr in Dresden in einer kleinen
Sammelausstellung schottischer Werke. Schottland
hat in der Geschichte der britischen Malerei eine
besondere Rolle gespielt. Es hat keine alles be-
herrschenden Persönlichkeiten hervorgebracht,
keine Künstler wie Reynolds, Turner, Maddox
Brown, Rossetti und Millais, jedoch hat es in seiner
Gesamtleistung eine grosse Höhe und die technische
Seite ist stets auffallend bei den Schotten ent-
wickelt gewesen. Hingabe an die Natur, viel
mehr aber noch Sinn für Farbe hat die schottische
Malerei immer gezeigt. Sie hat auch einen Hang
zum Romantischen immer gehabt, der mit dem
Lande der nebelverschleierten Figur Ossians und
des ganz Europa mit Romantik speisenden Walter
Scott untrennbar verbunden war. Die englische
Kunst ist durch Schottland wiederholt beeinllusst

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